
Pestel-Institut: Landkreis Lüneburg rast auf „graue Wohnungsnot“ zu
2035 ist im Landkreis Lüneburg die Generation der Babyboomer im Ruhestand – nach aktuellem Stand jede vierte Person im Landkreis. Wo sind die altersgerechten Wohnungen für sie? „Bereits heute braucht der Kreis Lüneburg rund 6.400 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt bei weitem nicht her“, so Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts, auf Grundlage von Untersuchungsdaten.
Mitteilung von: Pestel Institut – Am: 11.03.2025
Online: https://www.pestel-institut.de/ – Foto: Nils F. Hillebrand
Pestel-Institut: Kreis Lüneburg rast mit 100 Sachen auf „graue Wohnungsnot“ zu
Aktuelle Untersuchung: 10.600 Seniorenwohnungen bis 2045 gebraucht
Der Kreis Lüneburg kommt in die Jahre – und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet: Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden im Landkreis Lüneburg rund 11.100 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute: Insgesamt rund 47.200 von aktuell rund 190.000 Einwohnenden, also etwa jede vierte Person. Das geht hervor aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen des Pestel-Instituts.
Wohnungsmarkt in Lüneburg damit komplett überfordert
Die Wissenschaftler warnen dabei: „Der Wohnungsmarkt im Kreis Lüneburg ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Der Kreis Lüneburg rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Matthias Günther.
Altersgerechte Wohnungen fehlen bereits jetzt
Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 87.500 Haushalte im Landkreis Lüneburg. In 32 Prozent davon leben Senioren. „Bereits heute braucht der Kreis Lüneburg rund 6.400 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt im Kreis Lüneburg bei weitem nicht her“, sagt Matthias Günther.
Und für 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen sogar einen deutlichen Anstieg: So wird der Landkreis Lüneburg in zwanzig Jahren für rund 10.600 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum Leben im Alter passen.
Sanierungsoffensive gefordert
Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, sagt Matthias Günther.
Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen im Kreis Lüneburg zu sorgen. „Doch die ist bislang nicht in Sicht: Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, sagt Günther.
Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) appelliert an Politik
In Auftrag gegeben hatte der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen. Präsidentin Katharina Metzger fordert, die neue Bundesregierung müsse die Brisanz, die die Wohnungsnot habe, dringend erkennen: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Wer eine horrende Miete zahlen muss oder erst gar keine Wohnung findet, die er noch irgendwie bezahlen kann, bei dem wächst Frust. Das alles ist sozialer und letztlich auch demokratischer Sprengstoff“, warnt Katharina Metzer.
Hauseigentum: Wohnung oder Haus rechtzeitig seniorengerecht umbauen
Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hat bei einer Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen auch die rund 16.900 Haushalte im Landkreis Lüneburg im Blick, wo Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen: „Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung – es ist wichtig, älteren Menschen für ihr Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen. Dabei ist das Bad das A und O.“ Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen.
Deutlich mehr auch auf staatliche Unterstützung angewiesen
Bei Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: „Bei vielen Baby-Boomern gab es immer wieder Phasen von Arbeitslosigkeit. Außerdem waren die geburtenstarken Jahrgänge die, die oft zum Niedriglohn gearbeitet haben. Also gehen viele der Baby-Boomer mit einer eher kleinen Rente nach Hause. Ihre Miete können sie sich damit nicht mehr leisten – sie wird zur ‚K.o.-Miete‘. In Zukunft werden also deutlich mehr Menschen als heute im Kreis Lüneburg auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so die Prognose von Pestel-Institutsleiter Günther.
Heimplätze deutlich teurer als Seniorenwohnen im eigenen Haushalt
Dabei sei es für die öffentlichen Kassen in der Regel sogar deutlich günstiger, altersgerechten Wohnraum zu schaffen: „Andernfalls sind Ältere nämlich gezwungen, ins Heim zu gehen. Und die Kosten für einen Heimplatz stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte Wohnung zu schaffen“, so Pestel-Institutsleiter Matthias Günther. Der Staat müsse daher den Neubau von Seniorenwohnungen und den altersgerechten Umbau bestehender Wohnungen kräftig unterstützen.
Vorschlag der IG Bau: Selbstverpflichtung der Wohnungskonzerne
Bereits 2023 schlug die IG BAU eine Selbstverpflichtung für große Wohnungskonzerne vor, so der Bezirksvorsitzende der IG BAU Hamburg, Achim Bartels: „Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Seniorenwohnungen sollten sich die Wohnungsunternehmen verpflichten, einen bestimmen Anteil freiwerdender Wohnungen altersgerecht umzubauen.“ Dieser sollte bei mindestens 20 Prozent liegen.
Mehr Information und Kontakt
- Pestel Institut: https://www.pestel-institut.de/
- Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V.: https://www.bdb-bfh.de/
- Lüne-Blog: IG BAU: „Graue Wohnungsnot“ im Kommen – Bedarf an barrierefreien Wohnungen steigt – 16.08.2023
Mehr bei Lüne-Blog
- DIE LINKE: Mieten im Landkreis Lüneburg sind überdurchschnittlich hoch – 27.04.2024
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Barrierefreie Dusche. Foto: IG BAU
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