Polizei, Feuerwehr und ÜSTRA Hannover: Zusammenarbeit bei Notfall-Einsatz geübt
Über Monate hinweg war das komplexe Übungsszenario vorbereitet worden. Beteiligt waren Einsatzkräfte der Polizeidirektionen Lüneburg und Hannover, der Feuerwehr und Beschäftigte der ÜSTRA-Leitstelle in Hannover. Ziel war es, auf einen Notfall-Einsatz vorzubereiten und mögliche Verbesserungen zu erkennen. Der Ablauf zeigt anschaulich, auf wieviel Ebenen solche Einsätze vernetzt sind.
Mitteilung von: Polizeidirektion Lüneburg, Feuerwehr Hannover, Polizeidirektion Hannover – Am: 22.09.2024
Online: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/66841/5869498 – Foto: Polizeidirektion Hannover
Polizei, Feuerwehr und ÜSTRA Hannover: Komplexe Großübung und Zusammenarbeit bei Notfall-Einsatz
Foto: Polizeidirektion Hannover: Spezialeinsatzkräfte während der „Verhandlungen“
Am Samstag, dem 21. September 2024, arbeiteten Polizeidirektion Hannover, Polizeidirektion Lüneburg, Landeskriminalamt Niedersachsen, Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen, Feuerwehr Hannover und die Hannoverschen Verkehrsbetriebe ÜSTRA zusammen bei einer groß angelegten Vollübung. Simuliert wurde ein komplexes und realitätsnahes Szenario: Im Rahmen der Übung wurde ein Anschlag auf eine öffentliche Informationsveranstaltung nachgestellt. Ziel der Übung war es, die vielfältigen Herausforderungen eines solchen Einsatzes umfassend zu trainieren und die Abläufe der beteiligten Kräfte zu optimieren.
Szenario: Bewaffnete eröffnen Feuer auf Gäste einer Veranstaltung
Das Szenario sah vor, dass mehrere bewaffnete Täter das Feuer auf die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung eröffneten. Dabei kam es zu einer großen Anzahl an Toten und Verletzten, was die Einsatzkräfte sofort in höchste Alarmbereitschaft versetzte.
Die erste Herausforderung bestand darin, den Bereich schnell und effizient abzusperren, um sowohl die Sicherheit der Bevölkerung als auch der Polizeikräfte zu gewährleisten. Dies erforderte eine enge Koordination der Absperrmaßnahmen, da der Bereich um die Veranstaltung weiträumig abgeriegelt werden musste, ohne gleichzeitig den Zugang für Rettungskräfte und weitere Einsatzmittel zu behindern.
Geiselnahme in Schulgebäude: Eskalation verhindern
Parallel dazu mussten die Interventionskräfte der Polizei unter hohem Zeitdruck und unter der ständigen Bedrohungslage durch die bewaffneten Täter agieren. Es gelang den Interventionskräften, einen der Angreifer in einem gezielten Einsatz zu stoppen. Doch dies war nur der erste Schritt.
Der zweite Schütze verschanzte sich im Schulgebäude und nahm mehrere Geiseln, was die Situation deutlich erschwerte. Die Einsatzkräfte standen nun vor der schwierigen Aufgabe, die Geiseln zu schützen und gleichzeitig eine Eskalation der Lage zu verhindern.
Im Hintergrund: Ermittlungen und Zeugenbefragung
Währenddessen liefen umfangreiche Ermittlungen an, um die Hintergründe der Tat zu klären und mögliche weitere Täter oder Komplizen zu identifizieren. Die Ermittlerinnen und Ermittler vor Ort waren mit verschiedenen Aufgaben betraut, darunter die Spurensicherung, das Sammeln von Beweismaterial und die Klärung der Identitäten der Täter und Opfer.
Gleichzeitig wurden potenzielle Zeugen durch Einsatzkräfte vernommen. Diese Zeugenbefragungen dienten sowohl der Aufklärung des Tathergangs als auch der Betreuung der Zeugen, um ihnen die Verarbeitung des Erlebten zu erleichtern.
Rettungskräfte: Versorgung der Verletzten – Teil eines Kurses für Notärzte
Die Rettungskräfte der Feuerwehr Hannover waren ebenfalls intensiv eingebunden. Sie mussten nicht nur die Verletzten vor Ort versorgen, sondern auch die Verteilung dieser auf umliegende Krankenhäuser koordinieren, was eine logistische Herausforderung darstellte. Die Zusammenarbeit zwischen den medizinischen Einsatzkräften und den polizeilichen Einheiten war dabei von zentraler Bedeutung, um die Rettungsmaßnahmen effizient durchzuführen und eine optimale Versorgung sicherzustellen.
Die Übung bildete den Abschluss eines Kurses für Leitende Notärztinnen und Notärzte, bei dem Mediziner:innen aus dem gesamten Bundegebiet auf die medizinische Leitung von Großschadensereignissen vorbereitet wurden.
Kommunikation mit den Medien
Auch die Kommunikation und Medienarbeit war Teil der Übung. Die fiktiven Medienanfragen, die laufend eingingen, mussten zügig und professionell beantwortet werden, um die Öffentlichkeit mit aktuellen Informationen zu versorgen. Die Pressesprecher standen im ständigen Kontakt mit den operativen Einheiten, um sicherzustellen, dass alle Informationen präzise und zeitnah weitergegeben wurden.
Verhandlungsgruppe tritt in Kontakt mit Geiselnehmer
Darüber hinaus trat die Verhandlungsgruppe der Polizeidirektion Hannover in Kontakt mit dem verbliebenen Täter und leitete intensive Verhandlungen ein. Nach langwierigen Verhandlungen gelang es den Spezialkräften, den Täter schließlich festzunehmen und die Geiseln unversehrt zu befreien.
Weiteres Szenario: Sprengstoffanschlag auf einen Bus in Celle
Etwa zwei Stunden nach dem Anschlag bei der Veranstaltung ereignete sich ein weiterer schwerwiegender Zwischenfall: Ein Täter verübte einen Sprengstoffanschlag auf einen Bus im Bereich Celle. Der Bereich rund um die Explosion musste großflächig evakuiert und gesichert werden, um die Bevölkerung vor möglichen weiteren Gefahren zu schützen.
Ermittlungsteams erforschen Identität des Täters
Unmittelbar nach der Evakuierung begannen die Fahndungs- und Spezialkräfte, unterstützt von Ermittlerteams, mit der Sicherung des Tatorts und der Spurensuche. Dabei standen sie vor einer Vielzahl von Fragen: Wie viele Täter waren an dem Anschlag beteiligt? Drohte eine weitere Explosion, oder war der Täter allein unterwegs?
Schnell wurde die Identität des Täters ermittelt, was den Fahndungs- und Spezialkräften einen entscheidenden Vorteil verschaffte. Nach einer intensiven Suche konnte der Täter schließlich festgenommen werden. Trotz dieser schnellen Reaktion standen die Einsatzkräfte weiterhin vor der Herausforderung, mögliche Komplizen oder Hintergründe der Tat aufzuklären.
Polizeidirektion Lüneburg: Koordination von Ermittlungen und Einsatzmaßnahmen
Gleichzeitig musste die dort zuständige Polizeidirektion Lüneburg, die für die Region Celle verantwortlich ist, die Ermittlungen und Einsatzmaßnahmen koordinieren. Besonders kompliziert wurde die Lage durch die potenziellen Verbindungen zwischen dem Sprengstoffanschlag in Celle und dem vorangegangenen Anschlag auf die Veranstaltung in Hannover.
Die Beamtinnen und Beamten beider Polizeidirektionen standen vor der schwierigen Aufgabe, herauszufinden, ob die Taten miteinander verknüpft waren und ob es noch weitere Täter gab, die möglicherweise Anschläge planten. Drohte etwa eine Serie von Anschlägen oder war die Gefahr gebannt?
Kooperation von Polizeidirektion Lüneburg und Hannover bei Ermittlungen und Öffentlichkeitsarbeit
Die beiden Polizeibehörden mussten ihre Einsatzkräfte in enger Zusammenarbeit nicht nur auf die Sicherung des Tatorts und die Durchführung der Ermittlungen fokussieren, sondern auch in der Öffentlichkeitsarbeit koordiniert auftreten. Besonders die Frage, ob weitere Explosionen drohten, beschäftigte die Bevölkerung. Die Kräfte der Polizeidirektion Lüneburg und Hannover agierten Hand in Hand, um die Öffentlichkeit zu informieren und gleichzeitig die Sicherheitslage in beiden Regionen unter Kontrolle zu halten.
Drittes Szenario: ÜSTRA-Betriebshof Glocksee betroffen
Ab dem Mittag tat sich ein weiterer kritischer Schauplatz auf: Ein vierter Täter verschaffte sich Zugang zum Gelände des ÜSTRA-Betriebshofes Glocksee. Dieser Angreifer, ein Mittäter des Anschlags von zuvor, der offenbar in die Enge getrieben wurde, nahm einen Busfahrer, der sich gerade in seiner Pause befand, als Geisel und verschanzte sich im Bus.
Das Gelände wurde umgehend weiträumig abgesperrt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen und weitere Gefährdungen zu verhindern. Besonders brisant war die Situation, da mit dem ÜSTRA-Betriebshof auch die kritische Infrastruktur des städtischen Nahverkehrs bedroht war.
ÜSTRA-Leitstelle Hannover zieht in Ersatz-Dienststelle am Kröpcke um
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitstelle wurden durch die plötzlich notwendige Evakuierung überrascht und mussten in kürzester Zeit in die Redundanz-Dienststelle am Kröpcke umziehen. Nur so konnte der öffentliche Personen- und Nahverkehr der Landeshauptstadt aufrechterhalten werden, während die Einsatzkräfte der Polizei dafür sorgten, dass dieser Umzug sicher ablief.
Verhandlungsgruppe deeskaliert und bewegt Täter zur Aufgabe
Die Verhandlungsgruppe der Polizei Hannover trat umgehend mit dem Geiselnehmer in Kontakt. Da es sich um einen Mittäter handelte, der aufgrund der bisherigen Einsätze zunehmend unter Druck geraten war, war höchste Sensibilität gefragt. Es galt, weiteren Schaden zu verhindern und die Situation zu deeskalieren. Parallel dazu hielten sich die Spezialeinheiten bereit für den Fall, dass ein Zugriff notwendig werden sollte.
Die Verhandlungsgruppe agierte mit hoher Professionalität und Einfühlungsvermögen, um die Sicherheit des Busfahrers zu gewährleisten, und konnte den Täter schließlich zur Aufgabe bewegen. Kräfte des Spezialeinsatzkommandos nahmen ihn widerstandslos fest. Dadurch konnte der Einsatz ohne weitere Gewalt beendet und die Geisel unversehrt befreit werden.
Stimmen zur Übung
Axel Brockmann, Landespolizeipräsident Niedersachsen: „Die Übung basierte auf Szenarien, mit denen die Polizei tatsächlich jederzeit konfrontiert werden kann. Aus dem Grund arbeiten wir intensiv daran, extremistische Strukturen frühzeitig zu erkennen und derartige Vorfälle nach Möglichkeit bereits im Vorfeld zu verhindern. Dennoch ist es notwendig, dass die Polizei regelmäßig mögliche Anschlagsszenarien trainiert, um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. Die heutige Übung hat eindrucksvoll gezeigt, dass alle beteiligten Behörden in dieser Hinsicht gut aufgestellt sind und die Zusammenarbeit gut funktioniert. Ich bedanke mich bei allen an der Übung Beteiligten!“
Thorsten Massinger, Polizeivizepräsident der Polizeidirektion Hannover und Einsatzleiter der Übung: „Das Grundgerüst der vorgedachten Strukturen und Einsatztaktiken hat sich als äußerst wirkungsvoll erwiesen, dennoch gibt es wichtige Stellschrauben, die wir angehen werden. Als Resümee kann ich aber zu Recht behaupten, dass die Polizeidirektion Hannover und die mitübenden Behörden für den Ernstfall gut vorbereitet sind.“
Mehr Information und Kontakt
- Polizeidirektion Lüneburg: https://www.pd-lg.polizei-nds.de/
- Online-Wache Polizei Niedersachsen: https://portal.onlinewache.polizei.de/de/ni/
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