Radentscheid zur Ilmenaustraße: Parkplätze und Fahrradstraße funktioniert nicht zusammen
Scharfe Kritik übt der Radentscheid Lüneburg an den aktuellen Plänen zur Ilmenaustraße. Hier soll ein Teilstück des Fahrradstraßen-Rings entstehen. Aber gleichzeitig sollen möglichst viele Parkplätze erhalten bleiben. „Wie soll sicheres Fahrradfahren möglich sein, wenn ständig Autos ein- und ausparken, Suchverkehr den knappen Raum beansprucht und Dooring-Unfälle drohen?“, fragt der Radentscheid.
Mitteilung von: Radentscheid Lüneburg – Am: 31.10.2025
Online: https://radentscheid-lueneburg.de/ – Foto: Lüne-Blog.
„Verdient nicht den Namen Fahrradstraße“ – Radentscheid fordert parkfreien Raum in der Ilmenaustraße
Foto: Lüne-Blog. Die Ilmenaustraße Lüneburg: Zentral, grün, am Ilmenauufer und bisher als Parkplatz genutzt. Fahrzeuge, die hier rückwärts ausparken, gefährden die vorbeifahrenden Radler.
Im Vorfeld des Mobilitätsausschusses am 5. November 2025 übt die Initiative Radentscheid Lüneburg scharfe Kritik am aktuellen Vorschlag der Stadtverwaltung zur Umgestaltung der Ilmenaustraße. „Die Inhalte sind absolut widersprüchlich und versuchen schönzureden, was keiner anpacken will“, sagt Sprecher Ronald Orth.
Widersprüchliche Zielsetzungen
So betont die Verwaltung in ihrer Vorlage das Ziel, „den Radverkehr gebündelt, sicher und komfortabel durch das Stadtgebiet zu führen, dabei zentrale Achsen zu verknüpfen und die Erreichbarkeit der Innenstadt zu erhöhen”. Aber auf der anderen Seite empfiehlt sie, möglichst viele Parkplätze entlang des Flusses zu erhalten. Diese sollen sowohl quer, als auch längs zur Fahrbahn verlaufen („Mischparken“). Das führt zu einem hohen Gefährdungspotenzial für Radfahrende – und torpediert damit den Charakter einer Fahrradstraße.
Bei ständigem Ein- und Ausparken kein sicherer Radverkehr möglich
„Wie soll sicheres Fahrradfahren möglich sein, wenn ständig Autos ein- und ausparken, Suchverkehr den knappen Raum beansprucht und Dooring-Unfälle drohen?“, fragt die Initiative. Eine Fahrradstraße, auf der immer Autos parken, widerspreche dem Grundgedanken dieses Verkehrskonzepts.
Auch das weitere Ziel: „Die Umgestaltung soll die Aufenthaltsqualität erhöhen“, wird unterlaufen, wenn möglichst viele Parkplätze erhalten bleiben sollen. Denn durch das Parken quer zur Fahrbahn müssen schmalere Gehwege und eine hohe Belastung durch Autoverkehr in Kauf genommen werden.
Beschlossene Zielsetzungen werden nicht umgesetzt
Der Radentscheid erinnert Verwaltung und Politik an ihre eigenen Beschlüsse: In sämtlichen Grundsatzpapieren wie den Leitlinien Radverkehrspolitik 2030+, dem Klimaschutzplan und ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) ist klar festgehalten, dass Fuß- und Radverkehr priorisiert und der motorisierte Individualverkehr reduziert werden muss. Innerstädtisches Parken soll vorrangig in Parkhäusern stattfinden.
„Wenn es um konkrete Projekte geht, werden diese Ziele regelmäßig ignoriert“, kritisiert Ronald Orth vom Radentscheid. „So wie die Umgestaltung derzeit geplant ist, trägt sie nicht zur Verkehrswende bei. Die in der Verwaltungsvorlage formulierte Aussage, der Abschnitt leiste einen konkreten Beitrag zur Umsetzung des Radentscheids, wird durch den Beschlussvorschlag konterkariert.“
Radentscheid Lüneburg: Parkfreien, sicheren und durchgängigen Raum für den Radverkehr schaffen
Der Radentscheid Lüneburg fordert daher, die Planung so zu überarbeiten, dass im Bereich der Ilmenaustraße ein parkfreier, sicherer und durchgängiger Raum für den Radverkehr entsteht – im Einklang mit den bereits beschlossenen Zielen der Stadt.
- Radentscheid Lüneburg: https://radentscheid-lueneburg.de/
Mehr bei Lüne-Blog
- Radentscheid Lüneburg: Keine Parkplätze in der Ilmenaustraße – mehr Sicherheit für den Radverkehr – 12.09.2025
2022 beschloss der Rat der Stadt Lüneburg, sich dem Bürgerbegehren Radentscheid anzuschließen und die geforderten Maßnahmen umzusetzen. Dazu gehört ein Fahrradstraßenring um die Innenstadt. Im Ausschuss für Mobilität am 17. September 2025 geht es nun um die Ilmenaustraße und die Parkplätze dort. Sie würden ein ständiges Risiko für Vorbeiradelnde bilden und seien nicht nötig, weist der Radentscheid hin. - Mobilität in der Stadt – Beispiel Fahrradstraßen: Klimaentscheid berichtet aus dem Mobilitätsausschuss im September 2025 – 24.09.2025
Im Mobilitätsausschuss der Hansestadt geht es um Themen, die viele Menschen betreffen – Fuß-, Rad-, Kfz- und öffentlicher Verkehr. Das kann für Diskussionen sorgen. Aufgrund der aktuellen Auseinandersetzungen zum Fahrradstraßen-Ring berichtet der Klimaentscheid hier ausführlicher über die Sitzung im Mobilitätsausschuss am 17. September 2025. Dort ging es um die Umwidmung des Amselwegs als Fahrradstraße und die Umgestaltung der Ilmenaustraße für den Radverkehr.

Grafik: OpenStreetMap Mitwirkende / Lünepedia. Geplanter Fahrradstraßen-Ring um die Lüneburger Innenstadt. Er hätte bis Ende 2024 fertiggestellt werden sollen. Bisher gibt es nur den orange markierten Abschnitt. Der Ring ermöglicht dem Radverkehr ein zügiges und sicheres Passieren der Innenstadt in die umliegenden Stadtteile und soll den Radverkehr aus den Fußgängerzonen bringen.

Grafik/Montage: Radentscheid Lüneburg. Die Ilmenaustraße als Teil des Fahrradstraßenrings könnte zum Beispiel so aussehen.
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Lünepedia: Fahrradstraßen-Ring
Der Fahrradstraßen-Ring, von der Stadtverwaltung inzwischen als Fahrradring bezeichnet, ist ein ursprünglich vom ADFC geplanter Ring aus Fahrradstraßen um die innerstädtische Fußgängerzone. Die Einrichtung des Fahrradstraßen-Rings wurde 2020 in einer Sitzung des Verkehrsausschusses der Hansestadt beschlossen (mehr). Er wird eine Länge von ca. 2,5 km haben. Als erster Abschnitt wurde 2020 die Wallstraße als Fahrradstraße umgewidmet, 2023 folgte die Haagestraße. Er sollte bis 2024 umgesetzt sein, das war auch eine Forderung des beschlossenen Radentscheids.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Fahrradstraßenring
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In Deutschland sterben jährlich viele Hundert Menschen beim Radfahren oder Zufußgehen, Tausende werden schwer verletzt (Quelle: https://www.zeit.de/mobilitaet/2025-10/toedliche-fahrradunfaelle-2024-radfahrer-unfallbilanz-verkehrssicherheit).
Die taz schrieb dazu vor kurzem, die meisten dieser Unfälle seien kein Schicksal, sondern das Ergebnis schlechter, ignoranter Verkehrspolitik. Weil immer noch unfallvermeidende Infrastrukturmaßnahmen blockiert werden – von denjenigen, die für die Verkehrspolitik zuständig sind. Das sind Menschen, die in Parlamenten und Ämtern sitzen. Sie verantworten seit Jahren eine Infrastruktur, die beispielsweise ein unachtsames Türöffnen zur tödlichen Gefahr werden lässt. Bis heute planen sie Radwege, die direkt neben parkenden Autos verlaufen (Quelle: https://taz.de/Sichere-Radinfrastruktur/!6116896/).
Absolut unverständlich, warum die Verwaltung in der Ilmenaustraße nicht das umsetzen will, was sie in der Haagestraße gemacht hat: Alle Querparkstände zu Längsparkständen umbauen.
Zur Verringerung des unsinnigen Parksuchverkehrs in der Straße sollte man die verbleibenden Parkplätze als Anwohnerparkplätze ausweisen. Das wäre sicherheitsorientierte Verkehrspolitik, die auch noch die Belange der Anwohner berücksichtigt. Wer könnte etwas dagegen haben?
Mit konkreten Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit tut Deutschland sich bislang schwer. Die Folge: 2024 kamen in Deutschland 441 Fahrradfahrer und 402 Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben.
In einer Kolumne auf der Online-Plattform utopia.de wurde hierzu folgende Frage aufgeworfen: Müsste der Umstand, dass jeden Tag in Deutschland unschuldige Bürger in aller Öffentlichkeit totgefahren werden, nicht mehr Menschen empören?
Die Gesellschaft habe sich an die vielen Verkehrstoten gewöhnt, meint der Kolumnist. Der Grund: Viele glauben, Verkehrsunfälle seien unvermeidbar. Das ist jedoch ein Irrglaube, da die Maßnahmen für mehr Sicherheit längst bekannt sind. Letztlich gehe es um eine Güterabwägung, ob die Unversehrtheit Zehntausender Menschen geschützt werden soll oder die Privilegien von Autos.
Der Kolumnist zieht ein klares Fazit: „Dass diese eigentlich klare Güterabwägung in Deutschland immer noch zugunsten der automobilen Freiheit entschieden wird, ist ein Armutszeugnis […] für ein zivilisiertes Land und für unseren Staat. Dessen Aufgabe ist es, die Allgemeinheit zu schützen und nicht die Privilegien einiger weniger.“
(Quelle mit weiteren Informationen: https://utopia.de/843-vermeidbare-verkehrstote-warum-deutschland-von-helsinki-und-co-lernen-muss_840046/)