Regionalbahnverkehr in Niedersachsen: Grüne fordern mehr Verlässlichkeit
Die Zahl der Zugausfälle im Regionalverkehr in Niedersachsen hat sich 2021 fast verdreifacht. Grund ist sehr häufig Personalmangel. Landtagsmitglied Detlev Schulz-Hendel, Sprecher für Wirtschaft und Verkehr der Grünen-Fraktion, fordert mehr Verlässlichkeit im Regionalbahnverkehr und die Einhaltung von Qualitätsmindeststandards bei den beauftragten Eisenbahnunternehmen.
Mitteilung von: Detlev Schulz-Hendel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Niedersachsen
Am: 22.02.2022
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Grüne: Mehr Verlässlichkeit im Regionalbahnverkehr in Niedersachsen
Die Antwort auf eine Anfrage der Grünen zum Thema „Zugausfälle und Zugverspätungen im Regionalverkehr“ hat zu Tage gefördert, dass es auf zahlreichen Strecken zu einer Zunahme der ungeplanten Zugausfälle gekommen ist. Im Durchschnitt stieg diese Zahl im Jahr 2021 im Vergleich zum Jahr 2020 um das 2,8-fache an.
Fast Verdreifachung der Zugausfälle im Regionalverkehr
- Defekte Fahrzeuge sorgten vor allem bei Metronom im Hansenetz für Ausfälle, hier gibt es eine Verdoppelung der ungeplanten Zugausfälle in 2021 im Vergleich zum Vorjahr.
- Besonders beim Erixx im Heidekreuz und der Nordwestbahn im Weser-Ems-Netz sind etliche Züge ausgefallen (2021 jeder 17. Erixx im Heidekreis). Das entspricht einer Versechsfachung der ungeplanten Ausfälle im Vergleich zum Vorjahr auf den Strecken zwischen Hamburg und Hannover und zwischen Bremen und Uelzen. Personalmangel war dabei mit rund 68 Prozent die Hauptursache.
- Die Nordwestbahn im Weser-Ems-Netz kommt ebenfalls ihrem Auftrag in den letzten Jahren vor allem aufgrund eines anhaltenden Personalmangels nicht vollumfänglich nach. 2021 vervierfachte sich die Zahl der ungeplanten Zugausfälle bei der Nordwestbahn, nahezu jeder 20. Zug fiel auf der Strecke aus, fast die Hälfte (46 Prozent) auf Grund von Personalmangel.
Qualitätsmindeststandards als Grundlage bei der Vergabe von Strecken
Dazu sagt Detlev Schulz-Hendel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag Detlev Schulz-Hendel:
„Geplante und ungeplante Zugausfälle sowie -verspätungen sorgen weiterhin für Frust bei den Pendlerinnen und Pendlern im Regionalbahnverkehr in Niedersachsen. Natürlich lassen sich auch geplante Zugausfälle aufgrund von Bauarbeiten nicht immer vermeiden. Gleichwohl braucht ein funktionierender Nahverkehr deutlich mehr Abstimmung seitens des Verkehrsministeriums mit DB Netz bei notwendigen Bauarbeiten, um die negativen Auswirkungen für die Fahrgäste zu minimieren.
Dreh- und Angelpunkt für Verbesserungen sind die Vergabekriterien von Strecken an die Eisenbahnverkehrsunternehmen. Nicht die Kosten, sondern die Qualitätsmindeststandards müssen Kern künftiger Ausschreibungen bilden.
Maßnahmen gegen Personalmangel treffen
Zugausfällen wegen Lokführer*innenmangels oder technischer Probleme muss besser vorgebeugt werden. Zur Entschärfung des Fachkräftemangels haben wir Grünen bereits vor über einem Jahr eine Ausbildungsoffensive für geflüchtete Menschen gefordert, die trotz positiver Prognose der Eisenbahnfachschulen vom niedersächsischen Verkehrsminister abgelehnt worden ist.
Sanktionen bei schlechten Leistungen verschärfen
Auf der anderen Seite muss über eine deutliche Verschärfung von Sanktionen bei Nichteinhaltung der zugesagten Verkehrsleistungen nachgedacht werden. Während der Bahnverkehr bei der Bentheimer Eisenbahn und bei der Westfalenbahn vorbildlich und zuverlässig läuft, setzen sich die Zugausfälle und Zugverspätungen bei der Nord West Bahn bereits über Jahre hinweg fort.
Wir erwarten hier Veränderungen und deutlichere Sanktionsmöglichkeiten, im Zweifel bis zur Kündigung, wenn dauerhaft schlechte Leistungen erbracht werden. Weitere negative Beispiele sind im Heidekreuz zu finden. Zwischen Buchholz und Soltau ist über viele Wochen hinweg nur jeder zweite Zug bzw. sind noch weniger Züge gefahren. Bis heute ist hier kein zuverlässiger Regionalbahnverkehr erkennbar.
Das untermauert unsere Forderung, dass die Aufgabenträger bereits bei den Ausschreibungen solche Missstände verhindern müssten, anstatt Verfehlungen regelmäßig durch die Landesregierung erklären zu lassen.
Genauere Daten erheben
Besonders ernüchternd ist auch, dass die Landesregierung keinerlei Daten zu nicht erreichten Anschlüssen erhebt. Das führt dazu, dass Züge in der Statistik scheinbar pünktlich fahren – und zwar unabhängig davon, ob fahrplanmäßig versprochene Anschlusszüge erreicht werden. Verkehrsminister Althusmann wäre gut beraten, hier einen Blick in die Schweiz zu werfen. Dort ist das wichtigste Qualitätskriterium, die Anschlusssicherung zu gewährleisten.
Information der Fahrgäste in Echtzeit ermöglichen
Wir fordern den Verkehrsminister zudem auf, eine niedersachsenweite öffentliche digitale Plattform zu schaffen, die Fahrgäste möglichst in Echtzeit transparent informiert. Das ist ein Beitrag, um mehr Vertrauen zu schaffen und um zu verhindern, dass sich Fahrgäste frustriert von der Schiene abwenden und auf das Auto umsteigen.“
Landtag Niedersachsen: Antwort auf die Nachfrage
- Landtag Niedersachsen: Antwort zur Anfrage „Wie haben sich Qualität und Verlässlichkeit im niedersächsischen Regionalbahnverkehr in den Jahren 2020 und 2021 entwickelt“. PDF-Datei – mehr
Hintergrund
Der überregionale Zugverkehr wird von der Deutschen Bahn (DB) betrieben. Der regionale Zugverkehr liegt in der Hand der Länder. Das Land Niedersachsen hat die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) beauftragt mit der Verkehrsplanung für den schienengebundenen Personennahverkehr (SPNV), der Fahrplanentwicklung und der Bestellung der Zugfahrten im Regionalverkehr.
Wenn mehrere Verkehrsunternehmen eine vorgesehene Strecke bedienen wollen, führt die LNVG Wettbewerbsverfahren durch und schließt Verträge mit Eisenbahnunternehmen, die dann die geplanten Zugleistungen erbringen sollen.
- Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG): lnvg.de
- Aktuelle Liste der beauftragten Eisenbahnverkehrsunternehmen: mehr
- Streckenkarte mit Verkehrsangebot – die einzelnen Strecken und die zuständigen Eisenbahnunternehmen lassen sich hier aufrufen: mehr
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Das ist ja interessant, dass es gerade die Privatbahnen sind, die Verspätungen haben. Die Privatisierung muss meiner Meinung nach zurückgenommen werden und die Zahl der angefahrenen Bahnhöfe durch die Bahn wieder ausgebaut, statt weiter zurückgebaut werden. Das ist wichtig für die Verkehrswende!