Stadtentwicklung Lüneburg: Attraktive Innenstadt, umweltfreundliche Mobilität und Barrierefreiheit als Zukunftsaufgaben
Mit Parkplätzen ist die Innenstadt gut versorgt. Aber sie sollte sauberer und barrierefreier und der öffentliche Verkehr besser werden. Dies hat der Verein Lüneburg City Management in seinen Maßnahmenkatalogen (2017/2019) für eine attraktive Innenstadt zusammengestellt. Es lohnt sich, einmal wieder hineinzuschauen!
Unterstützt werden die Forderungen durch die Einzelhandelsuntersuchung (2021) und das Demografie-Gutachten (2018) des Landkreises Lüneburg. Sie beschreiben die Zukunftsaufgaben, die auf Stadt und Landkreis zukommen.
Mitteilung von: LCM Lüneburg / Landkreis Lüneburg
Online: jeweils angegeben.
I. Lebendige Innenstadt Lüneburg: Maßnahmenkataloge von Lüneburg City Management (LCM)
Die Problemlage ist klar: Online-Handel, Corona, wirtschaftliche Entwicklung, Klimakrise – all das macht dem Handel zu schaffen. Wie kann Lüneburg für Bevölkerung, Wirtschaft, Handel und Tourismus attraktiv bleiben und sein urbanes Stadtleben erhalten?
Der Verein Lüneburg City Management (lcm-lueneburg.de/) beschäftigt sich seit 2016 mit diesen Fragen, speziell mit Blick auf den Handel. Die Ergebnisse aus zwei Arbeitsrunden, teilweise mit Bürgerbeteiligung, sind festgehalten im LCM Maßnahmenkatalog 2017 (PDF-Datei – mehr) und Bürgerdialog 2020 (PDF-Datei – mehr). Hier sind die Maßnahmen in der Zusammenschau dargestellt.
1. Parken und öffentlicher Verkehr
Erreichbarkeit der Innenstadt und die Auswirkungen des Verkehrs – beides gilt es abzuwägen. Wichtig der Hinweis, dass Lüneburg mit 5000 innenstadtnahen Parkplätzen so gut versorgt ist, dass man damit werben sollte.
- Mit 5000 Parkplätzen sind „ausreichend Parkplätze und Parkraum“ vorhanden. Wichtig ist, das „werblich unbedingt künftig heraus[zu]stellen“ (2017, S. 4). Parkplatzalternativen außerhalb sollten mit einem „perfekt organisierten Shuttleservice“ (2020, S. 7) angebunden sein.*
- Anzustreben ist eine Öffnung für Elektrofahrzeuge und elektrische Kleintransporter.
- Öffentlicher Verkehr: In der Innenstadt sollten nur Elektrobusse unterwegs sein, schadstoffreduzierte Transportsysteme und Shuttlepunkte sollten einbezogen werden.
2. Attraktivität und Komfort
Ein Schwerpunkt liegt hier auf Aufenthaltsqualität und Komfort.
- mehr Sauberkeit, mehr Papierkörbe
- mehr Grünanlagen, Verschönerung der Plätze, Wasserspiele („Fotopunkte“)
- mehr Sitzmöglichkeiten ohne Verzehrzwang
- Ausbau der öffentlichen WC-Anlagen, „Nette Toilette“
- kostenlose Trinkwasserbrunnen bzw. Wasserspender
- bessere Information für Fußverkehr, Wegweiser vom Bahnhof in / durch die Innenstadt
3. Sicherheit unterwegs
Kontrollen von Liefer- und Pkw-Verkehr sind gewünscht, damit die Verkehrsberuhigung auch umgesetzt wird. Wichtig auch der Hinweis auf barrierefreie Fußwege und ein Radweg-Gehweg-Konzept.
- Beschränkung und Kontrolle der Lieferzeiten und des Lieferverkehrs, feste Ansprechperson bei der Stadt bei Verstößen, negative Konsequenzen bei Verstößen, schwere Lkw aus der Innenstadt verbannen
- mehr Kontrollen in verkehrsberuhigten Straßenzügen. „Wir brauchen mehr Polizei, um die Überwachung für Pkw-Kontrollen … zu gewährleisten. Die Zuständigkeit sollte an die Kommune übertragen werden“, so der damalige OB Ulrich Mägde (2017, S. 9).
- Radweg-Gehweg-Konzept erstellen mit „roter“ Radwegeführung
- barrierefreie Wege für den Fußverkehr, Fußgängerüberwege: Zustand überprüfen und ggf. neue einführen
- bessere Beleuchtung
- mehr Polizeipräsenz in den Abendstunden
* Zum Vergleich: Hannovers Parkhäuser haben 8800 Stellplätze – „locker genug Kapazität [so Verkehrsplaner Tim Gerstenberger von der Stadtverwaltung], um alle in der City nötigen Autos aufzunehmen“ (Spiegel.de – mehr).
Die Einwohnerzahl von Hannover beträgt rund 535.000.
II. Einzelhandelsuntersuchung für den Landkreis Lüneburg: Worauf ist zu achten?
Im Auftrag des Landkreises Lüneburg wurde im März 2021 die Untersuchung „Perspektiven der Einzelhandelsentwicklung im Landkreis Lüneburg“ (Dr. Lademann & Partner. Gesellschaft für Unternehmens- und Kommunalberatung mbH) veröffentlicht (Landkreis Lüneburg. PDF-Datei – mehr).
Innenstädte und Nebenzentren wichtig für den Einzelhandel – Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit immer wichtiger
Die zentralen Ergebnisse der Einzelhandelsuntersuchung bestätigen den Maßnahmenkatalog von Lüneburg City Management.
- Innenstädte und Nebenzentren sind wichtige Kristallisationspunkte und Frequenzbringer für den Einzelhandel. Deshalb müssen sie – gerade im Blick auf den voranschreitenden Online-Handel – gesichert und gestärkt werden. „Themen wie Aufenthaltsqualitäten, Stadtraumqualitäten, Erreichbarkeit, Multifunktionalität, Erlebniswert [rücken verstärkt] in den Fokus“ (S. 21) .
- Längerfristig ist zu rechnen mit Verschiebungen in der Altersstruktur durch den demografischen Wandel. Es wird mehr Ältere geben und alternde Stadtteile. Für die Älteren ist es wichtig, dass sie wohnortnah einkaufen können.
Stadtplanung und Einzelhandel entscheiden über die Zukunft der Stadt
„Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden der Weitblick und die Branchenkompetenz der Stadtplaner und Einzelhändler, welche für die Abschätzung langfristiger Potenziale bestehender bzw. zukünftiger Standorte verantwortlich sind“ (S. 20).
III. Demografiegutachten für den Landkreis Lüneburg
Im September 2018 erschien das im Auftrag vom Landkreis Lüneburg erstellte „Demographiegutachten für den Landkreis Lüneburg“ (GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH. PDF-Datei – mehr). Nach der Analyse macht das Gutachten konkrete Vorschläge zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben. Auch dies Gutachten stützt die Forderungen von Lüneburg City Management.
Bevölkerungszuwachs – aber nicht überall – und deutliche Zunahme der Seniorenhaushalte
Das Gutachten prognostiziert eine Zunahme der Einwohnerzahl im Landkreis Lüneburg um 2,6% auf rund 187.900 Einwohner im Jahr 2035. Dabei ist dies in den einzelnen Gemeinden durchaus unterschiedlich: Im Amt Neuhaus rechnet man mit einem Bevölkerungsrückgang von rund 17 Prozent, in Lüneburg mit einem Zuwachs von 2,8 Prozent bis 2035 (S. 115).
Der Zuwachs entsteht aber nicht durch Geburten, sondern dadurch, dass Menschen in den Landkreis ziehen (S. 113). Der Anteil der jüngeren Bevölkerung und die Schülerzahlen gehen also zurück. Die Anzahl der Seniorenhaushalte nimmt deutlich zu.
Handlungsempfehlung: Stärkung von Innenstädten und Ortskernen
Das macht eine Reihe von planerischen Maßnahmen erforderlich (Handlungsempfehlungen, ab S. 117). Dazu gehört ausdrücklich die Stärkung der Innenstädte und Ortskerne. Sie sind soziale, kulturelle und wirtschaftliche Mittelpunkte von zentraler Bedeutung. Dafür sind verstärkt Maßnahmen zur Barrierereduzierung vorzunehmen (S. 119).
Handlungsempfehlungen im Bereich Mobilität
Für den Bereich Mobilität (S. 125-127) gilt:
- Regional- und Stadtbuslinien müssen als Zubringer zu den regionalen Hauptlinien künftig weiter optimiert werden
- Alternative Bedienkonzepte sind anzudenken wie: Rufbusse und Sammeltaxis, Bürgerbusse, Mitfahrzentralen, Carsharing, Elektrofahrräder
- Die Netzpläne sollten abgestimmt werden, um schnellere regionale Verbindungen zu schaffen, Umstiegszeiten zu reduzieren und die Erreichbarkeit der Region zu erhöhen
- Zusammenlegung von Verkehrsunternehmen zur Effektivitätssteigerung
- Ausbau von Informationssystemen zur besseren Information der Verkehrsteilnehmer.
Altersgerechter ÖPNV
Da zukünftig mehr ältere Menschen in dem Landkreis Lüneburg leben werden, muss sich der ÖPNV auf die veränderten Bedarfe älterer Verkehrsteilnehmer einstellen. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte von Bedeutung (S. 127):
- Günstige Fahrkarten für Senioren
- Barrierefreie Gestaltung der Angebote und Haltestellen
- Schaffung eines leicht wahrnehmbaren und verständlichen Informationsangebots
- Sichere und hochwertige Gestaltung der Fahrzeuge und Haltepunkte.
Ausbau von Radwegen
Für Menschen ohne eigenen Pkw wird neben dem ÖPNV das Fahrrad als Verkehrsmittel immer wichtiger. Dafür ist das Radwegenetz im Landkreis Lüneburg auszubauen – sowohl die Verbindungen zum Oberzentrum Lüneburg als auch zwischen den Gemeinden und Ortsteilen (S. 127).
Kommentar: Erstaunliche Übereinstimmungen bei Zukunftsaufgaben – Handlungsdruck wächst
Alle drei Untersuchungen verweisen auf die Bedeutung der Zentren, die gestärkt werden müssen. Das verlangt Aufenthaltsqualität, barrierefreie Wege, eine gute Erreichbarkeit zu Fuß, mit dem Rad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln und – im öffentlichen Verkehr – ein gutes Informationsangebot und Barrierefreiheit.
Es gibt eine Menge zu tun in Lüneburg. Der Handlungsdruck – durch demografische Entwicklung, wirtschaftliche Entwicklung, Online-Handel und Klimakrise – wächst unaufhaltsam.
Eine gute Hand für Handel, Politik und Stadtplanung!
Wer packt es an? So mancher möchte die Zeit zurückdrehen und beantwortet die Fragen von heute mit Antworten von gestern. Die Gefahr ist groß, auf Nebenkriegsschauplätzen Energie und Zeit zu vergeuden. Doch wenn wir uns ehrlich machen und den Blick von Einzelinteressen auf das Ganze richten, wissen wir, was grundsätzlich nötig ist.
Man wünscht Einzelhandel, Politik und Stadtplanung eine gute Hand. Denn für die Zukunft der Stadt ist entscheidend, dass Stadtplanung, Einzelhandel und Politik gemeinsam die langfristigen Entwicklungspotenziale kompetent einschätzen und die nötigen Maßnahmen zielstrebig umsetzen.
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