Gemeinsamer Rad- und Gehweg Lise-Meitner-Straße, Lüneburg. Foto: Lüne-Blog.

TÜV Mobility Studie 2024: Verkehrsraum ist ungerecht verteilt, sagen fast zwei Drittel

Den öffentlichen Personenverkehr ausbauen, mehr Wege und Abstellflächen für Zweiräder und mehr Schutz für schwächere Verkehrsteilnehmer:innen – das fordert der TÜV-Verband bei der Vorstellung der „TÜV Mobility Studie 2024“. Für die repräsentative Studie wurden 2500 Personen ab 16 Jahren befragt.


Mitteilung von: TÜV Verband – Am: 04.06.2024
Online: https://www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/ – Foto: Lüne-Blog


TÜV Mobility Studie 2024: Mehrheit hält Verteilung des Verkehrsraums für ungerecht

Große Mehrheit hält Zweiradfahrer:innen und Fußgänger:innen für benachteiligt

Foto: Lüne-Blog. Gemeinsamer, benutzungspflichtiger Zwei-Richtungs-Rad- und Gehweg in der Lise-Meitner-Straße, Lüneburg. Teils ist der Weg bis zur nächsten Kreuzung keine 2 Meter breit. Das widerspricht sämtlichen Vorgaben – sowohl für Rad- als auch für Gehwege.

58 Prozent der Bundesbürger:innen, also eine deutliche Mehrheit, halten die Aufteilung des Verkehrsraumes in Deutschland für ungerecht. Mit Verkehrsraum wird der Platz bezeichnet, der für die verschiedenen Mobilitätsformen zur Verfügung steht: Für Autos, Fahrräder und E-Scooter bis zum Fußverkehr. Das ist ein Ergebnis der repräsentativen „TÜV Mobility Studie 2024“ im Auftrag des TÜV-Verbands. 2.500 Personen ab 16 Jahren wurden dafür befragt.

Besonders Radfahrende und zu Fuß Gehende benachteiligt

Benachteiligt sind aus Sicht von 51 Prozent der Befragten vor allem Radfahrende und Fußgänger:innen (41 Prozent). „Die Neugestaltung des Verkehrsraumes ist die Kernaufgabe für eine nachhaltige und sichere Mobilität“, sagte Dr. Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands, bei Vorstellung der Studienergebnisse. „Mobilität ist vor allem dann gerecht, wenn unterschiedliche Verkehrsteilnehmende gleichermaßen sicher und schnell ans Ziel kommen.“

Fuß- und Radverkehr aus Sicht der Befragten besonders gefährdet

Im Straßenverkehr gefährdet oder sehr gefährdet sind aus Sicht der Befragten vor allem Radfahrende (88 Prozent) und E-Scooter-Fahrer:innen (87 Prozent). Auch motorisierte Zweiradfahrer (82 Prozent) und Fußgänger (77 Prozent) seien großen Gefahren ausgesetzt.

Fübi: „Wir brauchen eine Infrastruktur, die den öffentlichen Personenverkehr und Zweiradverkehr stärkt und die schwächeren Verkehrsteilnehmer ernst nimmt.“

Wunsch nach Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Infrastruktur für Radverkehr und verkehrsberuhigte Stadtviertel

Laut den Ergebnissen der Studie sind gut zwei von drei Bundesbürger:innen der Meinung, dass aufgrund der Klimabelastung ein grundsätzliches Umdenken im Bereich der Mobilität notwendig ist (69 Prozent). Die Befragten wünschen sich, dass die Politik eingreift  und emissionsfreie Mobilität fördert. Gewünscht wird der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (90 Prozent), eine bessere Infrastruktur für den Zweiradverkehr (88 Prozent) oder verkehrsberuhigte Stadtviertel.

„Städte wie Paris, Barcelona oder Kopenhagen zeigen, in welche Richtung sich die urbane Mobilität entwickeln kann“, sagte Fübi. Konzepte wie die 15-Minuten-Stadt (72 Prozent) oder eine stark auf den Fahrradverkehr ausgerichtete Stadtplanung (72 Prozent) finden in der Umfrage viele Anhänger.

Mehrheit für Tempolimit auf Autobahnen

Eine deutliche Mehrheit befürwortet auch Maßnahmen wie eine Abschaffung des Dienstwagenprivilegs (62 Prozent), eine stärkere Förderung der E-Mobilität (61 Prozent) oder ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen (61 Prozent).

Keine Mehrheiten finden dagegen Maßnahmen, die den Autoverkehr begenzen oder teurer machen. Dazu gehören die Einrichtung von Umweltzonen, in denen keine Verbrenner mehr fahren dürfen (52 Prozent Ablehnung) oder die Einführung einer City-Maut in Großstädten, die 56 Prozent ablehnen. Denn: Mehr zahlen möchten die meisten nicht.

Zwei Drittel täglich mit dem Auto unterwegs

Das Auto bleibt für viele Verkehrsmittel Nummer eins. An einem gewöhnlichen Werktag nutzen gut zwei von drei Befragten (68 Prozent) das Kfz – ähnlich wie vor zwei und vor vier Jahren. Etwas weniger als die Hälfte geht zu Fuß (43 Prozent). Fast jeder Dritte ist werktäglich mit dem Fahrrad unterwegs (32 Prozent) und/oder nutzt den öffentlichen Nahverkehr (30 Prozent), immerhin jeder zehnte Regionalbahnen (10 Prozent).

Denkbar wäre der Abschied vom eigenen Pkw, wenn der öffentliche Verkehr ausgebaut würde oder öfter fahren würde, kostengünstiger wäre oder alles Notwendige fußläufig erreichbar wäre, sagt jeweils etwa ein Drittel der häufigen Autonutzer.

E-Scooter auf niedrigem Niveau etabliert

E-Scooter haben sich auf niedrigem Niveau etabliert (3 Prozent). „In Großstädten sind die E-Scooter-Flotten der Sharing-Anbieter sehr präsent. Außerhalb der Städte werden E-Scooter aber vor allem von Privatbesitzern genutzt, um zum nächsten Bahnhof oder zur nächsten Bushaltestelle zu kommen“, betonte Fübi. Vor allem Jüngere im Alter von 25 bis 34 Jahren nutzen E-Scooter (8 Prozent).

TÜV-Verband: Ausbau des öffentlichen Verkehrs und mehr Sicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmende nötig

Die Elektrifizierung kann aus Sicht des TÜV-Verbands nur ein Baustein moderner Mobilität sein. Notwendig ist ein Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs, mehr Wege und Abstellflächen für Zweiräder und zusätzliche Maßnahmen für die Sicherheit schwächerer Verkehrsteilnehmer.

Wichtig auch: Die Kommunen bräuchten mehr Entscheidungsfreiheit bei der Gestaltung des Verkehrs vor Ort.

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