
VCD Elbe-Heide: Parkraum-Management – zwischen Fakten und Mythen
Das Thema Parkgebühren wird kontrovers diskutiert – argumentiert wird dabei häufig „nach Bauchgefühl“. Der VCD Elbe-Heide greift seine Aufgabe als nachhaltiger Verkehrsclub auf. In seiner Stellungnahme gibt er aktuelle Forschungsergebnisse und Erfahrungen wieder und prüft die Argumente auf ihren Sachgehalt.
Mitteilung von: VCD Elbe-Heide – Am: 20.05.2025
Online: https://niedersachsen.vcd.org/elbe-heide/ – Grafik: Parken in Lüneburg. Übersichtskarte bei Lünepedia (OpenStreetMap-Mitwirkende)
VCD Elbe-Heide: Parkraum-Management – zwischen Fakten und Mythen
Grafik: Parken in Lüneburg. Übersichtskarte bei Lünepedia (OpenStreetMap-Mitwirkende). Blau sind Parkhäuser, orange öffentliche Parkplätze markiert. Insgesamt stehen in und um die Innenstadt knapp 5000 Parkplätze bereit – Lünepedia: https://www.luenepedia.de/wiki/Parken
Der Verkehrsclub Deutschland, Regionalverband Elbe-Heide entsendet ein beratendes Mitglied in den Ausschuss für Mobilität der Hansestadt Lüneburg. Damit will der ökologische Verkehrsclub die Meinungsbildung bei den Beratungen unterstützen und die Perspektive nachhaltiger Mobilitätsentwicklung einbringen.
Anlässlich der aktuellen Debatte und der Sitzung der Ausschüsse für Mobilität und Wirtschaft am 28. Mai 2025 hat der Verein die Themen Parkraum-Management, Verkehrsberuhigung und Einzelhandel aufgegriffen. Wie ist der aktuelle Forschungsstand dazu? Im Folgenden sind die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.
Parkgebühren haben regulierende Funktion
Ziel des Parkraum-Managements, weist der Verkehrsclub hin, ist es, die begrenzte Anzahl an Parkplätzen möglichst effizient zu nutzen. Dabei spielen auch die Kosten eine Rolle: Kurzzeitparker finden nur dann einen freien Stellplatz, wenn Autos nicht für lange Zeit in der Innenstadt abgestellt werden.
Ältere und behinderte Menschen mitdenken
Auch sind ausreichend Behinderten-Parkplätze nötig, denn statistisch ist rund jede zehnte Person schwerbehindert. Viele Ältere können oder dürfen zudem gar nicht (mehr) Auto fahren – sie machen einen immer größeren Anteil der Bevölkerung aus und müssen mitgedacht werden. Und im Vergleich zu einem Bus-Ticket ist ein Park-Ticket zu günstig und der Bus zu teuer, stellt der Verkehrsclub fest.
Einzelhandel: Lebt von vielen Besucher:innen der Innenstadt – nicht von Parkplätzen
Der Verein nimmt auch die Sorgen der Lüneburger Gewerbetreibenden in den Blick. Er weist auf aktuelle Untersuchungen hin: Eine bessere Aufenthaltsqualität und höhere Kundenfrequenzen führen zu einer Stabilisierung bzw. Steigerung der Umsätze, so das Ergebnis fast aller Studien. Die Erklärung ist einfach: Dort, wo sich Menschen gern aufhalten, wo sie sich wohlfühlen, wo sie länger vor Geschäften verweilen, nutzt dies am Ende auch dem Einzelhandel.
Zu den Fakten gehört aber auch, dass nicht alle Branchen gleichermaßen profitieren. Entscheidend ist, wie die Umgestaltung vorgenommen wird. Unter dem Strich bleibt die Feststellung, dass Verkehrsberuhigungsmaßnahmen keinesfalls verantwortlich sind für ein „Geschäftesterben“. Im Gegenteil: Sie können die Krise des Einzelhandels zwar nicht kompensieren, aber durchaus abmildern.
Parkraum-Mythen
In der Diskussion tauchen teilweise bestimmte Argumente immer wieder auf, die von der Faktenlage her jedoch nicht zutreffen, wie der Verein erläutert.
- „Parkgebühren sind sozial ungerecht.“
Mehr als die Hälfte der Haushalte ohne oder mit geringem Einkommen haben kein Auto. Diese Menschen legen ihre Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn zurück. Die untere Einkommensgruppe wird daher anteilig weniger durch Parkgebühren belastet. Aber: Die Kosten für den öffentlichen Verkehr steigen stetig. Wer zum Beispiel mit dem Bus in die Stadt fährt, zahlt in Lüneburg jetzt jedes Mal 5,60 Euro für die Fahrt hin und zurück. - „Parkgebühren sind reine Abzocke.“
Flächen in Städten und Gemeinden sind knapp und sehr wertvoll. Daher ist es nur fair, wenn Autofahrer*innen für Parkplätze eine angemessene Miete zahlen – ähnlich wie für eine Wohnung. Außerdem verursachen Parkplätze auch Kosten für Bau und Unterhalt. - „Ohne Parkplätze gehen die Geschäfte pleite!“
80 Prozent des Umsatzes des Einzelhandels werden durch Kunden generiert, die zu Fuß, per Rad, Bus oder Bahn zum Geschäft kommen. Der Ausbau der Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur und eine ansprechende Gestaltung einer Straße, etwa mit Pflanzen und Sitzbänken, kann deshalb – so eine Untersuchung aus London – den Absatz des Einzelhandels um bis zu 30 Prozent steigern.
Mehr Information und Unterlagen zur Sitzung am 28. Mai 2025
Hansestadt Lüneburg – Bürgerinformationssystem:
- Vorlage VO/11281/24-4 – Gebührenparken – Umsetzung der Untersuchungen zum ruhenden Verkehr in der Hansestadt Lüneburg
Alle Unterlagen zum Thema: Beratungsverlauf, Inhalte, Tarifkonzepte und -vergleiche und die Stellungnahmen von VCD Elbe-Heide und IHK Lüneburg-Wolfsburg zum Herunterladen.
Mehr bei Lüne-Blog
- Neuerungen beim Anwohnerparken ab 2025: Hansestadt informiert – 31.12.2024
Die Hansestadt hat Betroffene bereits per Post informiert: Ab dem 1. Januar 2025 steigen die Gebühren fürs Bewohnerparken. Gleichzeitig ändern sich die Parkbereiche, zusätzliche Anwohnende können dann das Bewohnerparken in Anspruch nehmen. - Parken in Lüneburg: Gutachten und Vorschläge vorgestellt – 14.12.2023
Parksuch-Verkehr führt zu Lärm, Unfallgefahr und Abgasen. Gleichzeitig stehen die Lüneburger Parkhäuser sogar tagsüber halbleer. Um sie besser auszulasten, soll bei den Parkgebühren nachjustiert werden. Diese und weitere Maßnahmen zur Parkraum-Bewirtschaftung stellte das beauftragte Planungsbüro im Mobilitätsausschuss am 12. Dezember 2023 vor. - Radentscheid Lüneburg: Haben wir zu wenig Parkplätze in der Innenstadt? – 10.03.2025
Bei jedem Parkplatz, der in Lüneburg zugunsten von Grünflächen, Rad- oder Fußwegen weichen soll, gibt es Aufschreie und sorgenvolle Leserbriefe in den örtlichen Medien. Wie kann das sein, fragt der Radentscheid: Haben wir etwa zu wenig Parkplätze in der Innenstadt? Hier das Ergebnis der Nachforschungen.

Foto: Radentscheid Lüneburg. Parkhaus Am Rathaus (Am Graalwall). „Gähnend leer“, stellt der Radentscheid Lüneburg hier fest. Tatsächlich sind die Parkhäuser in Lüneburg in der Regel nicht mal zur Hälfte ausgelastet. Parkraum-Management soll für bessere Verteilung und Ausnutzung sorgen.
Lünepedia: Parken in Lüneburg
In Lüneburg gibt es acht Parkhäuser und zahlreiche Parkplätze für Pkw in Innenstadtnähe. Es stehen 3673 Plätze in Parkhäusern und 1138 weitere auf Parkplätzen zur Verfügung, also insgesamt 4811 Parkplätze. Behindertenparkplätze gibt es 182. Hinzu kommen Fahrradabstellmöglichkeiten.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Parken
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