Foto: Verkehrswende-Bündnis Lüneburg vor dem Rathaus, Juni 2023.

Verkehrswende-Bündnis Lüneburg: Klimaschutz ernst nehmen – auch im Bereich Verkehr!

Nicht zielführend, attestiert das Verkehrswende-Bündnis der aktuellen Verkehrsplanung in der Hansestadt in einem offenen Brief. Mit drei Beispielen belegt der Zusammenschluss: In Lüneburg ist man von konsequenter Förderung von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr weit entfernt. Stattdessen, so die Engagierten, werde immer mehr Raum für den Kfz-Verkehr geschaffen.


Mitteilung von: Verkehrswende-Bündnis Lüneburg – Am: 13.05.2024
Online: https://www.luenepedia.de/wiki/Verkehrswende-B%C3%BCndnis – Foto: Verkehrswende-Bündnis.


Verkehrswende-Bündnis: Klimaschutz heißt, Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr stärken

Foto: Verkehrswende-Bündnis. Beteiligte Vereine und Initiativen vor dem Rathaus Lüneburg, Juni 2023.

Lüneburg will bis 2030 klimaneutral werden, so der Ratsbeschluss am 21. Dezember 2021. Doch von der Förderung von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr ist die Stadt weit entfernt. Im Gegenteil: Stattdessen werde bei Umbauten weiterhin der Kfz-Verkehr privilegiert – zum Nachteil von Fuß- und Radverkehr. Drei aktuelle Beispiele nennt das Verkehrswende-Bündnis in seinem offenen Brief vom 13. Mai 2024.

Das Verkehrswende-Bündnis Lüneburg ist ein Zusammenschluss Lüneburger Gruppen, die sich gemeinsam für eine Verkehrswende einsetzen. Dazu gehören unter anderem ADFC, VCD, Fridays und Parents for Future, FUSS e.V. und KlimaKollektiv.

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Verkehrswende-Bündnis Lüneburg: Klimaschutz ernst nehmen – auch im Bereich Verkehr!

„Die Stadt hat sich verpflichtet zu Klimaneutralität bis 2030. Doch gerade im wichtigen Verkehrsbereich laufen aktuelle Planungen den selbst gesteckten Zielen zuwider, kritisiert das Verkehrswende-Bündnis Lüneburg. Lüneburg will bis 2030 klimaneutral werden, das beschloss der Rat der Hansestadt am 21. Dezember 2021. Bei der aktuellen, hohen Verkehrsbelastung wird die Stadt nicht ohne eine grundlegende Umkehr bei der Verkehrsplanung auskommen, so wie es zum Beispiel in Hamburg geschieht, durch die Förderung von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr.

Wie sieht es damit in Lüneburg aus? Drei Vorhaben wurden im Mobilitätsausschuss am 17.04.2024 vorgestellt. Doch trotz des vorliegenden Ratsbeschlusses tragen die Vorhaben nicht zur Klimaneutralität bei – eher im Gegenteil.

1. Dahlenburger Landstraße: Mehr Fläche für den Kfz-Verkehr – statt gerechterer Aufteilung

Die Dahlenburger Landstraße soll auf ca. 200 Meter umgebaut werden: Durch eine Fahrbahnverbreiterung wird dem Kfz-Verkehr künftig mehr Raum gegeben. Die Verkehrswissenschaft hat aber bewiesen, dass mehr Verkehrsfläche zu mehr Verkehr führt. Damit auch Fuß- und Radwege genügend Platz bekommen, werden bisherige Grünflächen versiegelt.

Im Analysebericht des Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans (NUMP) wurde bereits zu Recht festgestellt, dass in Lüneburg viele Verkehrsinfrastrukturen, insbesondere Kreuzungen, überdimensioniert sind. Zudem wurden in den vergangenen Monaten Planungen zurückgestellt mit dem Hinweis, dass die Stadt den NUMP abwarten wolle. Es gibt Alternativen, um den Verkehrsraum in der Dahlenburger Landstraße ohne Verbreiterung für alle Verkehrsteilnehmenden gerecht aufzuteilen, z. B. durch Umweltspuren und/oder eine Einbahnstraße.

2. Radroute Lüneburg-Adendorf-Scharnebeck: Nur „Schönwetter-Belag“

Beim zweiten Vorhaben geht es um die Radroute Lüneburg-Adendorf-Scharnebeck mit einer Gesamtlänge von ca. 16 km. Ein begrüßenswertes Vorhaben, das helfen könnte, den Autoverkehr zu reduzieren – wenn sie alltags- und ganzjahrestauglich gebaut werden würde.

Jedoch: Die Strecke ist als reine Schönwetterstrecke geplant, mit einer „wassergebundenen Decke“ als Belag, was zur Folge hat, dass Radfahrende bei schlechtem Wetter verschmutzt am Ziel ankommen. So verhindert man den Umstieg auf das Fahrrad.

3. Alter Hessenweg: Auch hier Verbreiterung für Kfz-Verkehr – Nachteile für Umweltverbund

Das dritte Vorhaben ist die Sanierung des Alten Hessenwegs in Häcklingen. Auch hier soll der Verkehrsraum verbreitert werden, bisher unbefestigte Fläche würde versiegelt. Die Straße ist ein vielbenutzter Schulweg in zwei Richtungen – zur Grundschule und den weiterführenden Schulen in der Innenstadt. Hier soll lediglich in einer Richtung (bergauf) und auch nur auf einem Teilstück ein Radschutzstreifen eingerichtet werden. In der anderen Richtung ist dies nicht vorgesehen. Nur Kinder bis 10 Jahren dürfen zukünftig den Gehweg zum Radfahren nutzen, alle anderen müssen dann auf der Straße fahren.

Auch diese Planungen werden den Sicherheitsanforderungen und ‑bedürfnissen von Radfahrenden nicht gerecht. Laut NUMP-Analyse handelt es sich hier um eine mit „Hauptanspruch Rad“ charakterisierte Hauptradroute ohne Überlagerung durch anderweitige Hauptanspruchsnetze (wie beispielsweise Kfz), so dass eine grundlegende Verkehrsberuhigung durch Umbau auch die Lebensqualität im Ortsteil verbessern könnte. Dafür ist eine Verbreiterung des Verkehrsraums nicht notwendig und widerspricht der Zielsetzung der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung, die sich die Stadt mit Beauftragung des NUMP selbst gesetzt hat.

Forderung: Klare Schritte zur Stärkung von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr in Lüneburg

Fazit: Sieht so eine Mobilitätswende aus? Aus den obigen drei Vorhaben lässt sich diese nicht ableiten. Können wir uns vor dem Hintergrund gesundheitsgefährdender Hitzewellen – insbesondere in Städten – überhaupt noch leisten, mehr Verkehrsflächen zu versiegeln?

Als Zusammenschluss einer Vielzahl von Vereinen und Initiativen fordern wir von Politik und Stadtverwaltung, den Auftrag aus dem Ratsbeschluss ernst zu nehmen. Es gilt, endlich klare Schritte zu machen zur Stärkung von Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr – sozial gerecht, denn bei weitem nicht alle Menschen sind im Pkw unterwegs.“

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Asphalt oder „wassergebundene“ Oberfläche auf Radwegen?

  • Österreichisches Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK): Gutachten widerlegt Annahmen über versiegelte Radwege – 31.01.2024
    Die gängige Annahmen, dass asphaltierte Radwege sich schädlich auf Bodenverdichtung und Wasserhaushalt auswirken, trifft nicht zu. Das zeigt eine aufwändige Untersuchung im Auftrag des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Dabei zeigte sich, dass gebundene Radwegekonstruktionen wie Pflaster und Asphalt den Boden im Vergleich zu ungebundenen sogar schützen können. Das Gutachten kommt zum Schluss: „Der Radweg mit gebundener Decke ist ein Bodensiegel ohne versiegelnde Wirkung.“
  • Mecklenburg-Vorpommern – Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit: Studie zur Versiegelungswirkung von Radwegen (PDF-Datei)
    Die komplette Studie und Dokumentation zum Herunterladen.
Foto: privat. Bleckeder Landstraße Richtung Innenstadt. Hier wurde der Gehweg als Radweg markiert.

Foto: privat. Bleckeder Landstraße Richtung Innenstadt, 6. April 2024. Radverkehrsförderung à la Hansestadt: Hier wurde kurzerhand der Gehweg mit dem Radweg-Symbol markiert. Will man so Rad- und Fußverkehr fördern??

Lünepedia: Verkehrswende-Bündnis

Das Verkehrswende-Bündnis Lüneburg ist ein Zusammenschluss Lüneburger Gruppen, die sich gemeinsam für eine Verkehrswende einsetzen. Es hat sich 2022 bei der gemeinsamen Zusammenarbeit zur Europäischen Woche der Mobilität gegründet. Zu erreichen ist das Verkehrswende-Bündnis über die einzelnen Mitgliedsgruppen.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Verkehrswende-B%C3%BCndnis

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