Wie sollen Zeitungen über Klimaschutz schreiben? – Bericht zur Veranstaltung am 22. September 2022
„Börse vor acht“ informiert regelmäßig vor der Tagesschau über Aktuelles an den Börsen. Warum nicht auch ein „Klima vor acht“ mit regelmäßigen Infos zur Klimakrise? Das fordert Friederike Mayer von „Klima vor Acht“. Im Gespräch mit Malte Lühr, Redaktionsleiter der Lüneburger Landeszeitung, loteten die beiden aus, wie die örtliche Presse die Bewältigung der Klimakrise unterstützen kann.
Mitteilung von: Klimaentscheid Lüneburg
Am: 07.10.2022
Online: klimaentscheid-lueneburg.de
Foto: Klimaentscheid Lüneburg
Klimajournalismus: Mehr Lösungen, weniger Probleme – Diskussion am 22. September 2022
Malte Lühr, Redaktionsleiter der Landeszeitung, und Friederike Mayer, KLIMA vor Acht, im Gespräch
Foto: Klimaentscheid Lüneburg. Friederike Mayer, Pressesprecherin KLIMA vor acht, Moderatorin Marie-Luise Braun und Malte Lühr, Redaktionsleiter Landeszeitung, bei der Podiumsdiskussion am 22. September 2022 im Avenir Lüneburg.
In einer Sache waren sich Friederike Mayer, Pressesprecherin von KLIMA vor Acht, und Malte Lühr, Redaktionsleiter der Lüneburger Landeszeitung, schnell einig:
Wenn gerade eine Katastrophe geschehen ist oder eine Klimakonferenz stattfindet, berichten die meisten Medien ausführlich über die Klimakrise. Sonst indes fehle es oft an entsprechenden Beiträgen. Oder aber es werden keine Bezüge zu Fragen des Klimaschutzes hergestellt, obwohl sie eigentlich auf der Hand liegen.
Mehr als zwei Stunden lang diskutierten Mayer und Lühr mit dem Publikum auf Einladung des Klimaentscheids Lüneburg zu der Frage: „Was ist eigentlich guter Klimajournalismus?“.
Guter Klimajournalismus bietet Lösungen und Handlungsmöglichkeiten an
Guter Klimajournalismus, so Friederike Mayer, solle auf Probleme hinweisen, aber zugleich Handlungsoptionen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, also konstruktiv berichten. Menschen sollen erkennen, was sie tun können oder wie Politik und Wirtschaft mit Fokus auf den Klimaschutz handeln sollten.
„Auch über die Chancen einer nachhaltigen Lebensweise für unsere Lebensqualität muss viel mehr in den Medien berichtet werden“, so Kristin Jordan vom Klimaentscheid.
Ziel von „KLIMA vor Acht“: Wöchentlicher Bericht wie bei „Börse vor acht“
Bei der Veranstaltung wurde das Buch „Medien in der Klimakrise“ vorgestellt, das die Initiative KLIMA vor Acht dieses Jahr veröffentlicht hat. Es enthält Beiträge namhafter Journalist*innen, Medienfachleute und Wissenschaftler*innen. Sie zeigen auf, wie eine umfassende und gute Berichterstattung zur Klimakrise aussehen sollte, und appellieren an die Medien, ihren Platz in der notwendigen öffentlichen Debatte einzunehmen.
KLIMA vor acht hat sich vor zwei Jahren gegründet mit dem Ziel, einmal wöchentlich ein Format vor den Hauptnachrichten der ARD zu platzieren, in dem – wie über Aktien bei „Börse vor acht“ – verständlich und aktuell über klimarelevante Themen berichtet wird.
Guter Klimajournalismus in einer Regionalzeitung?
Friederike Mayer las Abschnitte aus dem Buch vor, die verdeutlichen, wie fundierter Klimajournalismus in den redaktionellen Alltag integriert werden kann. Möglich sei das beispielsweise durch speziell geschulte Journalist*innen oder kleine Gruppen, die längere Zeit zu einem Thema recherchieren.
Letzteres ließe sich im redaktionellen Alltag einer Lokalzeitung schwer umsetzen, entgegnete Malte Lühr, der seit Februar dieses Jahres gemeinsam mit zwei Kolleginnen Redaktionsleiter der Landeszeitung ist.
Aktuell: Umstrukturierung bei der Landeszeitung
Er verdeutlichte, dass bei der Landeszeitung aktuell eine Umstrukturierung erfolgt, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Dazu gehören unter anderem Veränderungen in der Medienlandschaft, aber auch eine fundierte Klimaberichterstattung.
Marie-Luise Braun, die den Abend moderierte, warf den Blick auf jüngere Beispiele aus der Landeszeitung. Wie den Bericht über einen Bio-Landwirt aus der Region, dessen Umsatz aufgrund der aktuellen Finanzkrise stark zurückgegangen sei. Er überlegt inzwischen, seinen Betrieb aufzugeben.
Lösungsperspektive vermisst
Braun äußerte den Wunsch, bei solchen Berichten auch eine Lösungsperspektive zu erhalten. In dem Fall einen Hinweis darauf, wie Konsument*innen günstig an Bioprodukte gelangen können – beispielsweise durch eine Mitgliedschaft in einer Food-Kooperative – oder aber Möglichkeiten für den Landwirt, sein Einkommen zu sichern – wie das bei der Solidarischen Landwirtschaft möglich ist.
Lühr pflichtete ihr bei und berichtete, dass die Landeszeitung derzeit mithilfe einer neuen Methode Themen langfristig planen möchte, um den Redakteur*innen die Möglichkeit zu geben, ihre Themen tiefer zu recherchieren.
„Zukunftsrelevanz“ als Kriterium für Auswahl der Nachrichten
Friederike Mayer legte dar, dass Nachrichten künftig auch nach ihrer „Zukunftsrelevanz“ ausgewählt werden sollten.
Das sei ganz im Sinne der Medien, betonte sie. Denn eine aktuelle Studie verdeutliche, dass sich Menschen über lösungsorientierte und konstruktive Berichte stärker an ein Medium binden lassen.
„Klima.Wandeln.Hier“: Nächste Veranstaltung zum Thema Ernährung
Bei der nächsten Veranstaltung in der Reihe „Klima.Wandeln.Hier“ geht es um das Thema „Klimafreundlich speisen“. Weitere Informationen folgen.
Kooperationspartner*innen von „Klima.Wandeln.Hier“ sind Klimaentscheid Lüneburg, Stiftung Leben & Umwelt – Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen, agentur wortgewandt, T.U.N. e.V., 23grad e.V. und JANUN Lüneburg e.V.
Mehr Information und Kontakt: Klimaentscheid Lüneburg
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Lünepedia: Klimaentscheid Lüneburg
Die Initiative „Klimaentscheid Lüneburg“ wurde 2020 gegründet und hat 2021 ein erfolgreiches Bürgerbegehren organisiert mit dem Ziel, dass Lüneburg bis 2030 klimaneutral wird. Der Klimaentscheid vertritt damit die Forderungen von weit mehr als 8.000 Lüneburger:innen. Zudem wird der Klimaentscheid unterstützt von ca. 50 regionalen Unternehmen, Institutionen und Initiativen, z. B. der Voelkel GmbH, dem NABU Lbg. und dem Arbeitskreis „Laudato si“ der Kirchengemeinde St. Marien.
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