Wirtschaft 2023: Höhere Preise beim Neubau, Sorgen beim Handwerk
Gestörte Lieferketten und hohe Energiepreise: Noch ist die Auftragslage im Handwerk ordentlich, aber die künftige Entwicklung bereitet der Handwerkskammer Sorgen. Beim Neubau von Wohngebäuden sind die Preise um fast 18 Prozent gestiegen, so das Statistische Landesamt Niedersachsen.
Mitteilung von: Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Am: 05.01.2023
Online: https://www.hwk-bls.de/
Foto: www.amh-online.de. Symbolbild Zimmerer.
Prognose 2023: Handwerk erwartet keine Entspannung
Das Handwerk geht mit großer Unsicherheit in das neue Jahr. „Angesichts der vielen Unwägbarkeiten und Risiken ist eine seriöse Prognose für 2023 nicht möglich“, sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Unklar sei vor allem, wie sich die geopolitische Lage weiterentwickeln werde.
Problem: Lieferschwierigkeiten und Energiepreise
„Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatten sich die Lieferschwierigkeiten bei Holz, Getreide und anderen Rohstoffen in 2022 nochmals verschärft. Energieintensive Handwerksbetriebe wie Bäcker, Fleischer oder Textilreiniger leiden außerdem unter den Energiepreissteigerungen“, erklärt Sudmeyer.
Auch für die kommenden Monate befürchtet Sudmeyer weiterhin gestörte Lieferketten und hohe Energiepreise.
Aktuelle Lage gut, weiterer Verlauf offen
Die Erholung der Handwerkskonjunktur nach der Corona-Pandemie habe dadurch einen deutlichen Dämpfer erlitten. Zwar werde die aktuelle Geschäftslage in den meisten Handwerkbetrieben noch relativ gut eingeschätzt, die Zukunftserwartungen seien jedoch pessimistischer.
„Wir hören von vielen Betrieben, dass momentan deutlich weniger Neuaufträge kommen. Diese fehlenden Aufträge drohen spätestens im Frühjahr zu einem Einbruch der aktuell noch robusten Geschäftslage im Handwerk zu führen“, befürchtet Sudmeyer.
„Durch die Erstattung der Dezember-Abschlagszahlung für Gas und die rückwirkend ab Januar geltenden Energiepreisbremsen für Strom und Gas werden die Energiekosten für die Handwerksbetriebe zumindest kalkulierbarer und die Belastungen zumindest gedeckelt.“
Kaufzurückhaltung bei Verbraucher:innen
Die Inflation drücke zudem auf die Konsumstimmung der Verbraucher und führe zu einer spürbaren Kaufzurückhaltung.
Gleichzeitig ließen hohe Energie- und Einkaufspreise die Herstellungskosten steigen, ohne dass die Betriebe ihre Mehrkosten in erforderlichem Maß an die Kundschaft weitergeben könnten.
Auftragsrückgänge beim Bau
Auch das bislang krisenfeste Bau- und Ausbaugewerbe drohe in diesem Jahr als Konjunkturstabilisator wegzufallen. „Der Zinsanstieg und die gestiegenen Baupreise durchkreuzen die Eigenheimpläne privater Bauherren und führen zu Auftragsrückgängen“, sagt Sudmeyer.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgten zwischenzeitliche Förderstopps, die Kürzungen der Förderung im Neubaubereich und verschärfte Förderbedingungen bei der energetischen Sanierung.
Förderprogramme für Energiewende hilfreich – Fachkräftemangel
Sudmeyer hofft auf Impulse durch die im Jahressteuergesetz beschlossenen verbesserten Abschreibungsbedingungen im Wohnungsbau und die Steuer- und Bürokratieentlastungen für bestimmte Photovoltaikanlagen. Gleichzeitig schätzt er die Finanzierungsbedingungen angesichts weiter ansteigender Zinsen und der hohen Baupreise jedoch als schwierig ein.
„Für die Beschleunigung der Energiewende sind daher verlässliche und verbesserte Förderprogramme erforderlich, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung“, so Sudmeyer. Eine große Herausforderung bliebe zudem unverändert die Suche nach Fachkräften.
Von: Landesamt für Statistik Niedersachsen Am: 05.01.2023 Online: mehr
Neubau von Wohngebäuden in Niedersachsen im November 2022 17,7 Prozent teurer
Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilt, lagen die Preise für den Neubau von Wohngebäuden (Bauleistungen am Bauwerk) im November 2022 um 17,7 % höher als im November 2021. Im Erhebungsmonat August 2022 hatte die jährliche Veränderungsrate noch 18,0 % betragen.
Rohbau: Betonarbeiten 20 Prozent teurer, Abdichtungsarbeiten sogar 25 Prozent
Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden erhöhten sich im November 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 16,7 %. Den größten Anteil an den Rohbauarbeiten und auch am Gesamtindex für den Neubau von Wohngebäuden haben Beton- und Mauerarbeiten verursacht.
- Betonarbeiten kosteten im November 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat 20,1 % mehr.
- Mauerarbeiten wurden gegenüber November 2021 um 12,1 % teurer.
- Den stärksten Anstieg im Bereich der Rohbauarbeiten gab es bei den Abdichtungsarbeiten (+25,3 %).
Ausbau: Tischlerarbeiten 23 Prozent teurer, Dämm- und Brandschutz über 30 Prozent
Im Vergleich zu den Rohbauarbeiten waren die Preissteigerungen im Bereich der Ausbauarbeiten an Wohngebäuden im November 2022 im Vergleich zum November 2021 noch höher (+18,7 %).
- Hierbei stiegen die Preise für Tischlerarbeiten um 23,2 %. Diese haben unter den Ausbauarbeiten den größten Anteil am Preisindex für Wohngebäude.
- Zudem waren starke Preisanstiege bei Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen (+34,7 %) sowie bei Blitzschutzanlagen (+31,9 %) zu beobachten.
Anstieg auch bei Instandhaltung und Schönheitsreparaturen
Die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) stiegen im November 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 16,5 %, die Preise für Schönheitsreparaturen in einer Wohnung um 9,9 %.
Weiterhin verteuerten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat im November 2022 die Preise für den Neubau von Bürogebäuden um 18,5 % und für den Neubau von gewerblichen Betriebsgebäuden um 18,0 %. Zudem erhöhten sich die Preise im Straßenbau um 20,9 %.
Ergänzung oder Korrektur? Bitte Mail an redaktion@luene-blog.de – danke!
Lüne-Blog veröffentlicht Pressemitteilungen, Berichte und Veranstaltungshinweise von Verbänden und Zusammenschlüssen. Nachricht an: redaktion@luene-blog.de