VCD: Aufzug im Bahnhof Lüneburg ist Katastrophe für Rollstuhlfahrer
Der fehlende Fahrstuhl an Gleis 1 ist ein Dauerproblem am Bahnhof Lüneburg. Noch schlimmer: Wenn auch der Fahrstuhl am Ostausgang streikt. Andreas Nitschke saß mit seinem Elektrorollstuhl fest. Der Betreiber vertröstete ihn: Bis Hilfe käme, könne es Stunden dauern – oder auch bis zum nächsten Tag. Schließlich musste Nitschke mit dem metronom nach Winsen fahren. Der Rückzug nach Lüneburg hielt an Gleis 1, so dass er aussteigen und nach Hause fahren konnte. Endlich ein zuverlässiges Mobilitätskonzept, fordert der ökologische Verkehrsclub VCD.
Mitteilung von: VCD Elbe-Heide – Am: 26.05.2024
Online: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide – Foto: VCD Elbe-Heide
VCD zur Aufzug im Bahnhof Lüneburg: Für Personen mit Rollstuhl eine Katastrophe
Foto: VCD Elbe-Heide. Bahnhof Lüneburg: Blick von Gleis 1 auf die Gleise 2-5. Wenn die Fahrstühle nicht funktionieren gibt es keine Möglichkeit für Rolli-Fahrer zu diesen Gleisen zu kommen.
Für viele Fahrgäste ein Ärgernis, für Menschen im Rollstuhl eine Katastrophe: Ausfallende Fahrstühle. Bereits seit über vier Monaten, seit dem 15. Januar 2024, wird der Aufzug an Gleis 1 am Bahnhof Lüneburg erneuert und kann nicht benutzt werden. Die Bauarbeiten sollen noch bis August andauern.
Um die Gleise 2-5 zu erreichen, müssen Personen, die für ihre Mobilität auf einen Aufzug angewiesen sind, einen 600 Meter langen Umweg über die Dahlenburger Landstraße zur Ostseite des Bahnhofs auf sich nehmen. Dort befindet sich der städtische Aufzug zum Unterführungs-Tunnel.
Spontane Gleiswechsel: Mitfahren ist nicht möglich
„Für viele Menschen ist dieser Umweg ein erhebliches Problem, insbesondere für Ortsunkundige, da er nicht deutlich ausgeschildert ist. Zu einem großen Problem wird er, wenn – was fast täglich passiert – spontan ein Gleiswechsel stattfindet. Innerhalb weniger Minuten muss man auf ein anderes Gleis hasten – für Rollstuhlfahrende unmöglich, da der Umweg mindestens 15 Minuten dauert und für viele wegen der starken Steigung nicht allein schaffbar ist“, erläutert Astrid Völzke vom Verkehrsclub Deutschland, Regionalverband Elbe-Heide.
Obendrein: Auch der alternative Aufzug fällt immer wieder aus
Das Ganze geht jedoch noch eine Stufe schlimmer. Von Zeit zu Zeit fällt auch der städtische Aufzug an der Ostseite des Bahnhofs aus. Wenn das passiert, haben Rollstuhlfahrende keine Möglichkeit, die Gleise 2-5 zu erreichen oder diese zu verlassen. Sie sind buchstäblich in der Unterführung oder auf dem Gleis gefangen.
Rollstuhlfahrer Andreas Nitschke: In der Unterführung gefangen
So geschah es Andreas Nitschke am 19. April. „Ich war auf dem Rückweg von einem Termin in Bad Bevensen und kam auf Gleis 3 an. Durch den kaputten Aufzug war ich mit meinem Elektrorollstuhl zum Ostausgang gefahren. Aber auch dieser Fahrstuhl streikte und ich war in der Unterführung gefangen.
Ich hatte den Betreiber des Aufzugs um Hilfe gebeten, jedoch lediglich die Auskunft bekommen, dass es Stunden dauern könnte oder vielleicht auch bis zum nächsten Tag. Es wurde mir zudem von der ebenfalls angefragten Feuerwehr gesagt, dass mein Rollstuhl doch hochgetragen werden könne – dieser wiegt jedoch leer bereits 150 kg!“, erläutert Nitschke, der auf den Elektrorollstuhl angewiesen ist.
Bahn: Nicht zuständig – Fahrstuhl gehört der Stadt
Die DB sah sich nicht zuständig, da sie für den Fahrstuhl der Stadt nicht verantwortlich sei. Letztlich fuhr Andreas Nitschke wieder zurück zu Gleis 3 und nahm von dort den Metronom nach Winsen. Dort stieg er in einen Zug in die andere Richtung um, der auf der Rückfahrt in Lüneburg auf Gleis 1 hielt. Zum Glück gab es keinen Gleiswechsel und so erreichte Andreas Nitschke sein Zuhause nach einem sehr anstrengenden Tag mit vielen Stunden Verspätung.
Pfingstmontag: Städtischer Aufzug erneut defekt
Am Pfingstmontag fiel der städtische Aufzug erneut aus. Das bedeutete wieder eine massive Mobilitätseinschränkung für viele Menschen, die keine Treppen steigen können und eine Komforteinschränkung für zahlreiche weitere Fahrgäste mit schweren Koffern, Fahrrädern und Kinderwagen.
Positiv: Der städtische Aufzug ist immerhin mittlerweile ins System der Deutschen Bahn aufgenommen, sodass ein Ausfall dort sichtbar ist.
VCD Elbe-Heide: Zuverlässiges Konzept für die Erneuerung der anderen Aufzüge gefordert
Der VCD Elbe-Heide fordert, dass der Fahrstuhl auf Gleis 1 zügig zu Ende gebaut wird und es ein funktionierendes Mobilitätskonzept für die geplanten Erneuerungen der anderen Aufzüge gibt!
„Selbstbestimmte Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Damit auch Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt und klimaverträglich mobil sein können, müssen alle öffentlichen Verkehrsmittel und die dazugehörige Infrastruktur barrierefrei sein. Es geht dabei um ein Grundrecht. Letztendlich profitieren wir alle von barrierefreier Infrastruktur, nicht zuletzt, weil jede*r von uns irgendwann darauf angewiesen sein könnte: Nur 4 Prozent der Behinderungen sind angeboren, in den meisten Fällen entstehen sie durch Unfälle oder Krankheiten“, macht Jonas Korn die Position des VCD deutlich.
Der VCD Elbe-Heide setzt sich für soziale und ökologische Mobilität für alle Menschen ein. Ein sicherer, verlässlicher, komfortabler und barrierefreier öffentlicher Verkehr ist dabei eine Grundvoraussetzung.
Mehr bei Lüne-Blog
- Behindertenbeirat Lüneburg: Ortstermin am Bahnhof – barrierefreier Zugang gefordert – 04.05.2024
Von Januar bis August 2024 wird der Fahrstuhl auf Gleis 1 am Bahnhof erneuert. Und im November soll es auf Gleis 2/3 weitergehen. Barrierefreien Zugang fordert der Behindertenbeirat Lüneburg hier nachdrücklich. Beim Ortstermin am 3. Mai 2024 verdeutlichte Vorsitzende Daniela Laudan Anwesenden aus Politik und Verwaltung die damit verbundenen Probleme. Zumal es beim nächsten Umbau im November 2024 keinerlei Zugang mehr für Gehbehinderte geben soll, die nicht Treppensteigen können.
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