Preisbereinigtes Einkommen: Landkreis Lüneburg auf Platz 345 von 400 in Deutschland
In Deutschland lebt es sich mancherorts billig, andernorts deutlich teurer. Wenn man Lebenshaltungskosten und Einkommen abgleicht, erhält man das sogenannte preisbereinigte Einkommen. Der Landkreis Lüneburg rangiert hier deutlich am unteren Ende Skala: Auf Platz 345 von 400 Landkreis in Deutschland. Das bedeutet eine hohe Armutsquote.
Mitteilung von: Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) – Am: 01.12.2024
Online: https://www.iwkoeln.de/presse/ – Grafik: Institut der Deutschen Wirtschaft (IW)
Kaufkraft: Landkreis Lüneburg am unteren Ende der Skala
Wer wissen will, wo sich die Deutschen am meisten leisten können, schaut vermutlich zuerst auf die Höhe der Einkommen. Doch das allein verrät noch nichts darüber, wie viel man sich von dem Geld kaufen kann. Um die sogenannte Kaufkraft zu bestimmen, müssen Einkommen und die örtlichen Preise (für Ernährung, Wohnen, Kleidung, Mobilität usw.) miteinander ins Verhältnis gesetzt werden.
Durchschnittliches preisbereinigtes Einkommen liegt zwischen 35.000 und 19.000 Euro
Eine Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) dazu zeigt: Im Landkreis Starnberg in Bayern können sich die Menschen am meisten leisten. Obwohl das Leben hier um fast 14 Prozent teurer ist als im Bundesschnitt, ist die Kaufkraft – also das preisbereinigte Einkommen – mit gut 35.000 Euro hier am höchsten.
Das ist fast doppelt so viel wie in Offenbach, dem Schlusslicht des Rankings. Hier erreichen die Menschen ein preisbereinigtes Einkommen von rund 19.000 Euro.
Schöne Landschaften ziehen Geld an
Auffällig ist, dass das Ranking aller 400 Kreise und kreisfreien Städte von vielen touristisch attraktiven Regionen angeführt wird: Der Landkreis Miesbach am Tegernsee folgt knapp hinter dem Landkreis Starnberg auf Platz zwei. Die reichen Umlandregionen um Frankfurt liegen mit dem Hochtaunuskreis auf Platz drei, die Insel Sylt ist mit Nordfriesland auf Platz 4 vertreten.
An fünfter Stelle überrascht der Landkreis Wunsiedel an der deutsch-tschechischen Grenze: Die Lebenshaltungskosten sind hier gering – rund neun Prozent weniger müssen die Menschen im oberfränkischen Landkreis für Alltägliches ausgeben. Gleichzeitig sind die Einkommen im Fichtelgebirge überdurchschnittlich hoch.
Lüneburg mit am unteren Ende
Am unteren Ende des Rankings finden sich strukturschwache Regionen. Auf das Schlusslicht Offenbach folgen gleich zwei Städte aus dem Ruhrgebiet: Nirgendwo in Deutschland sind die Einkommen so gering wie in Gelsenkirchen. Trotz unterdurchschnittlicher Preise belegt die Stadt deshalb den vorletzten Platz. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Duisburg (siehe Tabelle unten).
Auffällig: Lüneburg liegt mit 23.808 Euro preisbereinigtem Einkommen auf Platz 345 von 400 – liegt damit deutlich am unteren Ende der Skala und gehört zu den ärmeren Gebieten. In den umliegenden Landkreisen – Uelzen, Harburg, Lüchow-Dannenberg und Ludwigslust-Parchim – ist man überall besser dran. Teils sind hier die Einkommen höher, teils die Lebenshaltungskosten niedriger – oder auch beides.
Wohnkosten treiben Preise, guter Nahverkehr kann helfen
Dass die Bewohner deutscher Großstädte häufig eine niedrige Kaufkraft haben, liegt insbesondere an den hohen Mieten: Wohnkosten machen einen großen Teil der monatlichen Ausgaben der Haushalte aus, dementsprechend groß ist die Gewichtung im Preisindex.
„Wenn die Politik effektiv etwas gegen ungleiche Lebensverhältnisse unternehmen will, muss sie insbesondere den Neubau fördern und Verfahren beschleunigen“, sagt IW-Ökonom Christoph Schröder. „Auch die Anbindung an umliegende Gemeinden und Regionen muss gestärkt werden, um die Wohnraumnachfrage aus den Städten raus auf das Land zu lenken.“
Zur Methodik: Für die Berechnung greifen die Forscher auf den regionalen Preisindex zurück, bei dem das IW anhand von frei zugänglichen Preisdaten berechnet hat, was das Leben in Deutschlands Städten und Gemeinden kostet. Zur Berechnung der Kaufkraft haben die Wissenschaftler das regionale Einkommen um die präzisen Lebenshaltungskosten aus dem regionalen Preisindex bereinigt. Das Primäreinkommen umfasst die Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögen, die den privaten Haushalten in einer Region zugeflossen sind.
Mehr Information
- Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.: Kaufkraft: Starnberger können sich doppelt so viel leisten wie Offenbacher
- Landesamt für Statistik Niedersachsen: Primäreinkommen und Verfügbares Einkommen 2000 – 2022
Die entsprechende Tabelle findet sich ganz unten auf der Seite. Auch in Niedersachsen befindet sich die Hansestadt Lüneburg am unteren Ende der Skala, was das verfügbare Einkommen betrifft.
- Flensburg: Der Sozialatlas 2023 ist da
Der Sozialatlas gibt Aufschluss über die soziale Lage der Stadt und ihrer 13 Stadtteile. Er erfasst die Bevölkerungsstruktur, Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Wohnen, soziale Sicherung und Erziehung. Die Daten sind ist eine wichtige Grundlage für verschiedene Planungsaktivitäten der Stadt Flensburg, zum Beispiel im Bereich der Jugendhilfe und der älteren Menschen, aber auch der Stadtplanung. In Lüneburg stehen solche Daten nicht zur Verfügung. - NDR: Mieten steigen in Niedersachsen: So sieht es in Ihrem Landkreis aus – 05.04.2024
Seit 2018 sind die Mietpreise in Niedersachsen deutlich gestiegen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Victor Perli (LINKE) aus Wolfenbüttel hervor. Eine Grafik zeigt die Landkreise in Niedersachsen mit der Höhe des Mietanstiegs und dem Quadratmeterpreis. So liegt die durchschnittliche Miete in Salzgitter bei 6,03 Euro pro Quadratmeter, im Landkreis Lüneburg bei 10,71 Euro. - Lüne-Blog: VdK: Mehr Armut in Niedersachsen als angenommen – aber Unterstützung wird oft nicht beantragt – 22.12.2024
Wegen hoher Mieten müssen viele Menschen heute ein Drittel bis sogar die Hälfte ihres Einkommens für die Miete ausgeben und haben entsprechend weniger zum Leben. Viele hätten Anspruch auf Wohngeld oder Grundsicherung, aber beantragen dies nicht. „Ziel sollte sein, dass Sozialleistungen bei einem Anspruch automatisiert ausgezahlt werden“, fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele. - Lüne-Blog: Landesamt für Statistik: Jede sechste Person in Niedersachsen ist armutsgefährdet – 14.05.2024
Drei Gruppen sind besonders betroffen: Heranwachsende und junge Erwachsene, Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit und ältere Frauen ab 65. Wer über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen monatlichen Haushaltsnettoeinkommens verfügt, gilt als armutsgefährdet. So die Information des Landesamts für Statistik Niedersachsen.
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