Mit der Museumsbahn unterwegs: Interview mit Hans Dierken, Verkehrsfreunde Lüneburg
Die Museumsbahn ist im Sommer regelmäßig zwischen Lüneburg, Bispingen und Soltau sowie nach Bleckede unterwegs. Betreiberin ist die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL). Vorsitzender Hans Dierken verrät im Interview, wo man sich die Wagen anschauen kann, was seine Lieblingsstrecke ist und was man bei den Verkehrsfreunden alles machen kann – außer natürlich mitfahren!
Mitteilung von: Verein Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL).
Online: https://www.heide-express.de
Foto: Verein Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL).
Lieblingsjob: Rangieren – Fünf Fragen an Hans Dierken, Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg
Foto: Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. Das Bild zeigt den im Sommer jeden Sonntag verkehrenden Zug nach Bleckede bei Neu Neetze. Ein Wagen für Fahrräder ist immer dabei.
Herr Dierken, Sie sind Vorsitzender des Vereins Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL). Was machen Sie da?
Als Vereinsvorsitzender verbringe ich viel Zeit mit organisatorischen Dingen, Angebots- und Rechnungswesen für Charterfahrten, Pflichtmeldungen an Behörden, Bemühungen um Zuschüsse, Werbung und so weiter.
Deshalb freut es mich immer, wenn ich auf unseren Strecken aktiv sein kann. Mein Job bei Zugfahrten ist das Rangieren. Ich hänge zum Beispiel in Lüneburg und Bleckede den Fahrradwagen ab. Dann wechselt der Triebwagen für die Rückfahrt auf die andere Seite. Die Strecke nach Bleckede ist sowieso meine Lieblingsstrecke. Meine Vereinskollegen und ich haben die Stilllegung der Strecke verhindert und damit hängen wir besonders daran.
Hundert Jahre alte Fahrzeuge erhalten
Ihr Verein ist ja sehr aktiv! Was machen Sie alles?
Ja, die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg ist in der deutschen Museumsbahnszene gut bekannt! Wir haben ungefähr 160 Mitglieder, darunter viele Jüngere. Die einen lieben die Werkstattarbeit an den alten Eisenbahnen, andere sind gern als Zugpersonal unterwegs. Und dann haben wir auch eine Jugendgruppe. Wer bei uns mitmachen möchte, braucht keine Spezialkenntnisse. Wir haben für jeden etwas dabei, und was man noch nicht kann, das kann man bei uns lernen.
Mein persönliches Anliegen ist, dass die fast hundert Jahre alten Fahrzeuge, die in den 1950-ern bis 1970-ern noch auf der Osthannoverschen Eisenbahn gefahren sind, erhalten bleiben. Es ist uns gelungen, einige spezielle Einzelstücke vor dem Verschrotten zu retten. Nach und nach haben wir sie gemeinsam wieder in den alten Zustand gebracht und betriebsfähig gemacht.
2011: Bahnstrecke Lüneburg-Bleckede gerettet
Mir ist auch wichtig, dass die Bahnstrecken selbst erhalten werden. Als vor zwölf Jahren die Strecke nach Bleckede stillgelegt werden sollte, haben wir sie übernommen. Im Juli dieses Jahres haben sich Landkreis und Hansestadt Lüneburg jetzt offiziell für die Reaktivierung ausgesprochen. Das ist nur möglich, weil wir die Strecke damals gerettet haben.*
Wo ist denn Ihre Werkstatt?
Wir arbeiten an unseren Fahrzeugen auf dem Bahngelände zwischen Ilmenaugarten und Wilschenbruch. Die Straße heißt „An der Soltauer Bahn“. Dort sind die Loks und Wagen abgestellt und werden restauriert. Die edelsten Stücke stehen unter Dach im Lokschuppen.
Immer am Samstag vor Ort – Einladung, einmal vorbeizuschauen!
Wenn Sie neugierig sind und einmal vorbeischauen wollen: Sonnabends zwischen 10 und 16 Uhr ist immer jemand da, oft auch zu anderen Zeiten. Sie können per E-Mail Info@Heide-Express.de einen Termin vereinbaren oder spontan kommen und fragen, ob eine Besichtigung möglich ist.
Natürlich freuen wir uns auch, wenn Sie mit einem unserer Züge mitfahren: Sonntags von 1. Mai bis 3. Oktober fahren wir dreimal von Lüneburg-Hauptbahnhof nach Bleckede und zurück. Details dazu und zu anderen Fahrten finden Sie unter heide-express.de.
Und wenn es Ihnen bei uns gefällt: Man kann bei uns auch mitmachen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Im Sommer am wichtigsten: Der umfangreiche Fahrbetrieb
Was sind denn Ihre aktuellen Projekte?
Im Sommer ist der sehr umfangreiche Fahrbetrieb immer das Wichtigste. Wir kümmern uns zusätzlich jede Woche um die Pflege der Strecke Lüneburg-Bleckede selbst, damit dort eines Tages wieder reguläre Regionalbahnen verkehren können. Daneben haben wir mehrere Fahrzeuge, die demnächst zur Hauptuntersuchung kommen. Und: Wir arbeiten daran, dass der „Samba- Express“ („Tagebuch Samba-Projekt“ – mehr) wieder fährt.
Das dürfte ja alles ziemlich aufwändig sein. Wie kriegen Sie da die Finanzierung hin?
Zum Glück können wir die meisten Arbeiten selbst und ehrenamtlich machen. Und wir sind gut vernetzt, wenn es um die Beschaffung nicht mehr handelsüblicher Ersatzteile geht.
Finanzierung: Aus verschiedenen Töpfen – viel Aufwand nötig
Aber Bauarbeiten, Zukäufe und Reparaturen – das alles kostet schon einiges. Und die Mittel zu sichern, ist eine Aufgabe für sich. Teilweise gibt es Zuschüsse von Bund, Land oder Kommunen. Dafür sind aber mühevolle und langwierige Antragsverfahren nötig und wir müssen teils hohe fünfstellige Eigenanteile selbst finanzieren.
Deshalb brauchen wir die Einnahmen aus dem Fahrbetrieb nach Bleckede und aus Charterfahrten. Und natürlich freuen wir uns immer über Spenden. Letztens bekamen wir die einmalige Gelegenheit, den legendären „Ameisenbär“, einen 85 Jahre alten Triebwagen („Der Ameisenbär kommt zum Heide-Express“: mehr), zu erwerben. Wir haben das Geld erstmal ausgelegt und sind jetzt dabei, Spenden zu sammeln.
Wünsche: Eine richtige Werkstatt – Zukunftsvision: Museum
Welche Wünsche für die Zukunft hätten Sie?
Wir arbeiten aktiv daran mit, dass die bisher von der Museumsbahn befahrenen Strecken als Beitrag zur Verkehrswende zum Wohl aller zukünftigen Fahrgäste wieder in den regulärem Betrieb gehen. Das ist mein Wunsch. Auch wenn dann unsere ehrenamtlich betriebenen Fahrmöglichkeiten eingeschränkt sind. Aber auch dafür gibt es schon einen Plan.
Außerdem wünschen wir uns, auf unserem Bahngelände in Lüneburg auf Dauer zu bleiben und die vorhandenen Abstellmöglichkeiten unter Dach zu erweitern. Damit werden die Fahrzeuge besser geschützt und wir könnten die Sammlung öffentlich zugänglich machen. Lüneburg ist unser wichtigster Ausgangspunkt für Charterfahrten.
Aber auch in Bleckede wollen wir gern präsent bleiben. Das Gleisnetz jenseits des Bahnhofs eignet sich hervorragend für einen regelmäßigen Museumsbahnbetrieb mit unseren Triebwagen aus den 1930-ern. Das wäre eine weitere Attraktion für Bleckede – und für uns die Motivation, die Fahrzeuge betriebsfähig zu erhalten.
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- Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL)
Fahrplan und Termine, Charterfahrten für Geburtstage und mehr, Vereinsaktivitäten und Projekten – https://www.heide-express.de - Lüne-Blog: Kreistag am 7. Juli 2022: Bahnreaktivierung Amelinghausen und Bleckede und Ausbau der Strecke nach Dannenberg gefordert – mehr
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Foto: AVL. Das Bild zeigt Das Bild zeigt einen der Züge im Einsatz als „Bispinger Heide-Express“ bei Drögennindorf. Dieser Zug fährt vom 20.7. bis 7.9. jeden Mittwoch zwischen Lüneburg, Bispingen und Soltau.
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