
AGL: Kein Klärschlamm mehr in der Landwirtschaft ab 2029 – Alternativen in Vorbereitung
Klärschlamm enthält wertvolle Nährstoffe wie Phosphor, aber auch Schadstoffe. Ab 2029 darf er deshalb nicht mehr als Dünger auf den Feldern verteilt werden. Die AGL bereitet aktuell Schritte vor, um den Klärschlamm künftig zu entsorgen und den enthaltenen Phosphor umweltgerecht und ressourcenschonend zurückzugewinnen.
Mitteilung von: Hansestadt Lüneburg / AGL – Am: 15.08.2025
Online: mehr – Foto: AGL Lüneburg
AGL: Kein Klärschlamm mehr in der Landwirtschaft ab 2029
AGL plant Beteiligung an landesweitem Verbund zur Klärschlammentsorgung
Foto: AGL Lüneburg. Luftbild. Im Hintergrund die drei Becken der Kläranlage
Ab 2029 darf kein Klärschlamm mehr auf die Felder, so will es das Gesetz. Die Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL), eine 100-prozentige Tochter der Hansestadt Lüneburg, bereitet sich auf den Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Nutzung von Klärschlämmen bis Ende 2028 vor. Der anfallende Klärschlamm soll künftig in einer spezialisierten Verbrennungsanlage entsorgt und der wertvolle Rohstoff Phosphor zurückgewonnen werden.
Hintergrund: Gesetzliche Vorgaben – wertvolle Ressource Phosphor
Die novellierte Klärschlammverordnung (2017) schreibt für besonders große Kläranlagen vor, ab 2029 Phosphor zu recyceln. Phosphor ist ein unverzichtbarer Pflanzennährstoff, dessen Abbau weltweit mit hohen Umweltbelastungen verbunden ist. Deutschland verfügt über keine eigenen Lagerstätten und ist vollständig auf Importe angewiesen.
Klärschlamm gilt als eine der größten heimischen Phosphorquellen. Aber: Klärschlämme aus großen Anlagen dürfen künftig nicht mehr direkt in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um Schadstoffeinträge – etwa durch Mikroplastik, Medikamentenrückstände oder synthetische Polymere – zu vermeiden. Von der Vorschrift ist auch die AGL betroffen. Denn sie betreibt eine Großkläranlage, ausgelegt für mehr als 100.000 sogenannte Einwohnergleichwerte.
Von der Landwirtschaft zur Monoverbrennung
Die AGL reinigt Abwässer von über 150.000 Menschen in Lüneburg und Umgebung. Dabei werden jährlich rund 12.000 Tonnen Klärschlamm erzeugt, der bisher als Dünger genutzt wurde. Künftig muss dieser in einer sogenannten Monoverbrennungsanlage entsorgt werden.
Ein eigener Anlagenneubau in Lüneburg ist wirtschaftlich nicht sinnvoll, daher setzt die AGL auf Kooperation. Ein neues Klärschlammlager ist bereits am Standort der Kläranlage im Bau. Es soll 2026 in Betrieb gehen. Das Investitionsvolumen umfasst rund 5 Millionen Euro. Begleitend wird eine emissionsarme Transportlogistik – bevorzugt per Bahn oder Binnenschiff – aufgebaut.
Geplant: Beteiligung an der Kommunalen Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen (KNRN)
Um die Entsorgung langfristig zu sichern, plant die AGL eine Beteiligung an der Kommunalen Nährstoffrückgewinnung Niedersachsen GmbH (KNRN) mit Sitz in Hildesheim. Die KNRN ist ein Zusammenschluss von derzeit 21 rein kommunalen Abwasserbetrieben und Gemeinden, die gemeinsam eine Monoverbrennungsanlage im Hafen Hildesheim und eine Trocknungsanlage in Hameln errichten. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2027 vorgesehen. Die Beteiligung kann ohne zusätzliche Kreditaufnahme aus Gewinnrücklagen erfolgen.
Der Transport der Klärschlämme sowie der Verbrennungsasche soll gemeinschaftlich organisiert werden, bevorzugt per Bahn oder Schiff. Über das genaue Verfahren zur Phosphorrückgewinnung wird landesweit bzw. länderübergreifend beraten.
Beschluss des Rates als nächster Schritt
„Mit der Beteiligung an der KNRN sichern wir nicht nur die gesetzlich geforderte Entsorgung, sondern auch eine umweltgerechte und ressourcenschonende Rückgewinnung von Phosphor. Gleichzeitig setzen wir auf nachhaltige Transportwege und bleiben in der kommunalen Verantwortungskette“, erklärt Lars Strehse, Geschäftsführer der AGL.
Die Beteiligung an der KNRN muss noch vom Rat der Hansestadt Lüneburg beschlossen werden. Das Thema steht am 20. August 2025 im Wirtschaftsausschuss auf der Tagesordnung.
- Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH: https://agl-lueneburg.de/
- Umweltbundesamt: Kompost und Klärschlamm
Kompost und Klärschlamm enthalten wertvolle Nähr- und Humusstoffe und werden traditionell in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt. Andererseits sind insbesondere in Klärschlamm umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Chemikalien, Schwermetalle, Pharmaka. Die Klärschlammdüngung soll daher immer weiter eingeschränkt und der Phosphor zurückgewonnen werden.
Mehr bei Lüne-Blog
- AGL-Umweltbericht: 4 Prozent weniger Treibhausgase von 2023 auf 2024 – 24.04.2025
Innerhalb eines Jahres rund 4 Prozent weniger Treibhausgase, davon 25 Prozent weniger im Fuhrpark – so das Ergebnis des zweiten Umweltberichts der Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL). In Planung ist ein geschlossener Klärschlamm-Lagerbehälter, der ebenfalls die CO2-Emissionen senken wird. - Hansestadt: AGL fährt mit HVO100-Diesel – 13.12.2024
Die Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL) rüstet seit einigen Jahren ihre Fahrzeug- und Geräteflotte systematisch auf alternative Antriebe um. Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf elektrischen Antrieb, um den Ausstoß von Treibhausgasen und Feinstpartikeln stetig zu reduzieren. „Der dazu benötigte Strom kann überwiegend im betriebseigenen Blockheizkraftwerk (BHKW) der Kläranlage erzeugt werden“, erklärt AGL-Geschäftsführer Lars Strehse.

Foto: Hansestadt Lüneburg. Der erste E-Lkw der AGL, ein umgebautes Gebrauchtfahrzeug, kam im November 2022 beim Winterdienst zum Einsatz.
Lünepedia: Abwasser, Grün & Lüneburg Service GmbH (AGL)
Die Abwasser, Grün & Lüneburg Service GmbH (AGL) wurde 1997 als Abwassergesellschaft Lüneburg mbH gegründet. Die eigenständige Gesellschaft ist vollständig im Besitz der Hansestadt Lüneburg. 2008 ging der Städtische Betriebshof an die AGL über, der Firmenname wurde geändert und das Gelände an der Bockelmannstraße 1 in Betrieb genommen.
Die AGL ist in Lüneburg verantwortlich für Abwasser, Kanalisation, Gewässer, Straßen und Begrünung der Stadt. Das Tochterunternehmen Luna Lüneburg GmbH ist zuständig für Neubau und Betrieb der öffentlichen Beleuchtung. Geschäftsführer der AGL ist Dipl. Ing. Lars Strehse. Seit 2010 ist die AGL Mitglied im Güteschutz Kanalbau.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Abwasser,_Grün_%26_Lüneburg_Service_GmbH
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