Flächengerechtigkeit in der Schießgrabenstraße: Wieviel Platz beanspruchen die Verkehrsmittel?
Welches Verkehrsmittel beansprucht am meisten Platz: Fußverkehr, Fahrrad, Pkw oder Bus? Eine Überraschung erlebten die Mitwirkenden bei der Foto-Aktion am 22. September 2024 in der Schießgrabenstraße. Mehr Flächengerechtigkeit, wie sie der VCD Elbe-Heide fordert, kann so für weniger Staus sorgen. Gerade für Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, ist das wichtig.
Mitteilung von: VCD Elbe-Heide – Am: 22.09.2024
Online: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide/ – Fotos: VCD Elbe-Heide, Malte Hübner
Aktionssonntag: Wie viel Platz braucht welches Verkehrsmittel?
Wäre es möglich, gleichzeitig weniger Stau und bessere Rad- und Fußwege zu haben? Am Sonntag, 22. September 2024, fand in der Lüneburger Schießgrabenstraße eine Aktion zum Thema Flächengerechtigkeit statt. Das vom VCD Elbe-Heide organisierte Event zeigte anschaulich den Flächenverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel. Wie die Fotos unten zeigen, ist tatsächlich der Bus die effizienteste Verkehrsart, was den Flächenverbrauch betrifft. Hätten Sie‘s gedacht?
Einst eine friedliche Allee – heute eine der meistbefahrenen Straßen Lüneburgs
Was ist die Geschichte dieser Straße, die parallel zum Lösegraben verläuft? In den 1960er Jahren wurde die Innenstadt verkehrsberuhigt und die Schießgrabenstraße löste die Bäckerstraße als Bundesstraße ab. Sie wurde ausgebaut zur mehrspurigen Bundesstraße. Die Bäume auf der Westseite der schönen Allee wurden gefällt.
In den 1980er Jahren wurde die Ostumgehung gebaut. Nach der Fertigstellung wurde diese zur neuen Bundesstraße (B4/B209) eingestuft und die Schießgrabenstraße zur Gemeindestraße herabgestuft.
Vier Spuren für den Autoverkehr, ein Parkstreifen – ein schmaler Fußweg und ein Radweg Richtung Süden
Heute ist der Autoverkehr in der Schießgrabenstraße nicht weniger geworden. Mit 32.000 Autos pro Tag ist sie nach der Ostumgehung die meistbefahrene Straße Lüneburgs und nicht nur zu Hauptverkehrszeiten kommt es zu häufigen Staus. Die Schießgrabenstraße ist weiterhin vierspurig für den rollenden Kfz-Verkehr. Daneben gibt es einen Parkstreifen, einen Radweg der fast komplett in der Dooring-Zone liegt, einen schmalen Fußweg – und keinen Radweg in nördlicher Richtung.
Aktion veranschaulicht eindrücklich den Flächenbedarf
Mit 30 Mitwirkenden veranschaulichte die Aktion nun den Platzverbrauch der verschiedenen Verkehrsmittel. Sie stellten sich auf einer Fahrspur entsprechend der Maße der Verkehrsmittel auf. Beim Vergleich wird deutlich, dass gerade Fuß- und Busverkehr sehr flächeneffiziente Fortbewegungsarten sind. Verglichen mit dem Pkw-Verkehr schneidet auch der Radverkehr gut ab. Pkw brauchen jedoch sehr viel Platz pro beförderter Person. Was den Flächenverbrauch betrifft, sind sie sehr ineffizient. Kein Wunder, dass es zu häufigen Staus kommt.
Wenn sie sich fortbewegen, brauchen die Verkehrsmittel entsprechend ihrer Geschwindigkeit noch mehr Platz: Der notwendige Sicherheitsabstand zu den anderen Verkehrsteilnehmer:innen orientiert sich am Reaktions- und Bremsweg. Beim Pkw liegt er deutlich höher als bei Fahrrädern oder zu Fuß Gehenden.
Ziel: Mehr Flächengerechtigkeit und weniger Staus
Wie lassen sich nun mehr Flächengerechtigkeit und weniger Staus erreichen? Der VCD Elbe-Heide fordert, zwei Pkw-Spuren in gesicherte Radfahrstreifen („Protected Bikelane“) umzuwandeln. „Sehr wichtig“ sei das Ziel, mehr Flächengerechtigkeit in der Schießgrabenstraße zu erreichen, stellt Beate Ellwanger-Stache, eine der Mitwirkenden, fest. „Es ist längst überfällig, dass eine Stadt, die sich fahrradfreundlich nennt, auf einer ihrer Hauptverkehrsstraßen in beide Richtungen einen Fahrradweg bekommt.“
Gerade für Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen auf das Auto angewiesen sind, ist es wichtig, zuverlässig und ohne Stau voranzukommen. Der Verkehrsraum soll so gestalten werden, dass es attraktiv wird, auf Verkehrsmittel des Umweltverbunds – Bus-, Rad- und Fußverkehr – umzusteigen.
Verbesserung und Verflüssigung des Verkehrs
„Gelingt diese Verlagerung, kann es also sowohl für den Radverkehr als auch für den notwendigen Autoverkehr in der Schießgraben deutlich besser und für alle Menschen zufriedenstellender verlaufen“, erklärt Johannes Dau vom Verkehrs-Club Elbe-Heide (VCD). „Auch wenn es aus Auto-Sicht erstmal nicht intuitiv erscheint. Mit der heutigen Aufstellung wollen wir das verdeutlichen und die Diskussion auf eine sachliche Grundlage stellen.“
Mehr Information und Kontakt
Der Verkehrs-Club Deutschland setzt sich für eine ökologisch und sozial nachhaltige Verkehrswende ein.
- VCD Regionalverband Elbe-Heide: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide/
- Deutsches Institut für Urbanistik (difu): Verkehrsberuhigung: Entlastung statt Kollaps! – Juli 2023
Wenn Straßen gesperrt oder verkehrsberuhigt werden sollen, wird oft befürchtet, dass der Verkehr dann auf alternative Routen ausweicht und diese belastet. Die Untersuchung wertet zwölf solche Maßnahmen aus. Ergebnis: Die Verlagerungseffekte sind in der Regel moderat, tatsächlich „verpufft“ ein nicht geringer Anteil des Verkehrs. Die Entlastungseffekte nehmen mit der Zeit sogar zu.
Überraschend: Die Radfahrstädte Amsterdam und Kopenhagen schneiden im europäischen Stauvergleich stets am besten ab: Die durchschnittliche Kfz-Geschwindigkeit liegt hier bei 30 bzw. 40 Stundenkilometer. Zum Vergleich: Leipzig mit 26 und Hamburg mit 23 Stundenkilometern liegen deutlich darunter.
Wieviel Fläche beanspruchen die Verkehrsarten?
Die folgenden Fotos entstanden am Sonntag, 22. September 2024, in der Schießgrabenstraße in Lüneburg als eine Aktion des VCD Elbe-Heide. Es fotografierte Malte Hübner.
Wikipedia: Autofreier Tag
Der Autofreie Tag ist ein Tag, an dem der Gebrauch von Automobilen und anderen Kraftfahrzeugen eingeschränkt werden soll.
In den 1950er und 1970er Jahren wurden autofreie Tage von den Behörden verfügt, wenn ein Engpass der Versorgung mit Erdöl drohte. In jüngerer Zeit gilt der autofreie Tag als Aktionstag verbunden mit der Forderung nach einer Verkehrswende, der von verschiedenen Organisationen (zum Beispiel Umweltverbänden und Kirchen) initiiert und unterstützt wird. Er findet jährlich am 22. September statt. In Kommunen, die an der Europäischen Mobilitätswoche teilnehmen, wird von diesem Datum jedoch auch gelegentlich um wenige Tage abgewichen.
In vielen Städten werden an diesem Tag Straßen gesperrt und der öffentliche Raum damit umgenutzt. In Leipzig wurde z. B. der ganze Innenstadtring von 3,6 Kilometer Länge für viele Stunden für den Autoverkehr gesperrt.
Weiterlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Autofreier_Tag
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Hinzu kommt zum rollenden Kfz-Verkehr die Flächen, die die nicht-rollenden Autos – also die parkenden Autos beanspruchen! Das darf hier nicht außer Acht gelassen werden: Ein Fahrrad parkt z.B. am Laternenpfahl oder im Keller, Fußgänger parken sich selbst zu Hause, Busse haben ihren Betriebshof – nur die Autofahrer haben den Anspruch überall möglichst kostenfrei rumzustehen und nehmen uns Fußgänger*innen und Radfahrenden Platz weg!