Dunkelfeldstudie Niedersachsen: Bürger:innen fühlen sich sicherer
Ein größeres Sicherheitsgefühl, ein Rückgang bei erlebten Straftaten und grundsätzlich Vertrauen auf die Arbeit der Polizei – das sind die Ergebnisse der vierten Dunkelfeldstudie Niedersachsen. Auffällig jedoch: Nur jede fünfte Straftat wurde auch gemeldet. Bürger:innen sollten Straftaten anzeigen, zum Beispiel bei der Online-Wache Niedersachsen, so der Appell von LKA-Präsident Friedo de Vries bei der Präsentation der Ergebnisse.
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Inneres und Sport
Am: 14.11.2022
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Grafik Nds. Ministerium für Inneres und Sport: Dunkelfeldstudie. Präsentation S. 8 (Ausschnitt)
4. Niedersächsische Dunkelfeldstudie vorgestellt – Ergebnisse in der Übersicht
Grafik Dunkelfeldstudie. Präsentation S. 8 (Ausschnitt). Die Menschen fühlen sich immer sicherer (links). Die Zahl der Menschen, die Angst vor Kriminalität haben, nimmt (rechts).
Am 14. November 2022 stellte der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, gemeinsam mit Landespolizeipräsident Axel Brockmann und dem Präsidenten des Landeskriminalamts Niedersachsen, Friedo de Vries, die Ergebnisse der vierten niedersächsischen Dunkelfeldstudie vor.
Ergebnisse in der Kurzübersicht
- Erneut hohe Beteiligung: 43,8 % der 40.000 angeschriebenen Personen haben an der Befragung teilgenommen.
- Rückläufiger Trend: 29,6 % der Befragten wurden Opfer mindestens einer Straftat. 2016 lag der Anteil bei 32,3 %. Schwerpunkte dabei: computerbezogene Kriminalität, Diebstahldelikte und Sachbeschädigungen.
- 5,7 % der Befragten wurden im Jahr 2020 Opfer von physischer und psychischer sog. Partnerschaftsgewalt, davon der Großteil mehrfach.
- Nur rund ein Fünftel (22,0 %) der berichteten Straftaten aus dem Jahr 2020 wurde auch angezeigt. Damit ist die Anzeigequote im Vergleich zu 2016 signifikant gesunken und liegt auf dem niedrigsten Stand seit Erhebungsbeginn.
- Die große Mehrheit der Befragten hat von der Polizei mit Blick auf verschiedene Eigenschaften wie Bürgerfreundlichkeit und Professionalität (93,8 %) und ihre Arbeit (87,5 %) ein relativ positives Bild.
Pistorius: Polizeiarbeit findet Anerkennung – Anzeigequote künftig steigern
Minister Pistorius: „Die inzwischen vierte niedersächsische Dunkelfeldstudie erlaubt uns einen wertvollen Blick auf Straftaten, die aus verschiedensten Gründen nicht angezeigt werden. Wir lernen, wovor und in welchen Situationen die Menschen gerade im öffentlichen Raum Angst haben.
Gleichzeitig wird deutlich, dass die allermeisten Menschen die Polizei und ihre Arbeit wertschätzen. Wir müssen uns allerdings auch sehr kritisch damit auseinandersetzen, warum immer weniger Menschen einen Sinn darin sehen, Straftaten anzuzeigen.“
Kriminalitätsfurcht nimmt deutlich ab
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren nimmt die allgemeine Kriminalitätsfurcht in Niedersachsen signifikant weiter ab. „Insgesamt zeichnen die Daten ein Bild, dass sich die Menschen in Niedersachsen sicher fühlen. Aber natürlich gibt es Unterschiede, z. B. mit Blick auf die persönliche Lebenssituation, den Wohnort und das eigene Erleben“, erklärt LKA-Präsident Friedo de Vries bei der Präsentation.
So sei insbesondere bei denjenigen Bürgerinnen und Bürgern die Kriminalitätsfurcht am größten, die zuvor bereits Opfer einer Straftat geworden sind.
LKA-Präsident de Vries: Menschen seltener Opfer von Straftaten – Ausnahme: Sexualdelikte
Besonders erfreulich ist daher das Ergebnis der Studie, dass die Zahl der Befragten, die angaben, Opfer einer Straftat geworden zu sein, im Vergleich zu den Vorjahren wieder rückläufig ist (2021: 29,6 Prozent).
LKA-Präsident Friedo de Vries hob den Rückgang der Opferrate hervor – mit einer Ausnahme. Im Deliktsfeld der Sexualdelikte sei eine signifikante Zunahme festzustellen.
Er schränkte jedoch ein: „Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen verzeichnen wir in der diesjährigen Studie die insgesamt niedrigste Anzeigequote. Hier muss es unser Ziel sein, die Bereitschaft, Straftaten bei der Polizei anzuzeigen, dauerhaft zu erhöhen.“
Aktuelle Erweiterung: Fragen zu Gewalt in der Partnerschaft
Wie bei den vorherigen Befragungen wurde die Kernstudie um ein Sondermodul ergänzt. Auf dem Hintergrund der Corona-Pandemie ging es dabei um Fragen rund um das Thema „Gewalt in aktuellen und ehemaligen Partnerschaften“ als Teil der sog. Häuslichen Gewalt.
Den größten Teil nahm bei den Rückmeldungen psychische Gewalt ein (5,1 % aller Befragten), darunter insbesondere das Delikt Beleidigungen. Auch wenn Stalking (1,5 %) und körperliche Gewalt (1,1 %) geringer ausfallen, erlebte im Jahr 2020 noch mehr als jede/r 100. Befragte eine solche Tat durch die (Ex-)Partnerin oder den (Ex-)Partner.
Die Taten wurden kaum zur Anzeige gebracht. Auch suchten nur 13,0 % der befragten Opfer von Gewalt in (Ex-)Paarbeziehungen im Nachgang professionelle Unterstützung.
Pistorius: Gewalt in Partnerschaft ist keine Privatsache!
Minister Pistorius: „Die Ergebnisse des Sondermoduls zur Partnerschaftsgewalt … zeigen, dass wir weiter intensiv mit allen Akteurinnen und Akteuren in diesem Bereich eng zusammenarbeiten müssen, um Opfer von Beziehungsgewalt so wirksam wie möglich zu schützen.
Es ist unsere Aufgabe, diese Menschen aus ihrer Situation zu befreien und die vor allem männlichen Täter konsequent zu verfolgen. Gewalt in Partnerschaften oder Ex-Partnerschaften darf niemals als Privatsache wahrgenommen werden – sie ist unter keinen Umständen zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen.“
Polizeipräsident Axel Brockmann: Positive Tendenz bei Wahrnehmung der Polizei – weiteres Bemühen notwendig
Landespolizeipräsident Axel Brockmann betonte die strategische Bedeutung der Erkenntnisse aus den Dunkelfeldstudien: „In den Bereichen Gleichbehandlung, Vertrauenswürdigkeit und Legitimität des Handelns waren die Bewertungen in den vergangenen Jahren etwas besser als in der aktuellen Studie.“
Die „Entwicklungen und Wahrnehmungen nehmen wir sehr ernst und prüfen gezielte Maßnahmen. Da dürfen wir uns auch bei nach wie vor guten Zustimmungswerten nicht ausruhen.“
De Vries: Straftaten konsequent anzeigen – Online-Wache nutzen!
„Im digitalen Raum beobachten wir zurzeit einen genau gegensätzlichen Trend: Bei computerbezogenen Delikten ist die Anzeigebereitschaft deutlich gestiegen“, so LKA-Präsident de Vries.
„Ich möchte daher an alle Bürgerinnen und Bürger appellieren: Zeigen Sie Straftaten konsequent an! Dazu können Sie entweder eine Polizeidienststelle aufsuchen oder die Online-Wache nutzen.“
Weiterlesen
- Online-Wache der Polizei Niedersachsen: https://www.onlinewache.polizei.niedersachsen.de/
Nds. Ministerium für Inneres und Sport: Dunkelfeldstudie 2021
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Präsentation (PDF-Datei) – mehr
- Zusammenfassung der Kernbefunde (PDF-Datei) – mehr
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Zusammenfassung des Schwerpunkts „Häusliche Gewalt (PDF-Datei) – mehr
Hintergrund: Dunkelfeldstudie Niedersachsen
Dunkelfeld-Studie
Wenn Straftaten angezeigt werden, kann man sie statistisch erfassen – das so genannte „Hellfeld“. Was aber mit Straftaten, die nicht angezeigt werden? Sie werden als „Dunkelfeld“ bezeichnet.
Die Dunkelfeld-Forschung versucht, einen besseren Überblick über die tatsächliche Kriminalität und ihre Entwicklung zu erreichen. So wird bei repräsentativen Studien danach gefragt, ob man Opfer von Straftaten geworden ist.
Weiterlesen: Wikipedia – https://de.wikipedia.org/wiki/Dunkelziffer
Repräsentative Ergebnisse dank hoher Beteiligung
2021 wurden – wie bereits in den vorangegangenen Studien – 40.000 Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen anonym befragt. Die Personen waren mindestens 16 Jahren alt. Der sehr hohe Rücklauf von über 17.500 Fragebögen (43,8 %) und das methodische Vorgehen lassen repräsentative Aussagen in Bezug auf die niedersächsische Bevölkerung nach Alter und Geschlecht zu.
Die Ergebnisse lassen sich damit auf die Verhältnisse im Land und das Gebiet jeder der sechs Polizeidirektionen übertragen.
Befragungen in zweijährigem Rhythmus
Seit 2013 wird – grundsätzlich im Abstand von jeweils zwei Jahren – durch das Landeskriminalamt Niedersachsen die „Befragung zu Sicherheit und Kriminalität“ durchgeführt. Die Ergebnisse sind neben der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) eine weitere Grundlage, um die Sicherheitslage in Niedersachsen zu bewerten.
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