Lüneburg, Am Stintmarkt. Foto: Christine Böhm.

Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe: Gelbe Karte für Lüneburg

Viel Grün im Stadtgebiet im Vergleich zu den anderen niedersächsischen Städten, aber gleichzeitig auch eine relativ hohe Versiegelung. Dafür bekommt Lüneburg die Gelbe Karte beim ersten deutschlandweiten Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe. Mit Hilfe von Satellitendaten wurden insgesamt 190 Städte bewertet.


Mitteilung von: Deutschen Umwelthilfe – Am: 30.07.2024
Online: https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/ – Foto: Christine Böhm.


Zu viel Grau, zu wenig Grün: Viele deutsche Städte fallen durch im ersten Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe

Foto: Christine Böhm. Lüneburg, Am Stintmarkt. Besonders Bäume sorgen in der Stadt für Kühlung. Baumlose Grünflächen haben nur halb oder gar nur ein Viertel des Kühleffekts von Bäumen.

Der Großteil der Städte in Deutschland schützt die Menschen nicht ausreichend vor den extrem hohen Temperaturen als Folge der Klimakrise: Sie sind gleichzeitig stark versiegelt und bieten zu wenig kühlendes Grün. Dies ist das Ergebnis des ersten Hitze-Checks der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter den 190 deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

24 Städte mit Roter, 84 mit Grüner Karte

Die Analyse betrachtet Flächenversiegelung und Grünausstattung in den Städten, basierend auf neuen Daten der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH im Auftrag der DUH. Insgesamt erhalten 24 Städte eine Rote Karte, 82 eine Gelbe Karte und 84 eine Grüne Karte.

Besonders schlecht schneiden die Städte Ludwigshafen, Heilbronn, Regensburg, Worms, Mainz, Ludwigsburg und Ingolstadt ab – sie sind besonders stark bebaut und versiegelt und haben sehr wenig sogenanntes Grünvolumen. Eine Grüne Karte aufgrund von wenig Versiegelung und vielen Bäumen, Büschen und Blühstreifen bekamen Detmold, Ratingen, Potsdam und Jena.

Gelbe Karte für Lüneburg

Städte mit geringer Versiegelung, aber wenig Grün, und Städte, die umgekehrt stark versiegelt sind, aber viel Grün haben, bekommen die Gelbe Karte. Das gilt auch für Lüneburg. Hier ist das Grünvolumen am höchsten unter den bewerteten Städten in Niedersachsen: Ganze 4,51 Kubikmeter Grün pro Quadratmeter Fläche. Aber: Die Versiegelung liegt bei knapp 46 Prozent.

Barbara Metz, DUH: Verbindliche Ziele vorgeben

Dazu Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „In Zeiten der Klimakrise brauchen unsere Städte unversiegelte Böden zur Versickerung von Wasser und Grünflächen zur Kühlung. […] Die Bundesregierung muss jetzt wirksame Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel bundesweite Standards für die Begrünung von Schulhöfen vorschreiben. Wir fordern verbindliche Grünanteile auf kommunaler Ebene und Umbau statt Neubau.“

Bäume im Stadtgebiet als natürliche Klimaanlage

Grün ist aber nicht gleich Grün, weist die Geschäftsführerin hin. Neben Rasenflächen müssten auch Bäume, Büsche und Wiesen in den Städten zu finden sein. Besonders Bäume haben einen hohen Kühleffekt und sind damit eine natürliche Klimaanlage. Grünflächen ohne Baum bringen nur die Hälfte bis ein Viertel der Kühlung. Der Verlust großer Bäume in der Stadt ist daher besonders folgenreich.

Aktuell werden in Deutschland täglich über 50 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr versiegelt, dies entspricht pro Jahr einer Fläche der Stadt Hannover. Das stellt in Zeiten der Klimakrise ein enormes Gesundheitsrisiko dar.

Satellitendaten als hilfreiches Planungswerkzeug

Zentrales Problem bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen ist die uneinheitliche Datenerhebung durch die Bundesländer. Dazu Sascha Gey, Data Analyst von Luftbild Umwelt Planung: „Satellitendaten bieten eine zugängliche, vergleichbare und kosteneffiziente Möglichkeit, flächendeckende Analysen zu zahlreichen Fragestellungen durchzuführen. Von der Bilanzierung von Versiegelung und Stadtgrün, über die Messung von Oberflächentemperaturen bis hin zum zeitlichen Monitoring von Veränderungen.

Sie sind ein immer wichtiger werdendes Planungswerkzeug für Städte und Kommunen bei der Klimaanpassung und Stadtplanung – damit Maßnahmen dort getroffen werden, wo sie am meisten bewirken.”

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Hintergrund: Stadtklima in Lüneburg

Stadtklimaanalyse fordert bessere Durchlüftung und mehr Grün

Das Unternehmen GEO-NET Umweltconsulting in Hannover erstellte 2019 eine umfassende Stadtklimaanalyse für Lüneburg. Dafür wurden Hitzekarten entwickelt und bioklimatische Austauschprozesse untersucht. Im Anschluss wurden die Flächen bewertet und die Betroffenheit der Einwohnenden in den Stadtteilen untersucht. Mit Maßnahmen, wie dem Hitzeeffekt entgegengewirkt werden kann, schließt die Untersuchung ab.

„Aus den Ergebnissen der Stadtklimaanalyse kann festgehalten werden, dass es in Lüneburg thermisch belastete Siedlungsbereiche gibt, deren bioklimatische Situation mindestens erhalten, möglichst durch geeignete Maßnahmen verbessert werden sollte. Weite Teile des Stadtgebiets werden über die aufgezeigten Kaltluftleitbahnen bzw. kleinräumige Ausgleichsströmungen durchströmt. Die Funktion der Kaltluftleitbahnen sollte durch Bebauung nicht eingeschränkt werden. […]

Entsprechend sollte der Erhalt bzw. die Verbesserung der Durchlüftung durch geeignete Maßnahmen im Fokus stehen. Soweit möglich sollte der Grünanteil im Kernstadtgebiet erhöht werden, insbesondere in thermisch belasteten Bereichen (Verschattung / Begrünung der Altstadt, Pocket-Parks, großflächige Grünanlagen).“ (S. 77/78).

Hitze in der Lüneburger Innenstadt und Möglichkeiten der Entlastung

„Die Wirkung von Begrünungskonzepten auf das Mikroklima an hitzebelasteten Standorten Lüneburgs“ (Sept. 2022) ist der Titel der wissenschaftlichen Analyse von Miriam Potyka, Markus Groth, Markus Quante und Steffen Bender. Beteiligte Institutionen sind Climate Service Center Germany (GERICS), Helmholtz-Zentrum Hereon GmbH und Leuphana Universität Lüneburg.

Für vier Lüneburger Standorte wurden die thermische Belastungssituation in einem Mikroklimamodell für heiße Sommertage (ca. 30° C) simuliert. Deutlich wurde: Es ist eine Mischung aus Bäumen, Schatten, veränderten Oberflächen (kein dunkler Asphalt), Verdunstung (z. B. Wasserflächen oder Rasen) und Luftströmen in einer fein abgestimmten Kombination nötig, um optimale Kühlungseffekte zu schaffen. Das größte Abkühlungspotential in der Innenstadt bietet Begrünung, wenn sie an die Gegebenheiten des Standortes angepasst wird. Damit liefern die Analysen auch Anhaltspunkte für eine nachhaltige und resiliente Stadtplanung.

  • Detailinformationen und Untersuchungsergebnisse – PDF-Datei
    – Am Sande – mehr
    – Klosterhof – mehr
    – Marienplatz – mehr
    – VHS Vorplatz – mehr
Deutsche Umwelthilfe: Hitze-Check zu Städten in Niedersachsen.

Deutsche Umwelthilfe: Hitze-Check zu Städten in Niedersachsen.

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