Landgericht Lüneburg. Foto: Frank Vincentz, CC BY-SA 3.0, https://www.luenepedia.de/wiki/Landgericht_Lüneburg

Landgericht Lüneburg: Bericht vom Prozessauftakt gegen Rechtsrock-Vereinigung

Produktion und Vertrieb von Tonträgern mit diskriminierender und menschenverachtender Musik und Bildung einer kriminellen Vereinigung: So die Vorwürfe gegen fünf Angeklagte vor dem Landgericht Lüneburg. Das Lüneburger Netzwerk gegen Rechts berichtet vom Prozessauftakt am 6. August 2024.


Mitteilung von: Lüneburger Netzwerk gegen Rechts – Am: 08.08.2024
Online: https://www.netzwerk-gegen-rechts.net/ – Foto: Frank Vincentz, CC BY-SA 3.0, https://www.luenepedia.de/wiki/Landgericht_Lüneburg


Prozesseröffnung gegen die Rechtsrock-Vereinigung am Landgericht Lüneburg am 6. August 2024

Stellungnahme des Lüneburgers Netzwerk gegen Rechts

Am Dienstag, 6. August 2024, begann vor dem Lüneburger Landgericht der Prozess gegen eine Gruppe Neonazis. Die Anklage: Bildung einer kriminellen Vereinigung und der professionelle Vertrieb von Tonträgern mit diskriminierender und menschenverachtender Musik.

Prozessbeobachter:innen des Lüneburger Netzwerks gegen Rechts begleiteten den Prozessauftakt und berichten darüber.

Hausdurchsuchung in Bardowick fördert verbotene Tonträger zutage

Als Kopf der Gruppe gilt Lasse Krüger aus Bardowick im Landkreis Lüneburg. Bei ihm wurden im Herbst 2023 bei einer polizeilichen Hausdurchsuchung entsprechende Tonträger in hoher Stückzahl beschlagnahmt.

Gemeinsam mit weiteren Neonazis soll Krüger zwischen 2018 und 2023 Musik extrem rechter Bands wie „Landser“, „Störkraft“, „Angriff 88“, „Erschießungskommando“ ud der in Deutschland verbotenen Neonazi-Vereinigung „Blood C Honour“ vertrieben haben. In Deutschland indizierte Produktionen wurden gezielt nachgepresst und vertrieben.

Prozessbeobachter:innen des Lüneburger Netzwerks gegen Rechts begleiteten Prozessauftakt

Am ersten Prozesstag wurde über mehrere Stunden die sehr umfangreiche Anklageschrift verlesen. Darin wurden Textzeilen der rechtsextremen Lieder zitiert und die Plattencover beschrieben.

„Texte und Cover sind einfach nur menschenverachtend und widerlich. Aus der Anklage geht hervor, dass in den Liedern explizit gegen Menschen gehetzt und offen zur Gewalt gegen die aufgerufen wird, die nicht ins Weltbild der extremen Rechten passen“, berichtet ein:e Prozessbeobachter:in des Netzwerks gegen Rechts.

Mit Musik und Subkultur sollen Menschen angesprochen werden

Die Tonträger waren durchweg mit Hakenkreuzen, SS-Runen und anderen verbotenen Kennzeichen bebildert. Die Texte verherrlichen das NS-Regime und den Massenmord in den deutschen Konzentrationslagern, eliminatorischen Rassismus und Antisemitismus.

„Wir sehen, dass die Neonazi- und Kameradschaftszenen aus den 1990ern und frühen 2000ern auch heute agieren und Musik und Subkultur nutzen, um den vorpolitischen Raum zu bespielen und Menschen anzusprechen. In den letzten Jahren hat sich die Szene dahingehend aber nochmals deutlich professionalisiert“, so ein weiterer Prozessbeobachter des Netzwerks.

Eingebunden in rechte Netzwerke

Den Prozessauftakt besuchten auch 15 Neonazis aus Amt Neuhaus, Grimmen, Lüneburg und Zarrentin, die ihre Verbundenheit mit dem Hauptangeklagten Krüger zeigen wollten. Dadurch wurde deutlich, dass die Produktions- und Vertriebsstruktur der fünf Angeklagten in das extrem rechte Netzwerk der „Arischen Bruderschaft“ und „Brigade 12“ eingebunden war. Diese rechten Netzwerke wurden im Sommer 2023 vom neonazistischen Multifunktionär Thorsten Heise selbst aufgelöst.

Heise selbst wurde in der Anklage genannt, weil er eine Lizenz eines Tonträgers an Lasse Krüger verkauft hat. Krüger war einer der Anführer der „Brigade 12“, einer Unterorganisation der von Heise angeführten „Arischen Bruderschaft“.

Lüneburger Netzwerk gegen Rechts begleitet Prozess weiterhin

Das Lüneburger Netzwerk gegen Rechts wird den Prozess in den nächsten Monaten weiter begleiten: „Wir erachten die derzeitige Anklage lediglich als Spitze des Eisbergs, wenn es um die Produktion und den Vertrieb extrem rechter Musik geht. Für die kommenden Monate wird besonders interessant sein, welche Finanzströme flossen und welche Netzwerke in der Szene bestehen. Dazu trägt das Verfahren hoffentlich bei.“

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