Bahnhof Lüneburg. Foto: Lüne-Blog.

Bahnhof Lüneburg: Nachholbedarf in Sachen Barrierefreiheit und Teilhabe

Die Landeszeitung war mit Fachautorin und VCD Bundesvorstandsmitglied Katja Diehl auf Radtour durch Lüneburg und berichtete über ihre Beobachtungen in Bezug auf Fuß- und Radverkehr. Die Initiative “Lüneburg Barrierefrei” nimmt in einem Leserbrief Stellung – und den Bahnhof samt defektem Aufzug ins Visier.


Mitteilung von: Initiative “Lüneburg Barrierefrei”
Am: 21.04.2022
Fotos: Lüneburg Barrierefrei.


Nachholbedarf für Lüneburg in Sachen Barrierefreiheit und Teilhabe

Leserbrief zu: LZonline. “Mit Video: Unterwegs mit Mobilitätsexpertin Katja Diehl”, 20.04.2022 (mehr)

Foto: Initiative “Lüneburg Barrierefrei”. Das Foto zeigt den Eingangsbereich des Bahnhofs und Menschen, die ihr Rad samt Gepäck die Stufen hinunterheben. 

Vielen Dank für die aufschlussreiche Reportage. Wir, die Initiative Lüneburg Barrierefrei, können die Beobachtungen von Frau Diehl (LZonline – mehr) in Blick auf Fußverkehr und Barrierefreiheit nur bestätigen. Greifen wir als Beispiel den Bahnhof heraus, mit dem auch der Artikel beginnt.

Beispiel Bahnhof: “Wie kommt man barrierefrei aus dem Gebäude?”

Bahnhof, Gleis 1: Aufzug "Außer Betrieb". Foto: Lüneburg Barrierefrei.

Bahnhof, Gleis 1: Aufzug mal wieder “Außer Betrieb”. Foto: Lüneburg Barrierefrei.

Bei einem Bahnhofsbesuch am 21. April 2022 trafen wir vor dem Bahnhof auf eine Gruppe von Fahrradtouristen. Sie waren – wie wohl auch Frau Diehl – mit dem Metronom aus Richtung Hamburg auf Gleis 1 angekommen. Sie beschwerten sich, dass sie ihre Elektroräder samt Gepäck die Stufen auf der Vorderseite hinunter schaffen mussten.

Aber sie hätten doch einfach um den Bahnhof herumgehen können, wurde ihnen erklärt. Doch das wussten sie nicht – und eine entsprechende Beschilderung fehlt.

Aufzug zu den Gleisen: Wieder einmal defekt …

Dabei hatte die Radlergruppe Glück, dass der Metronom auf Gleis 1 ankam. Sonst hätten sie ihre schweren Räder mühsam in den Aufzug am Bahnsteig bugsieren müssen, soweit möglich. Und dann hätten sie festgestellt, dass sie nicht zum Bahnhofsgebäude hochfahren können, weil der Aufzug – einmal wieder – nicht funktionierte.

Die Reisenden kämpfen sich mit ihrem Gepäck die Treppe hoch. Was macht jemand, der mit Rollstuhl oder Rollator unterwegs ist? Foto: Lüneburg Barrierefrei.

Die Reisenden kämpfen sich mit ihrem Gepäck die Treppe hoch. Was macht jemand, der mit Rollstuhl oder Rollator unterwegs ist? Foto: Lüneburg Barrierefrei.

Reisende mit schwerem Gepäck konnten einem Leid tun: Sie mussten ihre Koffer einzeln die hohe Treppe hinaufschleppen, wie das Foto zeigt. Ein Fahrgast mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen muss hier verzweifeln.

Alternativ: Weiter Umweg – mit einem ebenfalls oftmals defekten Fahrstuhl

Natürlich gibt es eine Alternative: Einfach den Gleistunnel bis zum Fahrstuhl an Gleis 5 durchgehen.
Mit etwas Glück funktioniert der, denn er ist auch störanfällig. Dann geht es Richtung Dahlenburger Straße über den Steg zum Parkhaus, unter dem Bahntunnel durch und wieder rechts die Bahnhofstraße hoch, am ZOB vorbei zum Bahnhof.
Das ist nur ein knapper Kilometer Umweg, bergauf und -ab.

Das muss die “aktive Mobilität” sein, so “gesund für den Körper und die Psyche”, wie in der Folgeabschätzung zur Verlagerung der Busse aus der Innenstadt formuliert (VO/09992/22 – https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=10047).
Solche Aussagen können Bewegungsbehinderte oder Ältere nur als zynisch verstehen.

Aufwändige App- und Internetrecherche Pflicht vor Reiseantritt?

Ganz clevere Reisende haben ein Smartphone und laden sich vorher die App “DB Bahnhof live” herunter. Die zeigt Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten, Schließfächer usw. an den Bahnhöfen an – und auch kaputte Fahrstühle.
Wobei: Der Fahrstuhl auf Gleis 5 gehört der Stadt Lüneburg. Ob der defekt ist, ist in der App nicht angezeigt. Pech gehabt! Da müssen sie sich schon informieren unter https://lueneparken.de/aktuelle-meldungen/. Falls das dort angezeigt ist.

Nachholbedarf in Lüneburg in Sachen Barrierefreiheit und Teilhabe

Kurz: Die Stadt Lüneburg und ihr Bahnhof sind einladend und gastfreundlich – vorausgesetzt die Gäste kommen nicht mit Kinderwagen, schwerem Gepäck, Fahrrad, Rollator, Rollstuhl oder sonstigen Beeinträchtigungen an. Höchste Zeit, dass hier etwas unternommen wird!

Lüneburg hat Nachholbedarf, was Barrierefreiheit und Teilhabemöglichkeit betrifft. Das gilt für die ganze Stadt, nicht nur für den Bahnhofsbereich.


Hintergrund: Lüneburg Barrierefrei – Selbstbestimmt mobil sein können

Die Initiative “Lüneburg Barrierefrei” setzt sich dafür ein, dass alle Menschen am Leben in Lüneburg teilnehmen können. Öffentliche Straßen, Plätze und Verkehrsmittel sollen für alle Menschen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sein. Im Blick sind dabei zum Beispiel Menschen mit aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen (Gipsfuß), Senior:innen, Fußgänger:innen mit Kinderwagen, Gepäck, Rollatoren oder Gehhilfen, Rollstuhlfahrer:innen, Hörbeeinträchtigte, Sehbehinderte und Blinde.

Sie haben Interesse am Thema und hätten Lust, einmal an einem “Barriere-Check” in Lüneburg teilzunehmen?
Gerne nehmen wir Sie in unseren Verteiler auf!
Kontakt: lueneburg-barrierefrei@posteo.de

Immerhin: Der Übergang zum ZOB ist für Sehbehinderte gut markiert und die Übergänge abgesenkt. Aber wie kommt man von hier zum Bahnsteig? Foto: Lüneburg Barrierefrei.

Immerhin: Der Übergang zum ZOB ist für Sehbehinderte gut markiert und die Übergänge abgesenkt. Aber wie kommt man von hier zum Bahnsteig? Foto: Lüneburg Barrierefrei.

Information

Hintergrund ist das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ (UN-Behindertenrechtskonvention, UN-BRK), das in Deutschland am 26. März 2009 in Kraft trat (Deutsches Institut für Menschenrechte: mehr). Für den öffentlichen Personennahverkehr gelten die Bestimmungen des Personenbeförderungsgesetzes von 2013. Dies verpflichtet alle Mobilitätsakteure zu einer “vollständigen Barrierefreiheit” bis zum 1. Januar 2022.
Lünepedia – mehr


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