"Der Weg aus der Klimakrise" - Lesung mit Svend Andersen, Lüneburg, 08.06.2023. Foto: Klimaentscheid Lüneburg.

Treibhausgas-Intensitäts-Gesetz als “Weg aus der Klimakrise” – Lesung mit Svend Andersen

Die Klimakrise schreitet voran. Einen möglichen Ausweg stellte Autor Svend Andersen bei seiner Lesung am 8. Juni 2023 in der Ratsbücherei vor. Der Staat sollte klare Vorgaben machen, wieviel Treibhausgase Strom höchstens enthalten darf, und die erlaubte Menge schrittweise reduzieren. So der Bericht des Klimaentscheid Lüneburg von der Veranstaltung in der Ratsbücherei.


Mitteilung von: Klimaentscheid Lüneburg – Am: 14.06.2023
Online: https://klimaentscheid-lueneburg.de/
Foto: Klimaentscheid Lüneburg.


Svend Andersen: Menschen vor der Klimakrise schützen – mit einem neuen Gesetz

“Treibhausgas-Buchhalter” nennt sich der Klimaschutzexperte Svend Andersen. Sein Thema sind die Zahlen und Aspekte zur Treibhausgasproblematik. Die Klimaschutzteams von Stadt und Landkreis Lüneburg hatten am 8. Juni 2023 in der Ratsbücherei zu Lesung und Diskussion mit dem Autor eingeladen.

Bei der Vorstellung seines Buchs „Der Weg aus der Klimakrise“ stellt Andersen einen sperrigen Begriff in den Raum: Das Treibhausgas-Intensitäts-Gesetz. Im Lauf des Abends erläuterte er, was damit gemeint ist und warum das für ihn der beste Weg aus unserer Situation ist.

“Interaktive Lesung”: Gäste waren aus Sorge um die Klimakrise gekommen

Angekündigt war die Veranstaltung als “interaktive Lesung”. Svend Andersen begann denn auch mit der Frage an jede*n Einzelne*n der 60 Gäste, warum sie oder er gekommen waren.

Die Antworten bilden ein breites Spektrum ab. Eines haben die Antworten gemeinsam: die Sorgen der Menschen, wie wir der Klimakrise begegnen können. Mit einer Ausnahme: Ein älterer Gast gibt eine sehr kurze Antwort: „Der Klimawandel menschengemacht – Fragezeichen“.

CO₂-Anteil in der Erdatmosphäre steigt stetig

Svend Andersen kündigt an, im Laufe des Abends auf alle von den Gästen vorgetragenen Themen einzugehen. Und liest dann doch einige Seiten aus seinem Buch vor, einen eher nüchternen Abschnitt, in dem es darum geht, wie und wo der CO₂-Anteil in der Erdatmosphäre gemessen wird.

Das geschieht in einer Messstation auf einem Vulkan auf Hawaii, dem Mauna Loa, einem der mächtigsten Vulkane der Erde. Die Messungen, die dort seit 1958 vorgenommen werden, sind indes sehr wichtig: Denn die CO₂-Konzentration steigt seit einigen Jahrzehnten immer schneller an.

Point of no return in Sicht

Gemessen wird die CO₂-Konzentration in der Einheit ppm (parts per million). Über Tausende von Jahren lag der Wert im Bereich von 200 ppm. 1958 war schon die 300-er-Grenze überschritten. 2016 überstieg der Wert erstmals 400 ppm.

„Bei 500 ppm ist der ‘point of no return’ bezüglich des Klimawandels erreicht“, erläutert Andersen. Dies bedeutet, dass das Fortschreiten der Erderhitzung sich dann nicht mehr aufhalten lässt.

Wie kriegen wir die Kurve? Schutzbestimmungen als Vorbild

„Die Klimakrise tötet Menschen“, verdeutlicht Andersen und startet dann mit seinem Lösungsvorschlag, wie mit der Klimakrise umzugehen sei. „Wir müssen schauen, was für Lösungen es schon gibt, um Menschen zu schützen“, so Andersen.

Und er führt die Brandschutzgesetze an. Für viele Gegenstände gibt es Brandschutzvorschriften. Hersteller dürfen nur den Brandschutzgesetzen entsprechende Gegenstände herstellen und vertreiben.

Ebenso sei es beim Trinkwasser: Auch hierzu gibt es Gesetze, um unser Leben zu schützen.

Das Treibhausgas-Intensitäts-Gesetz

„Beim Klimaschutz müssen wir es genauso machen. Strom, wie wir ihn heute nutzen, tötet Menschen. Es gibt keinen Grund, das nicht zu regeln.“ Ein Treibhausgas-Intensitäts-Gesetz (THG-Intensitäts-Gesetz) sei nötig, sagt Andersen.

„Deutschland wird automatisch klimaneutral, wenn der Stromverbrauch bzw. gesamte Energieverbrauch über ein solches Gesetz geregelt wird“.

Nur noch Strom mit der erlaubten Treibhausgas-Intensität

Das Gesetz müsse festlegen, wieviel Treibhausgase durch Strom erlaubt sind, wobei die erlaubten Treibhausgas-Mengen mit der Zeit immer kleiner werden müssen.

„Es darf nur noch Strom in die Stromnetze eingespeist werden, der die erlaubte Treibhausgas-Intensität einhält“, erläutert Anders.

Vorbild Kanada: Mehr Schutz der sozial Schwächeren

In Kanada gibt es solche Gesetze bereits – weil das gesellschaftliche Ideal dort anders ist. Dort wird weit mehr darauf geachtet, dass sozial schwächere Gesellschaftsschichten gut leben können.

Als weiteren Grund, warum es in Deutschland diese Regelungen nicht gibt, nennt Anders: „Deutsche leben in einer Lobby-Bubble“. Damit ist wohl gemeint, starke Lobby-Kräfte trügen dazu bei, dass in Deutschland das Ausmaß der Klimakrise noch nicht erkannt wird und nicht genügend getan wird. Ein THG-Intensitäts-Gesetz sei sozial gerecht und helfe gegen Lobbyismus.

Vorteil: Klarer Rahmen für die Industrie

84 Prozent der Treibhausgase stammen aus der Energieerzeugung, erläutert Andersen. Deshalb sei ein THG-Intensitäts-Gesetz für Strom „ein klares Instrument und der größte Hebel, um der Bedrohung durch die Klimakrise gerecht zu werden“.

Andersen empfiehlt, von der Politik ein THG-Intensitäts-Gesetz einzufordern, um die Emissionen kontinuierlich zu reduzieren. Die Industrie hätte damit einen gesetzlichen Rahmen und könne innerhalb dieses Rahmens beliebige Technologien einsetzen. Sachliche, unideologische Diskussionen würden ermöglicht.

Fazit: Schnelles Handeln nötig – Klimaentscheid bleibt am Ball

Wie zu Beginn der Veranstaltung gab es eine Abschlussrunde zur Frage, wie die Veranstaltung dem Publikum gefallen hat. Ein Gast fasste zusammen, was wohl einhellige Meinung war: „Es muss schnell gehandelt werden.” Aber: Bekommen wir in Gesellschaft und Politik die Kurve?

“Wenn das Gesetz in Kanada erfolgreich ist, könnte das Land weltweit zum Vorbild werden für eine wirksame, schrittweise Absenkung von CO₂-Emissionen”, sagt Friederike Würth vom Klimaentscheid Lüneburg.

“Wir vom Klimaentscheid bleiben am Ball. Mit allen engagierten politischen und gesellschaftlichen Kräften in Lüneburg werden wir dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen und so die Menschen zu schützen.”

Mehr Information und Kontakt: Klimaentscheid Lüneburg

LünepediaLünepedia: Klimaentscheid Lüneburg

Die Initiative “Klimaentscheid Lüneburg” wurde 2020 gegründet und hat 2021 ein erfolgreiches Bürgerbegehren organisiert mit dem Ziel, dass Lüneburg bis 2030 klimaneutral wird. Der Klimaentscheid vertritt damit die Forderungen von weit mehr als 8.000 Lüneburger:innen. Zudem wird der Klimaentscheid unterstützt von ca. 50 regionalen Unternehmen, Institutionen und Initiativen, z. B. der Voelkel GmbH, dem NABU Lüneburg und dem Arbeitskreis „Laudato si“ der Kirchengemeinde St. Marien.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Klimaentscheid


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