Windenergie: Windräder bei Bardowick, Landkreis Lüneburg. Foto: Lüne-Blog.

Windenergie im Landkreis Harburg: Naturschutzverbände kritisieren Planung

Auch der Landkreis Harburg in Winsen (Luhe) muss Gebiete für Windenergie-Anlagen ausweisen. Seit Ende Dezember 2024 lagen die Pläne öffentlich aus. Sieben Naturschutzverbände aus der Region haben nun eine gemeinsame Stellungnahme verfasst. Sie kritisieren insbesondere zwei Defizite: bei der Ausweisung der Windkraft-Potenzialflächen und bei den Ausgleichsmaßnahmen für mögliche Schäden an Natur und Landschaft.


Mitteilung von: Arbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände im LK Harburg – Am: 24.03.2025
Online: https://www.nabu-buchholz.de/ – Foto: Lüne-Blog. Windräder bei Bardowick


Naturschutzverbände kritisieren Defizite bei der Windkraftplanung des Landkreises

Der Landkreis Harburg mit Sitz in Winsen (Luhe) muss Gebiete für Windenergie-Anlagen ausweisen. Ab dem 27. Dezember 2024 wurden die Planungen für drei Monate öffentlich ausgelegt. Sieben Naturschutzverbände aus der Region haben gemeinsam eine Stellungnahme verfasst.

Gemeinsame Kritik von sieben Naturschutzverbänden

Klimaschutz ja – aber nicht auf Kosten der Natur! Durch den geplanten Ausbau der Windkraft drohen auch im Landkreis Harburg Schäden an Landschaft und biologischer Vielfalt. Um diese zu vermeiden oder wenigstens angemessen auszugleichen, können und müssen Politik und Behörden deutlich mehr tun als bisher. Das fordern sieben Naturschutzverbände in ihrer gemeinsamen Stellungnahme zum Entwurf des Teilprogramms Windenergie des Landkreises Harburg.

Die Verbände kritisieren, dass die Planungen vor allem in zwei zentralen Punkten Defizite aufwiesen: bei der Ausweisung der Windkraft-Potenzialflächen und bei den Ausgleichsmaßnahmen für mögliche Schäden an Natur und Landschaft. Unterzeichnet ist die Stellungnahme vom BUND Regionalverband Elbe-Heide, den NABU-Gruppen Winsen, Buchholz und Hanstedt-Salzhausen, dem Arbeitskreis Naturschutz in der Samtgemeinde Tostedt, den NaturFreunden Nordheide und dem Naturschutzverband Lüneburger Heide e.V.

Unvollständige Datengrundlage bei der Ausweisung von Potenzialflächen

Zahlreiche Flächen wurden in früheren Biotop-Kartierungen als naturschutzfachlich wertvoll eingestuft, sind aber nicht ausdrücklich als Natur- oder Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Diese Einstufungen seien bei der Planung überhaupt nicht berücksichtigt worden, so die Verbände.

Auch fehlt die Berücksichtigung von Tierarten, die besonders durch Kollisionen mit Windrädern gefährdet sind, so Greifvögel wie Rotmilan und Seeadler und mehrere Fledermausarten. Der Umweltbericht selbst räumt ein, dass zum Vorkommen von Vögeln nur wenige, zu Fledermäusen überhaupt keine Daten vorliegen. Die Vertreter der Naturschutzverbände fragen daher: „Wie verlässlich kann eine Flächenplanung angesichts derart unzureichender Daten überhaupt sein? Und wie will der Landkreis die bestehenden Datenlücken ausgleichen?“

Außerdem: Unzureichende Vorgaben für Ausgleichsmaßnahmen

Nach Ansicht der Naturschützer bleiben die Planungen zur Ausweisung von Vorranggebieten für Windenergie auch beim Thema Kompensation Antworten schuldig. Zwar werde die Pflicht zum Ausgleich von Schäden an Natur und Landschaft mehrfach erwähnt, bei der Festlegung konkreter Maßnahmen bleibe das Dokument jedoch vage und lasse zahlreiche Schlupflöcher offen. Die Verbände fordern daher: „Der Landkreis muss genaue, verbindliche Vorgaben machen, wie Schäden und Verluste an Landschaft, Lebensräumen und Arten durch den Bau von Windenergieanlagen vermieden und, wo das nicht möglich ist, ausgeglichen werden sollen. Die Ausgleichsmaßnahmen sollen ortsnah erfolgen.“

Hinweise auf weitere Fehler oder Widersprüche

In ihrer 16seitigen Stellungnahme bemängeln die Naturschutzverbände nicht nur grundsätzliche Defizite der Planungen, sondern listen auch zahlreiche sachliche Fehler und Widersprüche in Details auf. „Vor allem der Umweltbericht muss an vielen Stellen nachgebessert werden“, sagt Dr. Alexander Gröngröft. „Der Landkreis muss klarmachen, dass ihm der Erhalt unserer heimischen Landschaft und Artenvielfalt genauso wichtig ist wie unser Beitrag zum Klimaschutz.“

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