Windräder im Landkreis. Foto: Lüne-Blog.

Windenergie im Landkreis Harburg: Hintergründe, Vorrangebiete und Bürgerbeteiligung

Der Landkreis Harburg mit Sitz in Winsen (Luhe) muss Gebiete für Windenergie-Anlagen ausweisen. Ab dem 27. Dezember 2024 liegen die Planungen drei Monate öffentlich aus. Für die Kreistagsfraktionen von Grünen und Linke erläutert Kreistagsmitglied Elisabeth Bischoff Hintergründe und nächste Schritte. 


Mitteilung von: Gruppe GRÜNE/LINKE im Kreistag Harburg – Am: 16.12.2024
Online: https://gruene-kreis-harburg.de/kreisfraktion/ – Foto: Lüne-Blog. Windräder im Landkreis Lüneburg


Steuerung der Windenergie im Landkreis Harburg – Sorge um Verteilung der Windvorrangflächen

Zur Zeit erreichen viele Briefe die Kreistagsmitglieder im Landkreis Harburg zur Windkraftplanung. Viele stammen aus Salzhausen – hier sollen 9 Prozent der Gemeindefläche als Windvorrangfläche ausgewiesen werden.

Hintergrund sind Vorgaben des Bundesgesetzes (WindBG) in der Umsetzung durch das Land Niedersachsen (NWindG) und die im Landkreis Harburg entwickelten Kriterien für die Ausweisung der Flächen im Regionalen Raumordnungsplan RROP. Ab dem 27. Dezember 2024 liegen die Planungen drei Monate öffentlich aus. Außerdem sind Infoveranstaltungen in Präsenz und online geplant. Bürger:innen können dann Einwände vorbringen.

  • Landkreis Harburg: Windkraftanlagen: Pläne liegen drei Monate lang aus – 18.12.2024
    Die Planungen liegen auf dem Tisch, und nun haben Bürger:innen, Behörden, Verbände und Vereine das Wort: Der Kreistag in Winsen hat den derzeitigen Entwurf des Teilprogramms Windenergie und der 2. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms 2025 mit großer Mehrheit gebilligt.

Klimakrise verlangt Umstellung auf erneuerbare Energie

„Anlass des Gesetzes des Bundes ist die EU-Notfallverordnung aufgrund der Gas-Mangellage in Folge des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine. Außerdem gebietet es die Klimakrise, unsere Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen“, erklärt Elisabeth Bischoff, Kreistagsabgeordnete im Landkreis Harburg, von der Gruppe GRÜNE/LINKE.

„Die Umstellung wird unsere Landschaften massiv verändern mit der Errichtung von großflächigen Fotovoltaikanlagen und Windrädern. Aber angesichts der Klimakrise, entstanden durch die Wirtschaftsweise der vergangenen Jahrzehnte, haben wir keine andere Wahl. Eine Fortsetzung der Nutzung fossiler Energieträger ist keine Option. Wir merken ja schon jetzt die negativen Auswirkungen des Klimawandels: Trockenheit, Hitze und auf der anderen Seite Überschwemmungen in nie gekanntem Ausmaß“, weist Bischoff hin.

Bischoff: „Nichtstun ist mittel- und langfristig deutlich teurer“

„Ein rasches Handeln ist erforderlich. Jegliche Verzögerung bringt eine stärkere Erderwärmung und mit ihr einen Anstieg der Katastrophen. Alle finanziellen Anstrengungen, die wir jetzt in die Erneuerbaren Energien lenken, werden sich mehrfach bezahlt machen. Nichtstun ist mittel- und langfristig deutlich teurer“, so die grüne Kreistagsabgeordnete.

Wichtig dabei ist aus Sicht der Grünen, dass die Biodiversitätskrise sich nicht verschärft, sondern dass Lösungen gefunden werden, die beidem – der  Biodiversität und dem Klima – nutzen. Das ist durchaus möglich: Die Wirkung von Wäldern und Mooren als Kohlenstoffspeicher muss erhalten und verbessert werden. Solche Maßnahmen können Win-Win-Projekte für beide Krisen sein.

Negative Auswirkungen von Windkraft in der Prüfung

Den von manchen angeführten negativen Auswirkungen der Windkraft muss – soweit zutreffend – begegnet werden.

  • Immobilienwertverluste: Diese sind nicht von der Hand zu weisen. Ein Häuschen im Grünen mit Blick in eine vielfältige Landschaft kann man als attraktiver empfinden als ein Häuschen mit Sicht auf Windanlagen. Jedoch sollten wir unseren Blick etwas weiten: Durch die Folgen der Klimakrise haben Menschen in Deutschland und weltweit bereits ihre Behausungen vollständig verloren. Da müssen wir im hochentwickelten Europa auch unseren Teil zur Transformation der Energiewirtschaft beitragen. Das gleiche gilt für den Tourismus.
  • Gesundheitliche Risiken durch Infraschall wurden durch Studien des UBA ausgeschlossen. Für Schattenwurf und Lärm gelten gesetzliche Grenzwerte, die einzuhalten sind.
  • Naturzerstörung: Hier muss gut geplant werden, damit besonders sensible Bereiche freigehalten werden. Wald darf nur gerodet werden, wenn es kein hochwertiger Wald ist. Außerdem muss der gerodete Wald an anderer Stelle durch Neupflanzung ausgeglichen werden.
  • Giftige PFAS werden als Beschichtung der Rotoren vermutet. Diese Stoffe sind aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften und ihrer hohen Hitzebeständigkeit auch in vielen Alltagsprodukten enthalten, zum Beispiel in Backpapier und Bratpfannen, in Regenjacken, Lebensmittelverpackungen und Kosmetik. Hier müssen überall Alternativen gefunden und angewendet werden, gegebenenfalls auch bei den Rotoren.
  • Speicher und Leitungen für den erzeugten Strom werden aktuell entwickelt, geplant und gebaut. Das muss parallel zur Planung und dem Bau der Windräder passieren, wenn wir möglichst rasch klimaneutral werden wollen.

Nächste Schritte: Bürgerbeteiligung startet noch 2024 

Die Auslegung wurde im Kreistag am 17. Dezember 2024 beschlossen, die Bürgerbeteiligung startet am 27. Dezember 2024. Die etwas frühere Auslegung wurde beschlossen, da weitere Regelungen auf EU-Ebene erwartet werden, die vermutlich das Verfahren deutlich verkomplizieren würden.

Die Verteilung der Windvorrangflächen im Landkreis ist also noch nicht abgeschlossen. Es steht eine intensive Diskussion an, wenn die bei der Auslegung eingegangenen Bedenken und Anregungen vorliegen, weist die Kreistagsabgeordnete hin.

Intensive Diskussion steht an: Sich den Herausforderungen der Zukunft stellen

Abschließend stellt Bischoff fest: „Manche drohen damit, ihre Stimme bei der Wahl an eine rechtsextreme Partei zu geben. Welche Lösungen bietet diese Partei für die akuten Probleme unserer Zeit? Aus unserer Sicht ist diese Partei ein Sammelbecken für alle, die nicht merken wollen, dass sie gerade den Ast absägen, auf dem sie vermeintlich sicher und bequem sitzen! Wir hoffen, dass die Mehrheit der Menschen im Landkreis sich für sinnvolle Vorschläge und ihre Umwelt entscheiden werden.“

Anwohnende und Gemeinden können von Anlagen profitieren 

Auf Initiative der Grünen wurde im Übrigen ein Gesetz verabschiedet, das die umliegenden Gemeinden von Windkraftflächen am Erlös beteiligt, ergänzt Bischoff. Wie der Landkreis in seinen Antworten auf häufig gestellte Fragen erläutert, können Anwohnende direkt profitieren, indem sie sich an Bürgerenergieprojekten beteiligen. Denkbar sind Bürgerenergiegenossenschaften, kommunale Beteiligungen oder Energiesparbriefe für die Bürgerinnen und Bürger in der Nähe der Anlage. Kommunen können zudem eine laufende Zahlung nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) für Windenergieanlagen erhalten.

  • Landkreis Harburg: Steuerung der Windenergie im Landkreis Harburg  
    Sollte der Landkreis Harburg seine Teilflächenziele bis zum 31.12.2027 nicht erreichen, können Windenergieanlagen überall im Außenbereich errichtet werden. Auch könnten die Anlagen wesentlich näher an Siedlungen heranrücken. Um dies zu verhindern, erstellt der Landkreis Harburg zurzeit das Teilprogramm Windenergie. Auf der Informationsseite des Landkreises finden sich Erläuterungen, Karten und Antworten auf häufig gestellte Fragen.
  • Landkreis Harburg: Präsentation für Salzhausen (mit vielen allgemeinen Informationen) – PDF-Datei
    Mitarbeitende des Landkreises sind seit einigen Wochen in den Gemeinden unterwegs, um über den aktuellen Planungsstand zu informieren, zuletzt in den Gemeinden Toppenstedt und Salzhausen. 

Bürgerenergiegemeinschaften in Niedersachsen

  • Bürger-Energiegenossenschaft Lüneburg: https://zukunftsgenossen.de
    „Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Lüneburg packen gemeinsam die Energiewende an. Wir verwirklichen private und kommunale Projekte mit erneuerbaren Energien. Dadurch senken wir den CO₂-Ausstoß und sorgen für Energiesicherheit. Das macht unsere Region nachhaltiger und zukunftssicher.“ 
  • Netzwerk Energiewende: Energiegenossenschaften in Niedersachsen
    Von Buchholz bis Walsrode: In Niedersachsen gibt es bereits eine Vielzahl von Bürger-Energiegenossenschaften.
Internetseite der "Zukunftsgenossen eG" Lüneburg: https://zukunftsgenossen.de/

Internetseite der „Zukunftsgenossen eG“ Lüneburg: https://zukunftsgenossen.de/

Lünepedia: Energiewende

Bei der Energiewende handelt es sich um eine sozial-ökologische Transformation der Strom- und Wärmeproduktion. Dies ist ein globaler Prozess, der sich jedoch auch auf der Ebene der Kommune abspielt. In Lüneburg gibt es einige Akteur*innen, die sich für einer Energiewende einsetzen.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Energiewende

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