Bahnschienen. Michael Gaida, Pixabay.

Für eine starke Schiene: Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies stellt SPNV-Strategie 2040 vor

Alles besser: Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Schienenverkehr, mehr und längere Züge, Halbstundentakt – das versprach Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) bei der Vorstellung der SPNV-Strategie 2040. Der VCD Niedersachsen mahnt: „Die Politik sollte nicht nur sinnvolle Ziele verkünden. Sie, insbesondere Herr Lies, muss sich auch tatkräftig an die Umsetzung machen.“


Mitteilung von: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung – Am: 11.06.2024
Online: https://www.mw.niedersachsen.de/ 


SPNV-Strategie 2040: Verkehrsministerium stellt Konzept für Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs vor

Die Schienen-Nahverkehrsstrategie, SPNV-Strategie 2040, für Niedersachsen stellte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies am 11. Juni 2024 vor. Beteiligt waren die niedersächsischen Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV): Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niederachsen (LNVG), die Region Hannover und der Regionalverband Großraum Braunschweig.

Herzstück der SPNV-Strategie ist eine interaktive Karte, die auf der Internetseite des LNVG abgerufen werden kann. Dort sind erstmals an einem Ort Steckbriefe aller Nahverkehrslinien in Niedersachsen zu finden. Für jede Linie wird dargestellt, in welchem Takt die Züge verkehren, welche Fahrzeuge eingesetzt werden sollen und was an der Strecke und den Stationen ausgebaut werden muss.

Verkehrsminister Olaf Lies: Fahrgastzahlen steigern, mehr und längere Züge im Nahverkehr

„Niedersachsen will in den kommenden 20 Jahren Schritt für Schritt mehr und längere Züge im Nahverkehr einsetzen. Wir zeigen Linie für Linie, wie wir die Fahrgastzahlen ganz maßgeblich steigern können“, sagte Lies bei der Vorstellung: „Ziel ist eine Verdopplung der Fahrgastzahlen bis 2040.“

Derzeit seien rund 120 Millionen Menschen pro Jahr in Niedersachsen mit S-Bahnen, Regionalbahnen und Regional-Express-Zügen unterwegs, erläuterte Lies. Die Zahl der Fahrgäste soll sich auf 240 Millionen Fahrgäste verdoppeln.

Mehr Fahrzeuge und besser Qualität – Halbstundentakt zwischen Hamburg und Lüneburg

Das soll durch neue Investitionen in das Schienennetz, in bestehende und neue Haltepunkte und Fahrzeuge erreicht werden. Gleichzeitig soll die Qualität durch eine höhere Taktung, mehr Barrierefreiheit und auch WLAN-Verfügbarkeit verbessert werden.

Das Konzept zeigt für jede Linie, wo das Angebot der Fahrten steigen sollte, wo der Bund Strecken und Stationen ausbauen muss und welche Züge nötig sind. So ist für Hamburg-Lüneburg (RB 31) ein Halbstundentakt geplant.

Bund soll für mehr Gleise und Bahnsteige in den Stationen sorgen

Lies: „Dieses SPNV-Konzept wird ein ganz wichtiger Baustein für unsere Mobilitätskonzept 2040. In unserem Mobilitätskonzept werden wir die kompletten Mobilitätsketten abbilden – vom Fußverkehr über den Fahrradverkehr und den Individualverkehr bis hin zur öffentlichen Mobilität auf der Straße und eben auf der Schiene.

Mehr Züge können aber nur fahren, wenn der Bund für mehr Gleise und mehr Bahnsteige in den Stationen sorgt. Das gilt auch für Osnabrück und Oldenburg und viele Stationen im ländlichen Raum, bei denen Bahnsteige fehlen oder zu kurz sind. Hier müssen wir zu gemeinsamen Lösungen mit dem Bund kommen.“

Ganztags Halbstunden-Takt bei Regionalexpress und S-Bahn-Strecken

Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung, erläuterte Einzelheiten: „Auf fast allen schnellen Regionalexpresslinien und auf S-Bahnstrecken wollen wir ganztags einen Halbstundentakt fahren.“ Auf besonders nachfragstarken Linien im Zulauf auf Hamburg und Bremen soll in den Hauptverkehrszeiten sogar ein 15- oder 20-Minutentakt angeboten werden.

Schwabl: „Hier ist ein großes Potential für zusätzliche Fahrgäste, und hier würden wir mit jedem Euro besonders viel für den Klimaschutz tun. Das Geld ist endlich, wir müssen besonders wirkungsvolle Maßnahmen priorisieren.“ Durch die Überlagerung mehrerer Linien auf den Strecken kommt es zu weiteren Taktverdichtungen.

Potenzial im ländlichen Raum: Gemeinsame Aufgabe für Landkreise und Verkehrsverbünde

Ein 30-Minuten-Takt ist im ländlichen Raum auch auf Regionalbahnlinien mit höherer Nachfrage geplant. Es gebe im ländlichen Raum aber auch auf vorhandenen Linien noch Potential für zusätzliche Fahrgäste.

Schwabl: „Zu den Zügen muss es attraktive Busverbindungen oder andere Anbindungen aus den Orten im Umfeld der Bahnhöfe geben. Da müssen die Landkreise und Verkehrsverbünde mitziehen. Denn die Verkehrswende kennt keine Zuständigkeitsgrenzen.“

Der Verkehrsdezernent der Region Hannover, Ulf-Birger Franz, und Ralf Sygusch, Verbandsdirektor des Regionalverbands Großraum Braunschweig, unterstützen das Konzept. „Jetzt sind neue kreative, wirtschaftliche – aber auch machbare – Ansätze gefragt, um eine langfristige Finanzierung – auch für den ländlichen Raum – zu ermöglichen“, so Ralf Sygusch.

Mitteilung von: VCD Niedersachsen – Am: 12.06.2024
Online: https://niedersachsen.vcd.org/service/presse

VCD Niedersachsen: Ziele mit dem bisherigen Tempo unerreichbar

Der VCD Niedersachsen begrüßt grundsätzlich die in der SPNV-Strategie 2040+ des Landes verkündeten Zielsetzungen. Diese sind jedoch in dem Tempo, das Land und Bund bislang zeigen, auf lange Zeit unerreichbar.

„Der VCD begrüßt ausdrücklich die Planungen, beispielsweise zu einem 30-Min-Nahverkehrstakt Hamburg-Uelzen-Hannover oder durchgehenden Zügen von Cuxhaven nach Hannover. Das erfordert aber deutlich mehr Anstrengungen als die bisherigen!“, erklärt der VCD-Landesvorsitzende Martin Mützel.

Deutliche Ausweitung der Schienen-Infrastruktur erforderlich

Für die geplante Verdoppelung der Reisendenzahlen sind nach fachlicher Bewertung des VCD substanzielle Ausweitungen der Schienen-Infrastruktur notwendig. Viele der angekündigten Angebotsverbesserungen sind auf den derzeit überlasteten Strecken nicht möglich. Das betrifft insbesondere die Strecken Hamburg-Hannover und Bremen-Hannover.

Alpha-E-Konzept kann nicht einmal das aktuelle Verkehrsaufkommen verspätungsfrei sichern

Die im Rahmen des sogenannten Alpha-E-Konzeptes angedachten kleineren Ausbauten sind nicht einmal ausreichend, das heutige Verkehrsaufkommen dieser Strecken verspätungsfrei abzuwickeln. „Das Schaffen ausreichender Kapazitäten muss Vorrang haben vor der rein ideologischen Verhinderung von Bahnneubauten, sogar in Wahlkreisen von SPD-Prominenz!“, so Mützel weiter.

Flächendeckender Stundentakt im Nahverkehhr im Koalitionsvertrag beschlossen

Der VCD weist darauf hin, dass die aktuelle Regierungskoalition im Landtag einen flächendeckenden Stundentakt im Nahverkehr per Koalitionsvertrag beschlossen hat. Von Ansätzen einer Umsetzung ist bislang nichts bekannt. Mützel: „Die Politik sollte nicht nur sinnvolle Ziele verkünden. Sie, insbesondere Herr Lies, muss sich auch tatkräftig an die Umsetzung machen.“

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