Atom-Aus. Fotomontage: Ralph Lindner, Pixabay.

15. April 2023 – Umweltminister Meyer: “Endlich endet ein jahrzehntelanger Konflikt”

“Die Zukunft in Niedersachsen gehört den Erneuerbaren Energien”, erklärt Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Meyer anlässlich der beginnenden Stilllegung des AKW in Lingen. Der Rückbau soll schnellstmöglich vollzogen werden. Auch die Brennelemente-Produktion sollte beendet werden, so der Minister. Stattdessen fördern Bund und Land am Standort Lingen eines der größten Wasserstoffprojekte der Welt mit 150,9 Millionen Euro für die RWE Hydrogen Lingen GmbH.


Mitteilung von: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz –  Am: 15.04.2023
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„Endlich endet ein jahrzehntelanger gesellschaftlicher Konflikt”

Umwelt- und Energieminister Meyer begrüßt das endgültige Aus des AKW Lingen

Der letzte niedersächsische Atommeiler geht am (heutigen) Sonnabend, dem 15. April 2023, endgültig vom Netz. „Damit wird der schon vor vielen Jahren beschlossene Atomausstieg jetzt auch faktisch vollzogen”, so Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer.

„Und damit endet endlich auch ein jahrzehntelanger gesellschaftlicher Konflikt. Darüber bin ich sehr froh, denn diese hochgefährliche Risikotechnologie kann bei einem Super-GAU nicht nur verheerende Folgen für uns alle haben, sie hat in drei Generationen Probleme für 30.000 weitere Generationen geschaffen.”

“Wohin mit dem Atommüll?”

“Schließlich bleibt auch morgen eine ganz zentrale Frage noch offen: Wohin mit dem Atommüll? Die ungelöste Endlagersuche wird uns also weiterhin intensiv beschäftigen.

Auch bleibt es Fakt, dass der Atomstrom nicht gebraucht wird, sondern wir in Niedersachsen zum Energiewendevorreiter Nr.1 werden wollen und auf ein klimaneutrales System setzen – aus Erneuerbaren Energien, Netzen, Speichern und grünem Wasserstoff.”

Leistung wird heruntergefahren und Turbine abgeschaltet

Nach derzeitigem Kenntnisstand und Abstimmung mit dem Lastverteiler wird am Abend damit begonnen, die Leistung der Atomanlage im Emsland um 10 MW pro Minute abzusenken und die Turbine kaltgefahren.

Anschließend wird von Hand die Turbinenschnellabschaltung (TUSA) vorgenommen und die Anlage endgültig vom Netz getrennt. Wenn die Anlage den Zustand „unterkritisch heiß” erreicht hat, wird vor 24 Uhr die Reaktorschnellabschaltung (RESA) von Hand ausgelöst werden. Die genaue Uhrzeit bestimmt die Betreiberin des AKW.

Im Anschluss Begehungen und Prüfungen

Daran schließen sich Anlagenbegehungen im Reaktorgebäude und das weitere Kaltfahren der Anlage über die Frischdampfumleitstation an, so dass bis zum 16. April 2023 gegen Mittag etwa 50°C und 15 bar im Primärkreis der Anlage erreicht sind.

Es folgen Arbeiten und Prüfungen, die auch zu jedem Brennelementwechsel üblich waren, so dass am 19. April das Abnehmen des Deckels des Reaktordruckbehälters (RDB) vorgesehen ist.

Entladen der Brennelemente am 24. April 2023 – Rückbau schnellstmöglich vollziehen

Am Montag, dem 24. April 2023, soll mit dem Entladen der Brennelemente aus dem Reaktordruckbehälter begonnen werden. Die Anlage so zu belassen, dass sie doch wieder in Betrieb genommen werden kann, kommt für Minister Meyer nicht in Frage.

„Der Atomausstieg ist beschlossen und endgültig, es wird keine Laufzeitverlängerung geben. Debatten darüber, ob ein AKW als Reserve weiterhin zur Verfügung stehen könnte, lehnen wir konsequent ab. Und da es keine neuen Brennelemente geben wird, ist ein Weiterbetrieb ohnehin nicht möglich.”

Der Rückbau des AKW Emsland sei beantragt und werde nach den geltenden Bestimmungen jetzt schnellstmöglich vollzogen.

Auch Brennelemente-Produktion soll beendet werden

Zur Vollendung des Atomausstiegs macht sich das Land außerdem dafür stark, auch die Brennelemente-Produktion in Lingen zu beenden. Vor allem setze sich das Land gemäß Koalitionsvertrag beim Bund dafür ein, dass grundsätzlich kein Uran aus Russland mehr an die Brennelementefabrik in Lingen geliefert wird.

„Geschäfte mit Putin sollten beendet werden, das gilt auch und gerade für den Atombereich”, so Minister Meyer. „Die Urangeschäfte Russlands mit Lingen zeigen die hohe Abhängigkeit der europäischen Atomindustrie von Putins Russland. Dies durch Joint-Ventures, direkte oder indirekte Beteiligungen Russlands zu verfestigen, halte ich politisch angesichts Putins brutalem Energiekrieg gegen Europa für fatal.”

Atomausstieg soll auf allen Ebenen vollzogen werden

“Es kann nicht sein, dass in Deutschland die letzten Atommeiler abgeschaltet werden, aber hier weiter Brennelemente produziert werden. Der beschlossene Atomausstieg muss jetzt auf allen Ebenen auch konsequent durchgezogen werden.”

Zu dem vom Betreiber ANF gestellten Antrag auf Fertigung von hexagonalen Brennelementen für osteuropäische Reaktoren russischen Typs wird vom Umweltministerium ein Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung eingeleitet.

Lingen künftig Zentrum für grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien

Am ehemaligen AKW-Standort im Emsland schaue Niedersachsen nun aber hoffnungsvoll nach vorne. „Lingen wird zum Zentrum für grünen Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien ausgebaut.

Wir lassen das Atomzeitalter endlich hinter uns und stecken unsere gesamte Energie in den Ausbau der Erneuerbaren”, so Meyer. „Und ich freue mich sehr, dass wir das hier zusammen mit der Betreiberin des ehemaligen AKW tun.”

In Lingen entsteht ein großes Wasserstoffzentrum, von RWE und mit Unterstützung des Landes wird in die Großproduktion und Speicherung von grünem Wasserstoff investiert.

Bund und Land fördern eines der größten Wasserstoffprojekte der Welt

Bund und Land fördern am Standort Lingen eines der größten Wasserstoffprojekte der Welt mit 150,9 Millionen Euro für die RWE Hydrogen Lingen GmbH. Dazu wird eine Elektrolyseleistung von rund 300 MW geplant, die aus überschüssigem Wind- und Sonnenstrom in Zukunft grünen Wasserstoff herstellen soll.

Für die Erzeugung grünen Wasserstoffs aus Erneuerbaren Energien ist geplant, auch das bisherige Speicherbecken zur AKW-Kühlung für die Herstellung des Erneuerbaren Wasserstoffs zu benutzen. „Diese Investitionen sind ein gutes und deutliches Signal”, so Umwelt- und Energieminister Meyer: „Die Zukunft in Niedersachsen gehört den Erneuerbaren Energien.”

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