Aktion Lüneburg Barrierefrei / Rollfender Widerstand am 3.12.2022 am Bahnhof Lüneburg. Foto: Screenshot Video bei YouTube.

“ÖPNV für alle!” “Die Stufen müssen weg!” – Aktion am Bahnhof Lüneburg am 3. Dezember 2022

Eine spontane Protestaktion am Lüneburger Bahnhof machte am 3. Dezember 2022, dem Tag der Menschen mit Behinderung, auf Barrieren im öffentlichen Verkehr aufmerksam. Unter dem Motto #BarrierenBrechen sollen Aktionstage vom 3.-13. Dezember 2022 zeigen, mit welchen Hürden Menschen im Rollstuhl, mit Kinderwagen, Gehhilfe oder anderen Einschränkungen zu kämpfen haben.


Mitteilung von: Lüneburg Barrierefrei / Rollfender Widerstand
Am: 03.12.2022
Online: https://www.youtube.com/watch?v=jqqWPgWYuc0
Foto: Screenshot Video Youtube (s.u.)


“Wir wollen spontan reisen” – “Die Stufen müssen weg!”

Protestaktion am Bahnhof Lüneburg am 3. Dezember 2022

Auf Barrieren im Bahnverkehr haben die Initiative Lüneburg Barrierefrei und die Aktionsgruppe Rollfender Widerstand, unterstützt von FUSS e.V. Lüneburg, am internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, 3. Dezember 2022, aufmerksam gemacht.

Auf einem Bahnsteig im Bahnhof Lüneburg protestierten sie in der Fernzugtür am Bahnsteig mit Plakaten und Transparent: “Bahn für Alle – die Stufen müssen weg”, “Stell dir vor… Jederzeit spontan Bahnfahren möglich dank Barrierefreiheit”, “Fight ableism”.

Das Problem mit den Stufen: “Bahn für alle – die Stufen müssen weg”

Die Züge sind neu, aber: Immer noch sind die ICEs nur über Stufen erreichbar. Drei Stufen – für Menschen, die mobil sind, ist das keine große Sache.

Für Rollstuhlfahrer:innen bedeutet das aber, dass eine Reise mindestens 24 Stunden vorher bei der Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ – https://www.bahn.de/service/individuelle-reise/barrierefrei) angemeldet werden muss, um Hilfe beim Ein-, Um- oder Aussteigen zu erhalten – zum Beispiel einen Hublift für den Rollstuhl.

Anreise, Abholung und Begleitung – alles muss im Vorfeld organisiert werden. Und dann ist es nicht sicher, ob die Hilfe vor Ort wirklich da ist. Zum Beispiel kann es sein, dass wegen Personalmangel keine Umstiegshilfe möglich ist.

Obendrein: Die Bahn bestellt weiterhin neue ICE mit Stufen – trotz Kritik Betroffener und ihrer Verbände.

  • Spiegel.de: Die Bürde mit der Hürde. Wie ein Rollstuhlfahrer die Deutsche Bahn erlebt
    Seit einem Unfall ist Kay Macquarrie auf den Rollstuhl angewiesen. Reisen mit der Deutschen Bahn sind ein einziger Kampf. Der IT-Manager hat ihn aufgenommen – und verlangt für jede Fehlleistung des Konzerns Entschädigung – mehr

Zu viele Barrieren im öffentlichen Verkehr – auch in Lüneburg

2009 hat sich Deutschland – mit 175 Staaten weltweit – verpflichtet, die UN-Behindertenrechtskonvention einzuhalten: Das Recht auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Gleichstellung.

Aber Menschen mit Behinderung werden heute, 13 Jahre später, in Nah- und Fernverkehr immer noch diskriminiert und benachteiligt.

  • In Lüneburg waren Menschen, die keine Treppen steigen, monatelang aufgrund eines defekten Aufzuges von wichtigen Verbindungen ausgeschlossen.
  • Mit dem Erreichen des Gleises sind längst nicht alle Hürden überwunden. Viele Züge haben Stufen und keine funktionierende Rampe – insbesondere im Fernverkehr. Menschen mit Behinderung können deshalb nicht spontan reisen.

“Wir wollen keine Fahrgäste dritter Klasse sein. Wir wollen gleichen Zugang zum öffentlichen Verkehr für alle. So wie es gesetzlich vorgeschrieben ist”, erklärt Cécile Lecomte, Sprecherin von Lüneburg Barrierefrei und Mitglied von Rollfender Widerstand.

Aktionstage #BarrierenBrechen vom 3.-13. Dezember 2022

Die Protestierenden sind dem Aufruf “#BarrierenBrechen” der Aktionsgruppe Rollfender Widerstand gefolgt. Unter #BarrierenBrechen sollen Betroffene und Engagierte auf Barrieren in allen Lebensbereichen – nicht nur im ÖPNV – aufmerksam machen.

Auf Fotos von Aktionen, Videos, Comics und mehr zum Motto #BarrierenBrechen freut sich die Initiative Rollfender Widerstand. Die Beiträge werden online gesammelt und veröffentlicht.

Hintergrund: Leben mit Behinderung – mehr Menschen betroffen, als man denkt

  • Mehr als jede dritte Person in Deutschland lebt mit Beeinträchtigungen.
  • Jede zehnte Person(!) in Deutschland ist schwerbehindert. Von den Menschen über 64 ist es jede vierte Person!
  • Im öffentlichen Raum besonders störend: Gesperrte oder zugestellte Wege, schlechter Straßenbelag, Stufen und Treppen.
  • Auch Menschen ohne Behinderung sind irgendwann vielleicht auf Barrierefreiheit angewiesen. Denn: Nur vier Prozent aller Behinderungen sind angeboren. Häufig lösen Krankheit, Unfall, Alter eine Behinderung aus.
  • Der öffentliche Nahverkehr sollte – gesetzlich vorgeschrieben – in ganz Deutschland ab 1. Januar 2022 barrierefrei sein. Die Umsetzung fehlt.

Weiterlesen bei Lüne-Blog:
3. Dezember – Tag der Menschen mit Behinderung: Fünf Dinge, die man über Barrierefreiheit wissen sollte
(02.12.2022)

LünepediaLünepedia: Barrierefreiheit

Barrierefreiheit heißt, dass Gebäude und öffentliche Plätze, Arbeitsstätten und Wohnungen, Verkehrsmittel und Gebrauchsgegenstände, Dienstleistungen und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass sie für alle ohne fremde Hilfe zugänglich sind, so die Aktion Mensch.

Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ist wichtig für eine sozial-inklusive Verkehrswende. In Lüneburg setzen sich verschiedene Organisationen und Initiativen für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum ein.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Barrierefreiheit


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