Lösegraben in Lüneburg, von der Brücke Lünertorstraße, August 2022. Foto: Lüne-Blog.

„Warm und trocken“: Wasser sparen im Landkreis Lüneburg – Verfügungen in Vorbereitung

Wenig Regen und niedrige Grundwasserstände: Immer mehr Landkreise und Kommunen schränken die Entnahme von Wasser für Garten und Landwirtschaft tagsüber ein, demnächst auch der Landkreis Lüneburg. Die Hansestadt will sich dafür noch mit der Politik abstimmen. „Bitte gehen Sie gewissenhaft mit Wasser um“, so der Appell. Die ARD gibt Tipps für Gärtner – und empfiehlt „Trockenrasen“.


Mitteilung von: Landkreis Lüneburg – Am: 15.06.2023
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Foto: Lüne-Blog. Der Lüneburger Lösegraben im August 2022 bei Tiefstand. Auch aktuell fließt dort wieder wenig Wasser.


Weniger Wasser verbrauchen bei Hitze: Landkreis Lüneburg schränkt Bewässerung ab 24 Grad stark ein

Aufgrund der des trockenen Wetters und der angespannten Grundwassersituation ruft der Landkreis Lüneburg auf zu verantwortungsvollen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser in Garten und Landwirtschaft.

Verpflichtende Verfügung in Vorbereitung: Ab 24 Grad keine Bewässerung zwischen 11 und 19 Uhr

Für die kommende Woche kündigt der Fachdienst Umwelt mit der Unteren Wasserbehörde eine Allgemeinverfügung an, die alle Eckdaten rechtlich zusammenfasst. „Ab einer Außentemperatur von 24 Grad dürfen Gärten dann zwischen 11 und 19 Uhr nicht mehr bewässert werden“, erklärt Landrat Jens Böther.

Bei Wärme: Wasser verdunstet, statt Pflanzen zugute zu kommen

„Mittags und nachmittags ist die Verdunstung bei hohen Temperaturen sehr stark und es kommt ohnehin nur wenig Wasser bei den Pflanzen an. Daher schränken wir die Zeit ein. Ich bin sicher, viele Menschen handhaben die Gartenbewässerung schon jetzt so.“

Egal ob Gemüsegarten, Zierrasen oder Blumenbeet: Wer seine Pflanzen tränken möchte, muss sich im Kreisgebiet ab Mitte nächster Woche auf die frühen Morgenstunden oder den Abend beschränken.

Hohe Bußgelder bei Verstößen

Was bisher ein Appell an die Bevölkerung im Landkreis Lüneburg war, wird mit der Allgemeinverfügung rechtlich bindend – bei Verstößen drohen Bußgelder. Dabei ist egal, ob das Wasser aus der eigenen Bohrung im Garten oder dem Leitungsnetz des Wasserversorgers entnommen wird.

Wer sich nicht an die Allgemeinverfügung hält und auch bei höheren Temperaturen oder Windgeschwindigkeiten beregnet, riskiert im Einzelfall ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro nach dem Wasserhaushaltsgesetz. Der Landkreis kontrolliert auch heute schon, ob Brunnen für die Feldberegnung ordnungsgemäß sind und die geltenden Regelungen eingehalten werden.

Landwirtschaft: Windgeschwindigkeit und Temperatur entscheidend

Um die Ernte von Nahrungsmitteln wie etwa Weizen und Kartoffeln nicht zu gefährden, erlaubt der Landkreis nur für die Landwirtschaft eine Ausnahme: „Für die Feldberegnung grenzen wir die Zeiten erst ab 28 Grad vollständig ein“, so der Verwaltungschef.

Landwirte müssen Windgeschwindigkeit und Temperatur beachten. Denn der Einfluss des Windes ist für die Verdunstung mindestens so relevant wie die Temperatur. Bei hohen Windgeschwindigkeiten geht viel Wasser verloren und fehlt dann im Grundwasserhaushalt.

  • Bei einer Windgeschwindigkeit von mehr als acht Metern pro Sekunde – das sind knapp 30 Stundenkilometer – darf die Landwirtschaft nicht mehr mit der Beregnungsmaschine bewässern. Diese Regelung gilt im Landkreis Lüneburg seit 2021. Diese Grenze wird von acht Metern pro Sekunde auf sieben Meter pro Sekunde abgesenkt.
  • Weitere Einschränkungen: Bei 24 Grad Außentemperatur zwischen 11 und 19 Uhr darf nur noch bei geringeren Windgeschwindigkeiten bis fünf Metern pro Sekunde beregnet werden. Ab 28 Grad darf zwischen 11 und 19 Uhr nicht mehr bewässert werden.
    Entscheidend sind jeweils die Angaben des Deutschen Wetterdienstes (https://www.dwd.de – auch als App erhältlich).

Grundwasser erhalten, um Landwirtschaft sicherzustellen – hydrologisches Gutachten in Vorbereitung

Landrat Jens Böther betont: „Wir müssen unser Grundwasser für kommende Generationen erhalten. Nur so können wir langfristig die Ernährung der Menschen in unserer Region und in Deutschland sicherstellen.

Wie viel Grundwasser zukünftig für die Feldberegnung zur Verfügung steht, wird derzeit in einem hydrogeologischen Gutachten geprüft.“

Klimawandel: Grundwasserstand erholt sich nicht

Hintergrund der neuen Regelung im Landkreis Lüneburg sind der Klimawandel und die trockenen niederschlagsarmen Sommer der vergangenen Jahre. Dadurch konnten sich die Grundwasserkörper nicht vollständig wieder auffüllen.

Im Mai 2023 hatte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in einer Zeitreihenanalyse aufgezeigt, dass die Grundwasserneubildung in Niedersachsen seit 2011 unterdurchschnittlich ausfällt. Gleichzeitig entnimmt die Landwirtschaft bei wenig Regen mehr Wasser für die Felder, um trotz Trockenheit gute Erträge zu erzielen.

Deutscher Wetterdienst informiert über Windstärken und Temperatur

Wie stark der Wind weht und wie hoch die aktuelle Temperatur ist, erfahren Landwirte und alle Interessierten über den Deutschen Wetterdienst (https://www.dwd.de – auch als App erhältlich). Die Angaben und Daten des Deutschen Wetterdienstes gelten als Grundlage für die kommende Allgemeinverfügung.

Wasserschutz im Landkreis Lüneburg

Hinweis: Der Landkreis Lüneburg ist für das Gebiet der Hansestadt Lüneburg nicht die zuständige Wasserbehörde. Die Regelungen gelten daher nur für das übrige Kreisgebiet.

  • Landkreis Lüneburg: landkreis-lueneburg.de/wasser
  • Deutscher Wetterdienst: Wetter in Niedersachsen und Bremen
  • Wasserforum Lüneburg e.V.: https://www.avacon-wasser.de/de/umwelt-und-klima/wasserforum-lueneburg.html
    Die Gründung des „Wasserforums Region Lüneburg e.V.“ geht auf eine Initiative des Wasserversorgers Purena GmbH/Avacon Wasser gemeinsam mit der Leuphana Universität zurück. Der Verein wurde am 16. November 2022 gegründet. Beteiligt sind die Hansestadt und der Landkreis Lüneburg, Kommunen aus der Region, die Bürgerinitiative „Unser Wasser“, Fachbehörden und Naturschutzverbände. Purena GmbH, ein Tochterunternehmen der Avacon Gruppe, wurde am 1. September 2022 in Avacon Wasser umbenannt.

Landkreis Lüneburg: Tipps zum Wassersparen

Der Klimawandel geht an der Region nicht vorbei. Niedrigwasser und trockene Wälder zeigen die Auswirkungen. „Bitte gehen Sie gewissenhaft mit Wasser um“, appelliert Michael Loch, Fachgebietsleitung Wasser vom Landkreis Lüneburg. „Wir alle sind in dieser Zeit gefordert und dürfen die wertvolle Ressource nicht verschwenderisch nutzen.“

Jeder Tropfen zählt

Ob für den Garten oder eine gewerbliche oder industrielle Nutzung, es geht um jeden Verbrauch. „Nutzen Sie Wasser clever: Fangen Sie Regenwasser auf und nutzen es zur Gartenbewässerung“, empfiehlt Michael Loch.

„Wasser, welches Sie zuvor zum Salatwaschen oder Eierkochen genutzt haben, können Sie auch zum Gießen von Pflanzen verwenden. Auch kleine Mengen helfen.“

Der Rasen erholt sich wieder – zum Schwimmen lieber ins Schwimmbad

Dass selbst angebaute Lebensmittel im Garten in den Abendstunden gezielt gegossen werden, ist selbstverständlich. Aber jeder sollte in Kauf nehmen, dass der Rasen braun wird, er erholt sich bei zukünftigen Niederschlägen.

Und wer sich abkühlen will, sollte die Freibäder oder Badegewässer nutzen. Gegen ein kleines Planschbecken für Kinder ist nichts einzuwenden, die großen Schwimmbecken und Pools zu Hause fassen hingegen mehrere 1.000 Liter Wasser. Das fehlt dann an anderer Stelle.

Mitteilung von: Hansestadt Lüneburg – Am: 15./16.06.2023
Online: mehr


Wassersparen in Lüneburg: Hansestadt will gemeinsam mit Politik entscheiden

Angesichts der aktuellen Hitzeperiode und der anhaltenden Trockenheit appelliert auch die Hansestadt Lüneburg an alle Menschen im Stadtgebiet, überall dort den Verbrauch von Frischwasser zu vermeiden bzw. einzugrenzen, wo es möglich ist.

Eine Allgemeinverfügung mit Vorgaben zu Beregnung und Bewässerung, wie sie der Landkreis Lüneburg angekündigt hat, wird die Hansestadt Lüneburg für das Stadtgebiet aber nicht ohne die Befassung der politischen Gremien mit dem Thema erlassen.

Vorgaben zum Wassersparen sollen gemeinsam verabredet werden

„In welcher Form den Menschen hierzu Vorgaben gemacht werden sollten und wie wir auch auf anderem Wege noch mehr für das Wassersparen werben können, das ist eine wichtige Entscheidung, bei der wir als Verwaltung die gewählten Vertreter:innen aus der Politik einbinden werden“, erklärt Jürgen Kipke, Fachbereichsleiter Klimaschutz und Umwelt.

Trinkwasser nur dort verwenden, wo unbedingt nötig

Der Appell, Wasser zu sparen und nur dort Trink- oder Brunnenwasser einzusetzen, wo unbedingt nötig, gilt grundsätzlich immer – aber natürlich besonders in Hitze- und Trockenperioden.

„Hier bauen wir aber auch auf das Wissen der Menschen um die Verknappung der Ressource Wasser und das gilt insbesondere auch für Betriebe aller Art mit hohen Wasserverbräuchen“, so Kipke.


Trinkwassersparen: AGL testet Umstellung der Bewässerung aus der Regenwasserrückhaltung

Foto: Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL). Traktoren mit großen Wasserfässern holen Wasser aus dem dafür geschaffenen Rückhaltebecken der AGL. 

Die Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL) hat sich aufgrund der aktuellen Witterungslage entschieden, den Einsatz von Trinkwasser bei der Bewässerung des Stadtgrüns drastisch zu reduzieren und die notwendigen Wassermengen aus dem von der AGL bewirtschafteten Regenrückhaltebecken „Blümchensaal“ zu entnehmen.

Wasser muss gefiltert werden

In den letzten Tagen wurden dazu Tests mit den Bewässerungsfahrzeugen durchgeführt. „Die Umstellung erfordert einige technische Anpassungen“, erklärt AGL-Betriebshof-Chef Frank Fugel. Denn die Bewässerungsfahrzeuge verfügen über komplexe Filtersysteme, die bei unreinem Wasser sofort verstopfen würden. Eine entsprechende Wasserqualität muss daher durchgehend sichergestellt werden.

Zu diesem Zweck hat die AGL an den Entnahmestellen entsprechende Einrichtungen installiert, die sicherstellen, dass das Wasser frei von Fremdkörpern und Schwebestoffen ist.

Schrittweise mehr Wasser aus dem Regenrückhaltebecken

Der Bewässerungsanteil aus dem Regenrückhaltebecken soll sukzessive erhöht werden. Damit sollen bis zu 80 Prozent des derzeitigen Frischwasserbedarfes eingespart werden. Dieser lag in den letzten Jahren bei mindestens rund 3.000 Kubikmeter.

Ob zukünftig gänzlich auf die Verwendung von Frischwasser zur Bewässerung von jungen Bäumen und aufwendiger gestalteten Beeten und Stauden verzichtet werden kann, ist aktuell noch nicht absehbar.

Mengen sind aber begrenzt, weitere Möglichkeiten werden gesucht

Denn auch die Wasserreserven im Regenwasserkanalnetz bzw. den Regenwasserrückhalteanlagen erschöpfen sich, wenn in den nächsten Wochen oder Monaten weiterhin so wenig Niederschlag fallen sollte.

Man prüfe derzeit im gesamten Stadtgebiet, an welchen Anlagen der städtischen Regenentwässerung und Regenrückhaltung darüber hinaus Wasser entnommen werden kann, erklärt AGL-Chef Lars Strehse.

Aktuell läuft Erprobungsphase

„Ob sich diese Form der Bewässerung bewährt mit Blick auf die technische und logistische Umsetzbarkeit, wird sich nach der Erprobungsphase zeigen.“

Mehr zum Thema: Wasser sparen

„Immer mehr Landkreise und Kommunen in Niedersachsen schränken aufgrund von Trockenheit und niedriger Grundwasserstände die Entnahme von Wasser ein. Im Landkreis Vechta drohen bereits Bußgelder. … Wasserverbände raten: Rasen braun werden lassen. Zum Bewässern von Grünanlagen und Gärten und zum Befüllen von Pools sollte kein Trinkwasser genutzt werden“, so der NDR Niedersachsen und gibt Tipps, wie man im Garten Wasser sparen kann.

Inzwischen, so der SWR Marktcheck, gibt es auch gute Erfahrungen mit sogenanntem „Trockenrasen“.

SWR Marktcheck: „Trockenrasen“ – hitzeresistente Rasensorten halten besser stand

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