Foto: Radentscheid. Unterwegs in der Wallstraße in Lüneburg. Die Wallstraße ist die erste Fahrradstraße im Lüneburger Stadtgebiet. Sie ist Teil des geplanten Fahrradrings.

Radentscheid 2022-2025: Enttäuschende Bilanz nach drei Jahren

Genau drei Jahren ist es her: Am 12. Mai 2022 beschloss der Rat der Stadt Lüneburg, sich dem Bürgerbegehren Radentscheid anzuschließen und die geforderten Maßnahmen umzusetzen. Drei Jahre später ist deutlich: Die beschlossenen Ziele wurden in weiten Teilen nicht erreicht. Statt Stimmungsmache mahnt die Initiative bei den Ratsfraktionen von SPD, CDU und FDP jetzt  verantwortliches Verhalten und mehr Sicherheit im Verkehr an. 


Mitteilung von: Radentscheid Lüneburg – Am: 29.04.2025
Online: https://radentscheid-lueneburg.de/ – Foto: Radentscheid


Radentscheid drei Jahre später: Enttäuschende Bilanz

Foto: Radentscheid. Unterwegs in der Wallstraße in Lüneburg. Auch wenn es auf dem Foto anders wirkt: Die Wallstraße ist die erste Fahrradstraße im Lüneburger Stadtgebiet. Sie ist Teil des geplanten Fahrradrings, der Radroute rund um die Altstadt.

Vor genau drei Jahren, am 12. Mai 2022, beschloss der Rat der Stadt Lüneburg, sich dem Bürgerbegehren Radentscheid anzuschließen und die geforderten Maßnahmen umzusetzen. Im Mobilitätsausschuss am 2. April 2025 legte die Hansestadt einen Bericht über den Umsetzungsstand vor. Eine ernüchternde Bilanz – so die Initiative Radentscheid.

Nicht erreicht für 2024: Drei Kilometer sichere Radwege pro Jahr

Statt des versprochenen Neu- beziehungsweise Ausbaus von drei Kilometern Radverkehrsanlagen pro Jahr sind 2024 lediglich 1,1 km sichere Radwege im Sinne der festgehaltenen Kriterien geschaffen worden.

Nicht erreicht: Sicherheit einer Kreuzung pro Jahr verbessern

Auch das Ziel, die Sicherheit einer Kreuzung pro Jahr zu verbessern, wurde erneut nicht erreicht. Die Umsetzung von acht Markierungen an Kreuzungspunkten im Jahr 2024 ist nicht ausreichend. Der Umbau der Sternkreuzung, der von der Verwaltung ursprünglich für dieses Jahr geplant war, wurde nach Abschluss der Vorplanung von SPD, CDU und FDP im Mobilitätsausschuss überraschend grundsätzlich in Frage gestellt und die Grünen konnten sich nicht mehr mit ihrem Antrag durchsetzen, die Mittel für die Umsetzung im Haushalt 2025/2026 einzuplanen. Damit kann die Umsetzung frühestens 2027 erfolgen.

Der Ausbau des Radwegs Uelzener Straße, der eigentlich als erster Bauabschnitt einer sicheren Radverkehrsachse Sternkreuzung-Uelzener Straße-Munstermannskamp geplant war, bleibt damit erst einmal weiter Stückwerk und ohne vernünftigen Anschluss – wie so viele Radwege in Lüneburg. Dafür soll 2025 der Unfallschwerpunkt Pulverweg / Dahlenburger Landstraße entschärft werden. Diese Baumaßnahme ist realisierbar, da sie im Rahmen eines Vorhabens geplant wurde, das vor allem dem motorisierten Verkehr und den gewerblichen Interessen von Investoren dient.

Nicht erreicht: Flächendeckendes Radroutennetz planen

Die vereinbarte Planung eines flächendeckenden Radroutennetzes bis Ende 2023 ist weiterhin nicht erreicht. Zwar wurden im Rahmen des NUMP die aus der Radverkehrsstrategie 2025 übernommenen Hauptrouten und Netzergänzungen durch weitere verbindende Routen ergänzt. Es bestehen jedoch weiterhin Lücken im Hauptroutennetz und bei Ergänzungsrouten.

Ob der Rat überhaupt gewillt ist, die Ergebnisse des NUMP umzusetzen, muss sich erst zeigen: Bei der Abstimmung über die Maßnahmenempfehlungen im November 2024 wollte eine Mehrheit der Ratsmitglieder diese explizit vorerst nicht als Handlungsrahmen anerkennen.

Teilweise erreicht: Unebenes Natursteinpflaster auf Radrouten sanieren

Beim Ziel, unebenes Natursteinpflaster auf Radrouten zu sanieren, ist die Stadt im vergangenen Jahr vor der St. Johanniskirche vorangekommen. Das Pflaster ab Höhe Kalandstraße wurde gegen ein besser befahrbares Betonsteinpflaster ausgetauscht und die Fußgängerzone ein Stück weiter in Richtung Platz am Sande verschoben. Dieses Jahr soll das Natursteinpflaster des Radwegs an der Bezirksregierung (Grünband Innenstadt) saniert werden.

Erreicht: 100 Fahrradabstellplätze pro Jahr

Erreicht wurde das Ziel, 100 öffentliche Fahrradstellplätze pro Jahr zu schaffen, im Jahr 2024 sind 105 neue Fahrradabstellanlagen dazugekommen.

Nicht erreicht: Fahrradring bis 2024 umsetzen

Die für Ende 2024 vorgesehene Umsetzung des Fahrradrings um die Altstadt wird auch 2025 nicht gelingen. Die Strecke umfasst insgesamt 2,5 Kilometer. Davon wurden bislang lediglich 720 Meter Fahrradstraße in der Wallstraße, Haagestraße, Kalandstraße und Bei der Johanniskirche umgesetzt.

Die Planung der verbleibenden 1.780 Meter wurde 2024 ausgeschrieben und vergeben. Für den nächsten Abschnitt in der Neuen Sülze und Salzstraße ist die Vorplanung abgeschlossen. Dort soll der Radverkehr im Mischverkehr mit dem Kfz-Verkehr geführt werden. Mithilfe versenkbarer Poller sollen dort endlich die bereits bestehenden Durchfahrtsbeschränkungen für den motorisierten Verkehr durchgesetzt und die unerlaubten Schleichverkehre unterbunden werden. So können der Radverkehr sicherer auf der Fahrbahn geführt und Konflikte zwischen Fuß- und Radverkehr auf dem Hochbord vermieden werden.

Lippenbekenntnisse zu Nachhaltigkeit, doch Unterstützung in politischen Gremien fehlt

Das in Lüneburg seit Jahren erklärte Ziel, den Radverkehr zu stärken und den motorisierten Individualverkehr zu verringern, wird in den politischen Gremien mehrheitlich nicht ernsthaft unterstützt. Das haben die Diskussion um den NUMP und die Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr erneut gezeigt.

Allseitig gibt es Lippenbekenntnisse zu einer nachhaltigen Politik, zu Radentscheid und Klimaentscheid. Doch die Forderungen der rund 8.000 Unterstützer:innen des Lüneburger Radentscheids finden in den Diskussionen und Umsetzungsbeschlüssen des Mobilitätsausschusses und des Rates keine Entsprechung.

Fazit: Stimmungsmache statt verantwortlichem Verhalten

Stattdessen verteufeln FDP, SPD und CDU in den Entscheidungsgremien zunehmend die „Radverkehrslobby“ als Bedrohung für den motorisierten Verkehr und als egomanischen Verschwender von Haushaltsmitteln. Das erschwert rationale Entscheidungen und eine Verbesserung der Radinfrastruktur. Mit dieser Stimmungsmache verpasst Lüneburg die Chance, den motorisierten Verkehrsfluss zu entlasten, langfristig die Unterhaltskosten für Verkehrsinfrastruktur zu senken und den Straßenverkehr für alle sicherer zu machen. „Das empfinden wir als unverantwortlich“, so das Fazit.

Mehr Information und Kontakt

Hintergrund: Radentscheid Lüneburg

Die Initiative Radentscheid hatte Ende 2021 mehr als die erforderliche Anzahl an Unterschriften für ihr Bürgerbegehren eingereicht. Darin wird die Hansestadt Lüneburg zu diversen verkehrspolitischen Maßnahmen bis zum Jahr 2032 aufgefordert. Mit großer Mehrheit stimmte der Rat in der Sitzung am 12. Mai 2022 dafür, sich den Zielen des Bürgerbegehrens Radentscheid anzuschließen und die geforderten Maßnahmen umzusetzen – sofern finanzielle und personelle Ressourcen es zulassen. Die sechs Maßnahmen, die im Bürgerbegehren benannt sind, lauten:

  • Neubau oder Ausbau von 3 Kilometern Radverkehrsanlagen pro Jahr ab 2023
  • Die Sicherheit einer Kreuzung pro Jahr ab 2023 verbessern
  • Planung eines flächendeckenden Radroutennetzes bis Ende 2023
  • Unebenes Natursteinpflaster auf Radrouten erneuern oder sanieren
  • Fahrradstraßenring bis Ende 2024 umsetzen, Fahrradstraßen und Fahrradzonen planen
  • Installation von mindestens 100 öffentlichen Fahrradstellplätzen pro Jahr ab 2024

Mehr bei Lüne-Blog

  • Deutliches Votum im Rat: Lüneburg übernimmt das Bürgerbegehren Radentscheid – 13.05.2022
    Mit großer Mehrheit stimmte der Rat bei der Sitzung am 12. Mai 2022 dafür, sich den Zielen des Bürgerbegehrens Radentscheid anzuschließen. Die geforderten Maßnahmen sind damit umzusetzen – wenn es finanzielle und personelle Ressourcen zulassen. Nur mit einer erfolgreiche Mobilitätswende sei Klimaschutz umsetzbar, betont OB Kalisch.
Grafik: OpenStreetMap Mitwirkende / Lünepedia. Geplanter Fahrradstraßenring um die Lüneburger Innenstadt. Er hätte bis Ende 2024 fertiggestellt werden sollen. Bisher gibt es nur den orange markierten Abschnitt.

Grafik: OpenStreetMap Mitwirkende / Lünepedia. Geplanter Fahrradstraßenring um die Lüneburger Innenstadt. Er hätte bis Ende 2024 fertiggestellt werden sollen. Bisher gibt es nur den orange markierten Abschnitt. Die grau markierten Zonen sind Fußgängerzonen.

Lünepedia: Radentscheid Lüneburg

Der Radentscheid Lüneburg hat sich im Frühjahr 2020 gegründet und besteht aus ca. 20 aktiven Lüneburger:innen. Die Initiative setzt sich für eine verbesserte und sichere Radverkehrsinfrastruktur in Lüneburg und damit für eine Verkehrswende ein

Mit Hilfe eines Bürgerentscheids möchte der Radentscheid die Verantwortlichen in der Hansestadt verpflichten, die bekannten Konzepte für ein durchgängiges, sicheres und attraktives Radroutennetz zu erweitern und endlich umzusetzen.
Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Radentscheid

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