Schweine. Foto: Roy Buri, Pixabay.

Niedersachsen: Erster Bericht zur Nutztierhaltung – mehr Klimaschutz und Tierwohl gefordert

Die Nutztierhaltung hat große wirtschaftliche Bedeutung in Niedersachsen. Die Betriebe kämpfen jedoch mit sinkenden Erzeugerpreisen, dem Rückgang der Exporte (“Schweinestau”) und den gestiegenen Anforderungen nach Klimaschutz und Tierwohl. Einen Rückblick auf die Tierhaltung im letzten Jahrzehnt bietet der erste Bericht zur niedersächsischen Nutztierhaltung, den Argrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) am 30. März 2022 vorstellte.
“Die Nutztierhaltung wird künftig anders aussehen müssen, um die Anforderungen nach mehr Klima- oder Umweltschutz und mehr Tierschutz zu erfüllen”, so die Ministerin.


Mitteilung von: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Am: 30.03.2022
Online: mehr


Agrarministerin Barbara Otte-Kinast: „Niedersachsens Tierhaltung befindet sich im Umbruch”

Erstmals Bericht zur niedersächsischen Nutztierhaltung vorgestellt – Zahl der Betriebe und Tiere geht deutlich zurück

Geringere Erzeugerpreise und globalisierte Märkte auf der einen Seite, berechtigte Erwartungen der Verbraucher nach mehr Tierschutz und mehr Klimaschutz auf der anderen: Die Nutztierhaltung befindet sich in einem Spannungsfeld. Welche Entwicklungen gibt es und wie könnten Wege und Lösungen für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung aussehen? Antworten auf diese Fragen stehen im Mittelpunkt des ersten Berichtes zur niedersächsischen Nutztierhaltung, den Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast heute (Mittwoch, 30.03.2022) vorstellte.

Tierhaltung im Umbruch

„Der Bericht zeigt: Die Tierhaltung befindet sich im Umbruch. Dabei spielen geringe Erzeugerpreise, hoher Wettbewerbsdruck und das Wegbrechen von Absatzmärkten, beispielsweise durch die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest (ASP) eine Rolle. Parallel dazu gibt es die Forderungen nach mehr Klimaschutz, nach mehr Luft und Licht in den Ställen, nach mehr Tierschutz und Tierwohl.

Dabei ist klar, dass mehr Tierwohl mehr Geld kostet. Geld, das nicht über die Ladenkasse bei den Landwirtinnen und Landwirten ankommt”, erklärte Ministerin Barbara Otte-Kinast.

Weniger Schweine und Rinder, weniger Betriebe

Konkret zeigt der Bericht, dass seit 2010 ein deutlicher Abbau der Tierbestände stattfindet – und zwar nicht nur bei den Haltungen an sich, sondern auch bei den Tierzahlen. Vergleicht man die Jahre 2016 zu 2020, nahmen die Tierzahlen und die jeweiligen Betriebszahlen bei Rindern und Schweinen wie folgt ab: Insgesamt 245.609 weniger Rinder (von 2.605.513 in 2016 auf 2.359.904 in 2020). Im Jahr 2016 gab es noch 17.781 Betriebe mit Rinderhaltung, 2020 nur noch 15.664.

Im Schweinesektor wurde alleine im letzten Jahr ein Einbruch bei den Betrieben von etwa 500 (knapp 10 Prozent) und bei den Tieren um etwa 0,78 Mio. (rund 9 Prozent) verzeichnet. In den zehn Jahren davor (2010 im Vergleich zu 2020) gab es bei den Tieren zwar noch einen Anstieg von etwa 150.000, bei den Betrieben selbst zeichnete sich der aktuelle Trend jedoch bereits ab; die Anzahl hat sich nahezu halbiert: von 10.990 Betriebe (2010) auf 6.203 (2020). Insgesamt hielten die Betriebe im Vergleich 2016 zu 2020 345.393 Schweine weniger; im gleichen Zeitraum gaben 1.273 Betriebe die Schweinehaltung auf.

Nutztierhaltung verändert sich

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Das ist eine nie dagewesene Entwicklung, die einem historischen Bruch gleichkommt. Denn auch wenn es schon immer Betriebe gab, die aus der Erzeugung ausgestiegen sind – an den eigentlichen Tierzahlen hat das in den zurückliegenden Jahren kaum etwas geändert. Viele Betriebe verabschieden sich inzwischen zunehmend nur aus der Tierhaltung und nicht mehr wie bisher grundsätzlich aus der Landwirtschaft.

Die Nutztierhaltung befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der gesteuert werden muss – in Richtung einer zukunftsfähigen Nutzierhaltung, die Ökonomie, Ökologie, Tierwohl und Soziales vereint!” Um dies zu erreichen, hat das Landwirtschaftsministerium bereits diverse Initiativen auf den Weg gebracht – unter anderem die „Niedersächsische Nutztierstrategie”, den „Tierschutzplan 4.0″, den neuen „Gesellschaftsvertrag” ebenso wie den „Niedersächsischen Weg”.

Ministerin fordert mehr Unterstützung aus Berlin

Zudem setzt sich Niedersachsen für Weidetiere durch die neue Sommerweideprämie der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU ein, und auch die „Ackerbau- und Grünlandstrategie” greift das Thema Weidehaltung auf. Leider vermisse sie die Unterstützung aus Berlin bei den enormen Herausforderungen, so die Ministerin.

„Für die Umsetzung der nötigen Tierwohlmaßnahmen sind im Bundeshaushalt nur eine Milliarde Euro bis 2026 vorgesehen. Das ist viel zu wenig, um vernünftig in das Tierwohl zu investieren. Der Bund muss sein Stillschweigen jetzt aufgeben und den Borchert-Plan endlich umsetzen!”  Diese Forderung vertritt Niedersachsen auch bei der heute beginnenden Agrarministerkonferenz mit einem eigenen Antrag.

Bericht zum Herunterladen

Der Bericht zur niedersächsischen Nutztierhaltung 2021 wurde erstmals erstellt. Er stellt die bisherigen Entwicklungen der niedersächsischen Nutztierhaltung dar. Außerdem dient er dazu, Wege und Lösungen für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung aufzuzeigen.

  • Bericht zur niedersächsischen Nutztierhaltung 2021 (März 2022): PDF-Datei – mehr

Hintergrund

Der Bericht zur niedersächsischen Nutztierhaltung soll eine Standortbestimmung sein und der Frage nachgehen, wo die Politik im Bereich der Tierhaltung gefordert ist und an welchen Stellschrauben sie drehen könnte. Künftig soll der Bericht alle vier Jahre erstellt werden – immer dann, wenn mit den statistisch erfassten Ergebnissen der Landwirtschaftszählung in Niedersachsen neue Zahlen vorliegen. Mit einem Produktionswert von 7,4 Milliarden Euro hat die Nutztierhaltung eine große wirtschaftliche Bedeutung in Niedersachsen.


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