Atom-Aus. Fotomontage: Ralph Lindner, Pixabay.

Ein Jahr Atomausstieg: “Wir brauchen den teuren Atomstrom nicht” – Energieminister Christian Meyer

Ein Jahr nach dem Abschalten der letzten AKW: Die Lichter sind nicht ausgegangen. Doch öfter wird behauptet, Deutschland sei damit auf einem Sonderweg. Tatsächlich ist Atomstrom jedoch eu-weit im Rückgang, stellt das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom fest. “Unser Strom ist zu 100,6 Prozent klimaneutral aus Erneuerbaren Energien und wir exportieren viel erneuerbaren Strom in andere Bundesländer. Wir brauchen den teuren Atomstrom nicht”, so Niedersachsens Energieminister Christian Meyer.


Mitteilung von: Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom – Am: 14.04.2024
Online: https://www.lagatom.de/ 


LAgAtom: Atomkraft in der EU – statt Renaissance ein absteigender Ast

Ein Jahr ohne Atomstrom: Die Lichter sind nicht ausgegangen. Der Zubau an Erneuerbaren lag deutlich über der Kapazität der abgeschalteten AKW. Die Kohleverstromung ist parallel zurückgegangen, die CO2-Emmission genauso. Die Stromkosten haben abgenommen.

Aber die Europawahl rückt näher – und immer wieder taucht dabei die Behauptung auf, Deutschland sei mit dem Atomausstieg auf einem Sonderweg und bis 2040 würde sich die Bedeutung der Atomkraft in den anderen EU-Ländern erhöhen.

Große Zweifel an Wirtschaftlichkeit von Atomenergie

Das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom hat überprüft, ob das wirklich so ist. Die Atomprogramme der EU-Mitgliedstaaten und ihre konkreten Pläne für AKW-Neubauten und Laufzeitverlängerungen wurden detailliert ausgewertet und übersichtlich dargestellt.

Fazit: “In der Realität ist von Atom-Ausbau nichts zu erkennen, die Atomkraft ist eher auf dem absteigenden Ast. Kein überraschendes Ergebnis”, stellt Bernd Redecker vom Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom fest. Denn: “Atomkraft hat sich als nicht wirtschaftlich herausgestellt. Bedenken, ob es sich wirklich rechnet, werden in allen EU-Staaten geäußert, die weiter an Atomkraft zur Stromerzeugung festhalten.”

67 AKW gehen bis 2040 vom Netz

Mehr als die Hälfte der 27 EU-Staaten betreiben derzeit keine Atomkraftwerke und plant auch keinen konkreten Einstieg. Reaktoren laufen lediglich in 12 Ländern, Spanien will 2035 den letzten Reaktor vom Netz nehmen, Polen den ersten 2033 anschalten.

In der Summe werden in der EU, selbst wenn sich alle angekündigten Pläne zu einer Laufzeitverlängerung technisch umsetzen lassen, nach derzeitigem Stand bis 2040 67 AKW in der EU vom Netz gehen.

29 AKW sind in Planung – bei unsicherer Finanzierung und Zeitplanung

Demgegenüber stehen 29 AKW, die bei optimistischer Planung bis 2040 ins Laufen kommen. Dabei fehlt aber oft noch die Finanzierung und die Zeitplanung ist meist komplett unrealistisch. Legt man die Erfahrungen der Bauzeiten für die neuen AKW in Großbritannien, Frankreich und Finnland zugrunde, dürfte kaum eines dieser AKW wirklich bis 2040 Strom produzieren.

Aber auch so wird sich die Anzahl laufender Reaktoren in Europa um mindestens 38 reduzieren. Also definitiv kein Ausbau!

Redecker konstatiert “Finanzierungsdesaster der Atomindustrie”

Alle derzeitigen Diskussionen über eine Renaissance der Atomkraft dienen nur dazu, über das Finanzierungsdesaster der Atomindustrie hinwegzutäuschen und sind eine reine Scheindebatte.

“Wir sollten die Debatte versachlichen”, schlägt Bernd Redecker vor. “Um sich hier einen objektiven Überblick zu verschaffen, haben wir auf unserer Internetseite die Ausbauziele der EU-Mitgliedstaaten zusammengetragen.”

Mehr Information und Kontakt

  • Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom: https://www.lagatom.de/
    Die Initiative listet hier die Anzahl der maximal in der EU laufenden AKW, wenn alle derzeitigen Neubau- und Laufzeitverlängerungspläne ohne Verzögerung umgesetzt werden.
  • Greenpeace e.V.: Ein Jahr Atomausstieg in Deutschland (PDF-Datei)
    In Deutschland wurden am 15. April 2023 die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Kritiker*innen des Atomausstieges befürchteten Blackouts, steigende Strompreise und eine Erhöhung der Kohleverstromung. Nichts davon ist laut einer Studie im Auftrag von Greenpeace eingetroffen.

Mitteilung von: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz – Am: 12.04.2024
Online: https://www.umwelt.niedersachsen.de/https://www.umwelt.niedersachsen.de/


“Die Lichter bleiben an! Atomkraft ist riskant, teuer und wird nicht gebraucht”

Seit der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks (AKW) in Lingen am 15. April 2023 wird in Niedersachsen kein Strom mehr aus Atomkraft produziert. “Gut, dass die Nutzung dieser hochgefährlichen Risikotechnologie mit ungeklärter Endlagerung nun beendet ist”, freut sich Niedersachsens Energieminister Christian Meyer.

“Und allen Unkenrufen zum Trotz gab es weder die herbeigeredeten Blackouts noch wurden die AKWs durch Kohle ersetzt. Das Gegenteil ist der Fall, die Lichter bleiben an und zu Ostern 2024 gingen viele Kohlekraftwerke endgültig vom Netz – in Niedersachsen zum Beispiel das Steinkohlekraftwerk in Mehrum”, stellt Minister Meyer fest.

Strom in Niedersachsen zu 100,6 Prozent klimaneutral – teurer Atomstrom wird nicht gebraucht

“Ausgerechnet im Jahr des Atomausstiegs hat Niedersachsen dank des Ausbaus von Wind und Sonne sowie Netzen und Speichern erstmals den kompletten niedersächsischen Strombedarf aus Erneuerbaren Energien gedeckt. Unser Strom ist zu 100,6 Prozent klimaneutral aus Erneuerbaren Energien und wir exportieren viel erneuerbaren Strom in andere Bundesländer. Wir brauchen den teuren Atomstrom nicht”, so Meyer weiter.

“Trotz der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke wird uns die Nutzung über Generationen weiter beschäftigen. Die alten Meiler müssen sicher abgebaut werden und auch die Endlagersuche ist nach wie vor ungelöst”, stellt der Minister jedoch fest.

Flexibles und sicheres Klimaneutralitäts-Stromnetz in Arbeit

“Mit dem WindbeschleunigungsGesetz, welches nächste Woche im Landtag zur Beschlussfassung ansteht, verdoppelt Niedersachsen die Windfläche von 1,1 auf 2,2 Prozent der Landesfläche. Dieses und nächstes Jahr werden zwei Gigawatt Offshore-Windstrom – deutlich mehr als die Kapazität des stillgelegten AKW Emsland – in Niedersachsen neu eingespeist. Mit dem begonnenen Bau des SüdLink und der Stromtrasse A-Nord senken wir die Strompreise weiter und schaffen ein flexibles und sicheres Klimaneutralitäts-Stromnetz.”

Aktuell mehr Energie aus Wind als Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken

Niedersachsen hat im Jahr 2023 50,8 TWh (Terrawattstunden) aus Wind, Sonne und Biogas produziert und 50,5 TWh verbraucht. “Im Energiesektor waren wir damit erstmals klimaneutral”, so Minister Meyer. Und trotzdem wurden rund 20,2 TWh in andere Bundesländer exportiert: Als Stromerzeugungsüberschussland hat Niedersachsen 70,7 TwH erzeugt und 50,5 TWh verbraucht.

Bundesweit lieferten im vergangenen Jahr Windkraftanlagen den größten Beitrag (27 Prozent) zur Stromerzeugung. Damit gibt es erstmals mehr Energie aus Wind als Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken zusammen. Fast 37 Prozent weniger Steinkohle und fast 25 Prozent weniger Braunkohle wurden zur Stromerzeugung in Deutschland genutzt.

Oldenburg als bundesweiter Spitzenreiter bei Solarstrom

Auch im Bereich von Solarstrom nehmen die Fördermengen zu. Im Vergleich zu 2022 konnte Niedersachsen bei der jährlich installierten Leistung von 614 MW auf 1.411 MW (1,4 GW) in 2023 enorm zulegen und sie damit mehr als verdoppeln. Private Hauseigentümer:innen – und jetzt auch immer mehr Mieter:innen – seien ein wichtiger Motor und Vorbild beim Ausbau der Photovoltaik. Mit ihren privaten Anlagen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, senken die eigenen Stromkosten effektiv und werden unabhängiger in der Energieversorgung.

“Deutschlands Solarhauptstadt liegt also nicht grundlos in Niedersachsen”, so der Minister. “Ich gratuliere daher herzlich der Stadt Oldenburg zum bundesweiten Solarspitzenreiter 2023. In Oldenburg wurden vergangenes 2.656 PV-Anlagen neu gebaut, was einer Quote von 15,6 PV-Anlagen pro 1.000 Einwohner entspricht. Oldenburg hat da einen richtig guten Job gemacht.”

Mehr bei Lüne-Blog

  • Niedersachsen: Atomkraftwerk Grohnde wird endgültig zurückgebaut – 12.12.2023
    Wie Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) mitteilt, hat Preussen Elektra jetzt die Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das Atomkraftwerk Grohnde erhalten. “Atomkraft ist in Deutschland Geschichte”, so der Minister. Forderungen nach Wiederinbetriebnahme wehrt er ab: “Atomkraft ist teuer, wird nicht gebraucht und die Atommüllfrage ist ungeklärt, wie wir in Niedersachsen zu gut wissen.”
  • Suche nach Atommüll-Endlager: Info-Bus am 20./21. April 2023 in Lüneburg  – 10.04.2023
    Mehrere Tausend Kubikmeter mit hochgefährlichem Atommüll müssen nach dem Abschalten der letzten Atomkraftwerke im April 2023 sicher endgelagert werden. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) kommt nach Lüneburg, um die Bevölkerung zu informieren. Denn auch Gebiete in und um Lüneburg kommen in Frage. Derweil fordert ein Bündnis “Salzgitter gegen Schacht Konrad” den Baustopp für ein Endlager dort.

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