Foto: Lüneburg Barrierefrei. Fahrstuhl-Aktion am 16.01.2024.

Fahrstuhl im Bahnhof Lüneburg: Behindertenbeirat fordert zuverlässigen Zugang zu Zügen

Zuerst war er regelmäßig defekt, nun wird er sieben Monate umgebaut: Der Fahrstuhl an Gleis 1 im Bahnhof Lüneburg. Doch die in der Bauzeit angebotenen Alternativen sind sehr unzuverlässig. In einem offenen Brief wendet sich der Vorstand des Behindertenbeirats Lüneburg an die Deutsche Bahn: Das Unternehmen soll dringend Maßnahmen ergreifen, damit auch behinderte Reisende die Züge am Bahnhof Lüneburg ohne unzumutbare Einschränkungen nützen können.


Mitteilung von: Behindertenbeirat Lüneburg – Am: 02.04.2024
Online: https://behindertenbeirat-lueneburg.de/ – Foto: Lüneburg Barrierefrei.


Behindertenbeirat Lüneburg: Offener Brief an den Vorstand der Deutschen Bahn

Foto: Lüneburg Barrierefrei. Fahrstuhl-Aktion am 16.01.2024. Im Hintergrund der eingehauste Fahrstuhlschacht. Aktuell wird Fahrstuhl ausgetauscht. Im August 2024 sollen die Arbeiten beendet sein. Behindertenrechts-Aktivistin Cécile Lecomte hat symbolisch ihren eigenen (Seil-)Aufzug mitgebracht.

Seit Montag, 15. Januar 2024, wird am Lüneburger Bahnhof gebaut: Die Deutsche Bahn lässt den Aufzug am Gleis 1 austauschen und erneuert dabei auch den Fahrstuhlschacht. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis August 2024.

Deutliche Kritik am Vorgehen der Bahn

Wer auf den Aufzug angewiesen ist, muss derzeit den Bahnhof auf der Ostseite ansteuern und den Aufzug dort als Zugang zu den Gleisen nutzen. Die Bahn verweist zudem auf den Mobilitätsservice der Deutschen Bahn, der telefonisch unter 030 6521 2888 zu erreichen ist. Doch beides sind keine zuverlässigen und barrierefreien Alternativen. Darauf wurde bereits von verschiedenen Seiten hingewiesen (siehe unten).

Mit einem offenen Brief, der gleichzeitig auch Politik und Verwaltung in Lüneburg und dem Landkreis zugeht, wendet sich jetzt der Behindertenbeirat Lüneburg an den Vorstand der Deutschen Bahn AG. Die Vorsitzenden kritisieren das Unternehmen mit deutlichen Worten. Sie fordern dringend zeitnahe Maßnahmen, damit auch behinderte Reisende die Züge am Bahnhof Lüneburg ohne unzumutbare Einschränkungen nützen können.

Behindertenbeirat Lüneburg fordert: Zeitnah zuverlässigen Zugang zu Gleis 2/3 ermöglichen

Das Schreiben des Behindertenbeirats ist im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben:

2. April 2024

Wir wurden mehrfach durch Bürger*innen und Institutionen kontaktiert bezüglich der Fahrstuhlerneuerung an Gleis 1 am Bahnhof Lüneburg, da durch Ihr Unternehmen keine ausreichenden Maßnahmen getroffen wurden, um mobilitätseingeschränkten Fahrgästen den Zugang zu Gleis 2/3 zu gewährleisten. So wurden beispielweise durch die MSZ* Hilfeleistungen abgelehnt für Menschen im Rollstuhl, weil für den angefragten Zeitraum eine Person mit Sehbehinderung durch den MSZ begleitet wurde. Das ist absurd und nicht hinnehmbar. Das Anmeldesystem muss unverzüglich angepasst werden, sodass Individuallösungen gefunden werden können.

Die Dauer des Umbaus bis August 2024 ist unzumutbar und muss dringend verkürzt werden.

Wir fordern zudem, dass Sie weitreichendere Maßnahmen ergreifen, um Ihren Fahrgästen mit Behinderungen die Nutzung des Nah- und Fernverkehrs vom Bahnhof Lüneburg aus ohne unzumutbare Einschränkungen zu ermöglichen, wie es u. a. laut BGG § 8 Absatz 5 festgeschrieben ist. Denkbar wäre der Einsatz einer hochwertigen Treppenraupe (wie z. B. „Domino People“ von Zonzini) außerhalb des morgendlichen und nachmittäglichen Stoßverkehrs. Bei Demontage des Zigarettenautomaten im unteren Bereich der Treppe sollte der Einsatz eines solchen Geräts durchführbar sein.

Unserer Ansicht nach ist es absolut unabdingbar, die Gegebenheiten zu schaffen, dass kurzfristig Züge umgeleitet werden können auf Gleis 1 und Gleis 6/West. Mobilitätseingeschränkte Menschen müssen die Möglichkeit bekommen, mit einem maximalen Vorlauf von zwei Stunden die Nutzung von Nahverkehrszügen anzumelden, sodass eine spontane Umleitung auf barrierefrei zugängliche Gleise möglich wird.

Am Donnerstag, 14.03.2024, hat sich gezeigt, dass der Umweg über den städtischen Fahrstuhl an Gleis 5 keine verlässliche Alternative darstellt: der Fahrstuhl ging kaputt, eine Rollstuhlfahrerin konnte die Unterführung nur verlassen, indem mehrere Helfer*innen sie und ihren Rollstuhl die Treppe hinauftrugen. Dieser Vorfall ist beschämend!

Insbesondere in Hinblick auf die geplante Erneuerung des Fahrstuhls an Gleis 2/3 sehen wir die dringende Notwendigkeit, angemessene Maßnahmen zeitnah zu prüfen, ggf. zu testen und umzusetzen.

Bitte teilen Sie bis zum 22.04.2024 mit, welche Maßnahmen Sie ergreifen werden und ab welchem Zeitpunkt diese greifen.

Freundliche Grüße
der Vorstand des Beirats für Menschen mit Behinderung Lüneburg


*MSZ – Mobilitätsservice-Zentrale der DB (https://msz-bahn.de)
„Die Mobilitätsservice-Zentrale organisiert alles Notwendige, wenn Sie Hilfe beim Ein-, Um- oder Aussteigen benötigen – zum Beispiel einen Hublift für den Rollstuhl. Wir beantworten auch Fragen zu geeigneten Zügen, der Barrierefreiheit von Bahnhöfen oder Mindestumsteigezeiten.“

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Foto: Lüneburg Barrierefrei. Kein Fahrstuhl: Der Schnappschuss zeigt, wie viele betroffen sind. Rechts ein Herr, der mit Krücken unterwegs ist, links trägt jemand seinen E-Roller. Der Kinderwagen, den drei Personen hochtragen, ist schon fast oben angekommen.

Foto: Lüneburg Barrierefrei, 16. Januar 2024. Aktuell wird am Bahnhof Lüneburg der Fahrstuhl ausgetauscht. Das soll rund sieben Monate, bis August 2024, dauern. Der Schnappschuss zeigt, wie viele betroffen sind. Rechts ein Herr, der die Krücken seiner Frau trägt, links trägt jemand seinen E-Roller. Der Kinderwagen, den drei Personen hochtragen, ist schon fast oben angekommen.

Foto: Lüneburg Barrierefrei. Dahlenburger Landstraße. Hier wünschen sich die Demonstrierenden eine Bedarfshaltestelle, um dann links den Fahrstuhl auf Gleis 4 zu erreichen.

Foto: Lüneburg Barrierefrei. Dahlenburger Landstraße. Hier wünscht sich Lüneburg Barrierefrei eine Bedarfshaltestelle, um dann links den Fahrstuhl auf Gleis 4 zu erreichen.

Fahrstuhl am Bahnhof: Immer wieder "Außer Betrieb". Foto: Lüne-Blog.

Foto: Lüne-Blog. Fahrstuhl am Bahnhof Lüneburg, Gleis 1. Schon sehr lange immer wieder „Außer Betrieb“.

Lünepedia: Barrierefreiheit

Hintergrund ist das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ (UN-Behindertenrechtskonvention, UN-BRK), das in Deutschland am 26. März 2009 in Kraft trat (Deutsches Institut für Menschenrechte: mehr). Für den öffentlichen Personennahverkehr gelten die Bestimmungen des Personenbeförderungsgesetzes von 2013. Dies verpflichtet alle Mobilitätsakteure zu einer „vollständigen Barrierefreiheit“ bis zum 1. Januar 2022.

Weiterlesen: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_Barrierefrei

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