Foto: Deutsche Bahn AG/Petra Schwaiger. Schnellfahrstrecke Frankfurt-Köln und A3 bei Frankfurt.

Bahnstrecke Hannover-Hamburg: Verzicht auf Neubau und Verschiebung der Generalsanierung?

Verwunderung und Empörung weckt eine Information der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nach der der Neubau der Bahnstrecke Hamburg-Hannover vom Tisch sei und die geplante Generalsanierung im Landkreis auf 2029 verschoben werden soll. “Hier wird ganz klar eine politische Entscheidung gegen objektive Fakten getroffen. Hoffen wir, dass diese noch nicht final ist“, so Lüneburgs OB Claudia Kalisch. Als klare Absage an den Deutschlandtakt und an die Verkehrswende allgemein, bewertet der VCD Niedersachsen die Nachricht. Bei den geplanten Autobahnen müsste dann nach den gleichen Kriterien entschieden werden.


Mitteilung von: Landkreis Lüneburg – Am: 20.09.2023
Online: mehr – Foto: Deutsche Bahn AG/Petra Schwaiger. Schnellfahrstrecke Frankfurt-Köln und A3 bei Frankfurt. 


Bahnstrecke Hamburg – Lüneburg – Hannover: Verbesserungen rücken in weite Ferne

Statements von Landrat Jens Böther und Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch

Ein Neubau der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover sei vom Tisch, die geplante Generalsanierung auf dem bestehenden Streckenabschnitt durch den Landkreis Lüneburg soll bis 2029 verschoben werden. Ein weiteres Beteiligungsformat sei geplant. So berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 19. September 2023 unter Bezug auf Bund, Land und Bahn.

Für die Menschen in der Region sind das keine guten Nachrichten – denn bereits jetzt ist die Strecke deutlich überlastet. Landrat Jens Böther und Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch appellieren daher an Bund und Land, mehr Tempo beim Bahnausbau vorzulegen und faktenbasiert zu entscheiden.

Landrat Jens Böther: Verkehrswende wird ausgebremst

Landrat Jens Böther: „Mit dieser Absprache bremsen Bund und Land die Verkehrswende deutschlandweit aus. Sie nehmen den Menschen im Landkreis Lüneburg die Chance auf eine schnelle, gute, verlässliche Bahnverbindung mit Zukunft.

Unsere Pendlerinnen und Pendler zwischen Lüneburg, Hamburg und Hannover leiden seit Jahren unter den Zuständen auf dieser verstopften Strecke. Nun soll auch noch die Generalsanierung um Jahre verschoben werden.

Und das alles, weil einige an der überholten Idee Alpha-E hängenbleiben und die Politik es nicht schafft, den Menschen in der Heide die Chancen eines Neubaus zu vermitteln?”

Wo bleibt das versprochene Deutschland-Tempo? Neubau realistisch und notwendig

“Da frage ich mich: Wo bleibt hier das versprochene Deutschland-Tempo? Die Bahn hat die Fakten bereits auf den Tisch gelegt und gezeigt: Ein Neubau ist realistisch und notwendig.“

Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch schließt sich an: „Das ist in mehrfacher Hinsicht wirklich enttäuschend. Wir haben schon jetzt dringenden Handlungsbedarf, um für die Menschen in Stadt und Landkreis gute Pendelanbindungen nach Hamburg, Celle, Uelzen und Hannover zu schaffen. Die Verschiebung der Generalsanierung um drei Jahre bedeutet eine noch längere Wartezeit auf lang ersehnte Verbesserungen.”

OB Claudia Kalisch: Ausbau der Bestandsstrecke mit drittem Gleis durch Lüneburg bringt nicht die Kapazitäten

“Ein Ausbau der Bestandsstrecke mit einem dritten Gleis durch Lüneburg hätte zudem über Jahre zusätzliche Einschränkungen zur Folge. Das ist aus städtischer Sicht undenkbar.

Zumal diese Planung nicht die benötigten Kapazitäten für den Deutschland-Takt und die Verkehrswende bringen wird. Das belegen die Variantenvergleiche. Hier wird ganz klar eine politische Entscheidung gegen objektive Fakten getroffen. Hoffen wir, dass diese noch nicht final ist“, so Kalisch.

Mitteilung von: VCD Niedersachsen – Am: 20.09.2023
Online: https://niedersachsen.vcd.org/startseite/detail/vcd-niedersachsen-empoert-ueber-neubaustrecken-absage

VCD Niedersachsen empört über Neubaustrecken-Absage

„Absage an Deutschlandtakt und ausreichende Kapazitäten im Norden“

Der VCD Niedersachsen reagiert empört auf Presseberichte, nach denen der Bund vorerst auf eine Schnellfahrstrecke zwischen Hamburg und Hannover verzichtet.

Absage an Deutschland-Takt und Verkehrswende

„Das ist eine klare Absage an den Deutschlandtakt und an die Verkehrswende allgemein!“, so VCD-Landesvorsitzender Martin Mützel. Es sind mit den jetzt angekündigten Spar-Ausbauten weder Fahrzeitreduzierungen noch ausreichende Kapazitätsgewinne möglich.

„Mit der Verkehrswende ist es wie mit dem Klimaschutz allgemein: Sobald es konkret wird, kriegt insbesondere die SPD Angst vor ein paar Wutbürgern und zieht sich zurück.“ So werde die Klimakrise sicher nicht bekämpft werden.

Signal gegen Deutschlandtakt bundesweit

Mützel verweist darauf, dass damit deutschlandweit ein Signal gegen den Deutschlandtakt gesendet wird. Gleich das erste Projekt des Deutschlandtaktes, über das entschieden wurde, sei erst einmal abgelehnt. Das ermuntere Bahngegner, die es bei allen Neu- und Ausbauten gibt.

In Niedersachsen ist auch die geplante Neubaustrecke Hannover – Bielefeld umstritten, die den engsten und langsamsten Abschnitt zwischen Berlin und Dortmund erweitern soll.

Gleiche Kriterien für geplante Autobahnstrecken anlegen

Der VCD Niedersachsen fordert nun, nach denselben Kriterien über die in Niedersachsen geplanten Autobahnen zu entscheiden.

Diese benötigen mehr Fläche in ökologisch wertvolleren Gegenden und sind lauter und weniger energieeffizient als Schienenstrecken. Zudem bedienen sie Verkehrsrelationen, die im Vergleich zu Hamburg-Hannover und weiter Richtung Süddeutschland absolut nachrangig sind.

Mehr zum Thema

  • tagesschau.de: Bahnstrecke Hamburg-Hannover: Neubau doch nicht vom Tisch – 20.09.2023
    Ist der Neubau der Bahntrasse Hamburg-Hannover vom Tisch oder nicht? Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums erklärte allerdings, dass es noch keine Entscheidung gebe. Die Strecke Hamburg-Hannover gehört zu den am stärksten überlasteten Bahnverbindungen Deutschlands.
  • Spiegel.de: Absage an neue ICE-Trasse durch Niedersachsen – 20.09.2023
    Im Streit um die Bahnstrecke Hamburg-Hannover gibt es offenbar einen Kompromiss. Erst 2029 sollen die alten Gleise ausgebaut werden – die Neubaupläne der Bahn für den Deutschlandtakt sind damit vertagt.
  • Lüne-Blog: Bahnstrecke Hannover-Hamburg: Klimaziele nur mit Neubau zu erreichen – 23.06.2023
    Am 21. Juni 2023 in Berlin machten sich Landrat Jens Böther, OB Claudia Kalisch und weitere kommunale Vertreter:innen für den zukunftsfähigen Neubau der Bahnstrecke Hannover-Hamburg und eine faktenbasierte Entscheidung stark. Zuvor hatten sich die SPD-Landesgruppen Niedersachsen und NRW der SPD-Bundestagsfraktion nur für einen Ausbau der Bestandstrecke ausgesprochen. Auch der VCD Niedersachsen kritisiert: Die SPD-Landesgruppen lägen damit “sachlich falsch”.
  • Lüne-Blog: Fridays for Future Niedersachsen fordern ICE-Neubaustrecke Hannover-Hamburg – Offener Brief an Lars Klingbeil 01.08.2023
    Seit Jahren ist klar, dass nur eine neue Bahnstrecke den Verkehrs-Engpass zwischen Hamburg und Hannover sinnvoll auflösen kann. In einem offenen Brief fordern Fridays for Future Niedersachsen SPD-Chef Lars Klingbeil auf, die Blockade gegen den Neubau aufzugeben und sich stattdessen für die konsequente Einhaltung der Klimaziele einzusetzen.

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