Unterwegs auf der Informationsfahrt Hochwasserschutz, mit Philipp Meyn, 14.11.2023. Foto: Büro Philipp Meyn.

Kontroverses Thema Wasser: Hochwasserschutz und Grundwasser-Neubildung

Phlipp Meyn (SPD) sieht Handlungsbedarf für Hochwasserschutz und will, dass der Auenstrukturplan umgesetzt wird: Die Abholzung von Auwäldern soll mehr Raum fürs Wasser schaffen. Umweltverbände wie Unser Wasser kritisieren das als nicht zielführend. Was leistet der Ackerbau für die Grundwasser-Neubildung? Das erläutert Marianne Temmesfeld von Unser Wasser in einem Leserbrief. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer verweist auf den Masterplan Wasser, an dem aktuell gearbeitet wird.


Aktuell: Der Klima-Monitoring-Bericht der Bundesregierung – November 2023

  • Seit dem letzten Monitoringbericht 2019 war Deutschland wiederholt mit außergewöhnlichen Hitzewellen, Dürren, Sturzfluten und Überschwemmungen konfrontiert. Häufigkeit und Ausmaß von extremen Wetterereignissen nahmen zu.
  • Die Jahre 2018, 2020 und 2022 waren in Deutschland die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im Juli 2022 wurden erstmals nördlich des 53. Breitengrads in Hamburg eine Temperatur von über 40°C gemessen.
  • Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Wassermangel führte zu Ertragseinbußen in der Landwirtschaft.
  • Der Waldzustand hat sich wegen des Trockenstresses und des damit verbundenen Käferbefalls deutlich verschlechtert

Umweltbundesamt: Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel  
Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Anpassungsstrategie der Bundesregierung


Mitteilung von: Büro Philipp Meyn – Am 23.11.2023
Online: https://philipp-meyn.de/ – Foto: Büro Philipp Meyn. 


Hochwasserschutz im Fokus: Philipp Meyn (SPD) bringt Akteure aus Hochwasserschutz und Politik zusammen

Foto: Büro Philipp Meyn. Unterwegs auf der Informationsfahrt zum Hochwasserschutz, mit Philipp Meyn, 14.11.2023. 

Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Philipp Meyn (SPD) fand am 14. November 2023 eine Informationsfahrt zum Thema Hochwasserschutz statt. Beteiligt waren Vertreter:innen der Deichverbände, der Kommunen, von NLWKN bis zur SPD-Landtagsfraktion, darunter Wiard Siebels, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion.

Der Austausch ergab klaren Handlungsbedarf, so Meyn: Die in den letzten zehn Jahren durchgeführten Maßnahmen hätten nicht zu einem besserem Hochwasserschutz geführt. Stattdessen sei die Gefahr aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels gestiegen.

Deichhauptmann Hartmut Burmester: Zügige Umsetzung des Auenstrukturplans gefordert

Der Deichhauptmann des ADV, Hartmut Burmester, betonte die zügige Umsetzung des Auenstrukturplan als wichtige Maßnahme. Der Rückschnitt von Weidegebüsch diene dazu, die Abflussgeschwindigkeit des Hochwassers insbesondere an Engstellen im Flussverlauf zu beschleunigen.

Der Auenstrukturplan war in der letzten Legislaturperiode unter Minister Lies in Auftrag gegeben worden. Er enthält Maßnahmen, die in ihrer Gesamtheit zu einer Absenkung des Wasserstandes um 28 Zentimeter führen können.

Auenstrukturplan: Differenzen zwischen Hochwasser- und Naturschutz

Umweltminister Christian Meyer setzte im September 2023 den Auenstrukturplan in Kraft. Rückschnittmaßnahme sollten noch in diesem Jahr stattfinden. Eine Teilfläche bei Neu Garge wurde bereits als Ausgleichsfläche für die streng geschützten Auwälder ausgewählt.

Aufgrund von Differenzen zwischen den Belangen von Hochwasser- und Natur- und Umweltschutz rechnet gleichwohl kaum jemand damit, dass die wirksamen Maßnahmen vor dem nächsten Herbst 2024 überhaupt starten kann.

Meyn: Austausch zeigt dringenden Handlungsbedarf

“Dieser Austausch zwischen allen beteiligten Akteur:innen hat bestätigt, dass wir beim Hochwasserschutz dringenden Handlungsbedarf haben”, zog Meyn auf der Rückfahrt von Radegast ein Fazit.

,,Ich erinnere mich noch gut an die vergangenen Jahrhunderthochwasser. Umso entscheidender ist es, dass wir jetzt Zuständigkeiten klären und konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit unserer Region beim nächsten Hochwasser zu gewährleisten. Fest steht: das nächste Hochwasser wird kommen – insofern braucht es, wie auch bei Infrastrukturprojekten, ein höheres Tempo.”

SPD Landtagsfraktion: Aufgabe angehen

Meyns Aussagen stießen beim parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Wiard Siebels, auf Zustimmung: “Deichschutz ist keine freiwillige, sondern eine dringend notwendige Aufgabe. Als SPD-Landtagsfraktion werden wir daher die große Aufgabe eines wirksamen Hochwasserschutzes an der Mittelelbe verlässlich angehen.“

Der gestrige Austausch bildet einen Baustein, um in einem absehbaren Zeitraum die Umsetzung wichtiger Schutzmaßnahmen einzuleiten und umzusetzen. Es folgt im kommenden Jahr ein breit angelegter Dialog zwischen allen verantwortlichen Akteur:innen im Niedersächsischen Landtag.

Mehr zum Thema

  • Umweltministerium Niedersachsen: Umweltminister setzt Auenstrukturplan in Kraft – 07.08.2023
    Nach fast zehn Jahren Diskussion und Arbeit am „Auenstrukturplan“ hat das Umweltministerium diesen nun in Kraft gesetzt. Er wurde vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erarbeitet und hat nach der Möglichkeit, Anregungen und Stellungnahmen abzugeben, viele Punkte von Umweltverbänden, Landwirtschaft und Kommunen aufgegriffen.
  • Umweltministerium Niedersachsen/NLWKN: Auenstrukturplan für die niedersächsische Elbe – PDF-Datei
  • Lüne-Blog: BI Unser Wasser: Auwälder an der Elbe erhalten, statt abholzen – Offener Brief an Umweltministerin Lemke – 04.11.2023
    In einem offenen Brief wendet sich die BI Unser Wasser an die Umwelt-Ministerin Steffi Lemke und bittet sie, der geplanten Abholzung von Auwäldern Einhalt zu gebieten. “Einen schnelleren Abfluss von Wasser aus der Landschaft zu erreichen, ist konträr zu allen modernen Erkenntnissen, nach denen das Wasser in der Landschaft gehalten werden muss. Auen und Auwälder spielen dabei eine große Rolle. Besonders alte Auwälder sind kaum in angemessener Zeit auf Kohärenzflächen zu ersetzen.”

Mitteilung von: BI Unser Wasser e.V.  –  Am: 27.11.2023
Online: https://unserwasser-bi-lueneburg.de/


Ackerbau als Förderer der Grundwasser-Neubildung? – Märchen oder wider besseres Wissen?

Leserbrief zum LZ-Artikel „Flüsse werden zu Seelandschaften“ vom 24.11.2023

In dem Artikel “Flüsse werden zu Seelandschaften” der Landeszeitung am 24. November 2023, wird die Überflutung von Feldern im Bereich der Ilmenau bei Deutsch Evern beschrieben. Herr Jaschok vom Bauernverband erklärt dazu, die Ackerbauern seien diejenigen, die die winterliche Grundwasser-Neubildung gewährleisten. Die Grundwasser-Neubildung sei somit ihr Verdienst. Das entspricht jedoch nicht den Fakten.

Acker mit Winterweizen oder nicht abgeerntetes Rübenfeld kein Grundwasser-Neubildungsfaktor

Es ist davon auszugehen, dass er weiß, dass nur der (schwarze) Acker ohne Vegetation tatsächlich am ehesten zur Grundwasser-Neubildung beiträgt. Danach kommt Grünland, dann Mischvegetation und schließlich Laubwald, noch vor Nadelwald. Das beschreiben übereinstimmend alle wissenschaftlichen Studien.

Ein Acker mit Winterweizen oder ein nicht abgeerntetes Rübenfeld sind sogar bei den derzeitigen Niederschlagsmengen tatsächlich kein Grundwasser-Neubildungsfaktor.

Grundwasser-Neubildung abhängig von Bodenart und Bodenfeuchte

Die Grundwasser-Neubildung ist von der Bodenbeschaffenheit abhängig, auf sandigen Böden versickert Wasser leichter, auf sogenannten bindigen Böden kaum.

Außerdem ist der Grad der Versickerung abhängig von der Bodenfeuchte. Zu trocken ist schlecht, aber zu nass ist auch schlecht, weil das Wasser dann nicht mehr einsickert, sondern eher an der Oberfläche abfließt. Das zeigen zur Zeit die überfluteten Niederungen der Ilmenau. Die Böden sind derzeit so stark durchnässt, dass das Einsickern in tiefere Schichten behindert wird.

Erheblich mehr Niederschlag in diesem Jahr in Wendisch Evern

In Wendisch Evern gab es bis zum 25.11.2023 837 Millimeter Niederschlag – 282 Millimeter mehr als im ganzen Jahr 2022. Allerdings ist auch die verdunstete Wassermenge angestiegen. Dies zwar längst nicht so stark, aber die Klimatische Wasserbilanz – Niederschlag minus Verdunstung – wird wohl positiv ausfallen.

Gemeinsam Lösungen suchen: Wasser für Dürrezeiten zurückhalten

Fakt ist, dass die Bauern den Klimawandelfolgen und ihren Wetterkapriolen so ausgeliefert sind, dass sie tatsächlich Unterstützung brauchen. Die Transformation der Landwirtschaft wird umso eher gelingen, wenn gemeinsam Lösungen gesucht werden.

In der aktuellen Situation wäre die Prüfung erforderlich, ob der derzeitige „Wasserüberschuss“ zumindest anteilig in Rückhaltebecken gehalten werden könnte. Dieser Überschuss könnte dann in Dürrezeiten zum Bewässern der Felder genutzt werden, damit dafür nicht enorme Mengen Grundwasser – kaum kontrolliert – entnommen werden müssen.

Marianne Temmesfeld, Verein BI Unser Wasser in Lüneburg

Mitteilung von: Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz – Am: 27.11.2023
Online: https://www.umwelt.niedersachsen.de/ 


Umweltminister Christian Meyer: „Durch intakte Fließgewässer und Auen das Wasser in der Fläche halten”

Umweltminister eröffnet die Niedersächsischen Naturschutztage

Umweltminister Christian Meyer eröffnete am 27. November 2023 in Schneverdingen die Niedersächsischen Naturschutztage. Jedes Jahr treffen sich dabei Vertreter:innen des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes aus ganz Niedersachsen an der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA).

Die diesjährigen Naturschutztage mit insgesamt rund 350 Teilnehmenden waren dem Thema „Ökologische Funktionen von Fließgewässern” und den entsprechenden Handlungspotentialen in Niedersachsen gewidmet.

Meyer: Fließgewässer und Auen als wichtiger Beitrag zum Biotopverbund

„Intakte Fließgewässer und Auen weisen eine hohe biologische Vielfalt auf und leisten einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund”, sagte Umweltminister Christian Meyer bei der Eröffnung. „Deshalb ist es wichtig, Gewässersysteme zu renaturieren und Auenlandschaften wieder miteinander zu verbinden. Dadurch sichern wir sensible und hochwertige Rückzugsgebiete für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.”

Auen könnten das Oberflächenwasser in der Landschaft halten und somit helfen, Dürreperioden vorzubeugen und Rückhalteräume zu schaffen, so der Minister. „Angesichts der fortschreitenden Klimakrise bedarf es einer grundsätzlichen Neuausrichtung des Wassermanagements. Intakte Fließgewässer sind daher ein wichtiger Baustein im Masterplan Wasser, den wir gerade erarbeiten.”

Kooperation zwischen Wasserwirtschaft, Naturschutz und Nutzern

Meyer betonte die Notwendigkeit einer engen Kooperation zwischen Wasserwirtschaft, Naturschutz und Flächennutzern, das gelte auch für die Wiedervernässung von Mooren. „Ein höherer Wasserstand reduziert das Entweichen von CO2 und hilft damit dem Klima. Intakte Moore sind Superhelden für Klima-, Wasser- und Naturschutz”, so der Minister.

Die diesjährigen Naturschutztage rückten beim Thema „Fließgewässer” ausgewählte Leitarten wie den Biber und den Aal besonders in den Fokus. Ihre jeweiligen Ansprüche an den Lebensraum finden sich wieder in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) und im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK).

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