Klimawandel: Wassermanagement-Konzept für Lüneburg und Uelzen vorgestellt
Der Klimawandel führt zu sinkenden Grundwasserständen und gleichzeitig steigendem Wasserbedarf. Das Wassermanagement-Konzept enthält Vorschläge, um diese Herausforderung zu bewältigen. Am 19. Februar 2024 wurde es im gemeinsamen Umweltausschuss von Hansestadt und Landkreis Lüneburg vorgestellt.
Mitteilung von: Landkreis Lüneburg – Am: 22.02.2024
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Damit das Wasser in der Region bleibt: Wassermanagement-Konzept zeigt Wege für die Landkreise Lüneburg und Uelzen
Foto: Lüne-Blog. Lösegraben mit extrem niedrigem Wasserstand im August 2022. Der Grundwasserspiegel sinkt derzeit, so aktuelle Untersuchungen, während der Wasserbedarf steigen wird. Wie lässt sich gegensteuern? Darum geht es im Wassermanagement-Konzept.
Wasser ist unsere wertvollste Lebensgrundlage. Um sie nachhaltig in der Region erhalten zu können, haben der Landkreis Lüneburg, die Hansestadt Lüneburg und der Beregnungsverband Elbe-Seitenkanal in Uelzen das „Integrierte Wasserversorgungs- und Wassermengen-Managementkonzept“ (IWAMAKO) auf den Weg gebracht.
Vorstellung im gemeinsamen Umweltausschuss von Hansestadt und Landkreis am 19. Februar 2024
Am Montag, 19. Februar 2024, wurde das Konzept im gemeinsamen Umweltausschuss von Hansestadt und Landkreis Lüneburg präsentiert. Jörg Martens vom Kreisverband Wasser- und Bodenverbände Uelzen sowie Prof. Dr.-Ing. Klaus Röttcher von der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Suderburg stellten Maßnahmen zur Stärkung des Wasserhaushalts und zur Substitution von Grundwasser vor und erläuterten die jeweiligen Vor- und Nachteile.
Kommt auf uns zu: Sinkendes Grundwasser und steigender Wasserbedarf
Meldungen über sinkende Grundwasserstände beunruhigen viele Menschen in der Region. Besonders für Berufsgruppen wie Land- und Forstwirte bedeutet zu wenig Grundwasser: Ihre berufliche Existenz ist gefährdet.
Das IWAMAKO bestätigt zudem: Der Wasserbedarf wird in den nächsten Jahren durch die klimatischen Veränderungen steigen. Die beteiligten Akteure setzen deshalb auf das Wassermanagement-Konzept, um Lösungen zu finden.
Maßnahmen, um Problemen gemeinsam entgegenzuwirken
Kreisrätin Sigrid Vossers betont: „Wir sind sehr dankbar, dass wir durch die Zusammenarbeit diesem Problem nun gemeinsam gezielt entgegenwirken können und auch müssen.“ Erste vielversprechende Maßnahmen wurden dabei bereits ausfindig gemacht.
Wasser aus dem Elbe-Seitenkanal und gesäubertes Wasser aus Kläranlagen zur Bewässerung nutzen
Ein Beispiel: Dort, wo bisher Grundwasser zur Beregnung der Felder genutzt wurde, könnte überschüssiges Wasser aus dem Elbe-Seitenkanal eingesetzt werden. Auch könnte die bereits existierende Versorgung aus dem Elbe-Seitenkanal erweitert werden. Zudem könnte gesäubertes Wasser aus Kläranlagen genutzt werden, um die Grundwasservorräte zu entlasten.
Flüsse und Bäche wieder weniger tief machen
Auch die Natur benötigt dringend mehr Wasser und kann durch Maßnahmen aus dem Management-Konzept gestärkt werden. Um wertvolle Biotope entlang von Gewässern vor dem Austrocknen zu bewahren, ist die Anhebung von Gewässersohlen* ein probates Mittel. Wie beispielhaft für die Neetze bei Dahlenburg gerechnet wurde, konnte der Wasserspiegel dauerhaft angehoben werden. Gleichzeitig wird der ökologische Zustand des Gewässers verbessert.
Landwirtschaft: Steuerbare Drainagen anlegen
Landwirtschaftliche Aspekte wie die Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Bewässerungstechnik und die Auswahl trockenheitstoleranter Sorten wurden ebenso im IWAMAKO berücksichtigt. Hierzu zählen auch steuerbare Drainagen, welche die Grundwasserbestände auffüllen. Während klassische Drainagen das Sickerwasser gezielt abfließen lassen, können steuerbare Drainagen das Wasser temporär anstauen. So kann dieses im Boden versickern und das Grundwasser anreichern.
„Diese Maßnahmen können jedoch nur gemeinsam mit und von der Landwirtschaft umgesetzt werden und müssen im Rahmen des landwirtschaftlich und wirtschaftlich Sinnvollen bleiben“, berichtete Prof. Dr.-Ing. Röttcher.
Ab 2030 wohl nicht mehr genügend Wasser für die Landwirtschaft
„Zwar ist die Trinkwasserversorgung stets gewährleistet, jedoch besagen aktuelle Hochrechnungen, dass ab dem Jahr 2030 das Grundwasser nicht mehr den Bedarf für die Landwirtschaft decken könne. Wir sehen es bereits an Maßnahmen wie dem Beregnungsverbot im vergangenen Sommer, dass zeitnah mit ersten Maßnahmen begonnen werden muss, um auch für die Landwirtschaft zukünftig benötigte Mengen bereitstellen zu können“, berichtet Stefan Bartscht, Fachdienstleiter Umwelt des Landkreises Lüneburg.
Maßnahmen in der lokalen Politik besprechen
Das Wassermanagement-Konzept zeigt, dass Maßnahmen flächendeckend oder auch in Teilgebieten dazu beitragen können, um die Grundwassernutzung zu verringern. Wann und in welcher Form welche Maßnahmen nun ergriffen werden, darüber müsse im nächsten Schritt mit der lokalen Politik diskutiert werden.
Auch eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen erscheint sinnvoll, so der Fachdienstleiter. „Wir setzen auf einen Dreiklang: Wasser sparen, alternative Quellen nutzen und zugleich die Grundwasserneubildung fördern“, so Stefan Bartscht.
Stadtgebiet Lüneburg: Ebenfalls konkrete Maßnahmen ableiten
Für das urbane Umfeld sind die Optionen andere als im ländlichen Raum, macht Markus Moßmann, Erster Stadtrat und Dezernent für Nachhaltigkeit, Sicherheit und Recht in der Hansestadt deutlich. „Nicht alle exemplarischen Ansätze des Projektes können im Stadtgebiet angewandt werden.“
Die Empfehlungen der Experten deckten sich aber mit dem, was die Stadt aktuell in Sachen Wassermanagement und strategischer Stadtentwicklung in den Fokus nehme – darunter die Grundwassersubstitute sowie den Weg zur Schwammstadt.
Abgestimmte Strategie unter Einbezug aller Betroffenen nötig
„Die Informationen des Berichts, Kartierungen und Empfehlungen nehmen wir auf, um aus den Beispielen konkrete Maßnahmen abzuleiten. Auch unser Klimaanpassungskonzept, das gerade in der Aufstellung ist, wird von diesem Projekt profitieren“, betont Moßmann.
„Eine abgestimmte Strategie zwischen den Wassernutzern, Wasserbehörden und den Naturschutzverbänden sowie Trägern öffentlicher Belange ist notwendig, um die erzielten Projektergebnisse und erforderlichen Maßnahmen auch umsetzen zu können“, hob Projektinitiator Dipl.-Ing. Ulrich Ostermann, Geschäftsführer des Beregnungsverbandes Elbe-Seitenkanal, hervor.
Besonders die Wassernutzenden in der Verantwortung
Er betonte: „Grundsätzlich können insbesondere die Wassernutzenden die angestrebten Maßnahmen in Bewegung bringen. Sie müssen auch dazu beitragen, dass auch zukünftig ausreichend Wasser für Trink- und Brauchwasser, für Industrie und Landwirtschaft zur Verfügung steht.“
Auch die Politik sei gefragt, so Ostermann. Sie müsse den gemeinsamen Konsens herstellen und Grundlagen schaffen, damit Behörden und Wassernutzer die geplanten Maßnahmen umsetzen können.
Landkreis Lüneburg: Mehr Information
- Grundwasser: landkreis-lueneburg.de/grundwasser
- Wassermanagement-Konzept und Runder Tisch Grundwasser
Die Präsentation vom 19.02.2024 ist hier noch nicht verfügbar, wird aber ergänzt, sobald sie veröffentlicht ist. - Sitzung der Ausschüsse für Umweltschutz von Stadt und Landkreis Lüneburg am 19.02.2024: Tagesordnung und Vorlagen
Hintergrund
Das Thema Wasser und Grundwasser hat in Hansestadt und Landkreis Lüneburg in den vergangenen Jahren breiten Raum in der politischen Diskussion eingenommen. Daher wurde ein gemeinsames Wassermanagement-Konzept auf den Weg gebracht. Ziel ist es, mit den Akteuren in einer öffentlichen Diskussion Wege und Ideen zu finden, um die wertvolle Ressource Wasser in der Region halten zu können. Die Koordinierung des Projektes hat der Beregnungsverband Elbe-Seitenkanal übernommen. Zu den Projektbeteiligten gehören:
Landkreis Lüneburg, Untere Wasserbehörde,
Landkreis Uelzen, Untere Wasserbehörde,
Hansestadt Lüneburg, Untere Wasserbehörde,
Beregnungsverband Elbe-Seitenkanal.
*Bei unnatürlich tiefen Gewässerprofilen kann die Sohle durch die Zugabe von Geschiebe angehoben werden. Zudem kann die Sohle mit Hilfe von Pfahlreihen oder Totholz gegen eine fortschreitende Eintiefung gesichert werden. Ziel ist es, eingetiefte Gewässer wieder mit ihren Auen zu verbinden und die Überflutungshäufigkeit zu erhöhen.
Weiterlesen: Umweltbundesamt: Renaturierungsmaßnahmen zur Verbesserung des Gewässerzustandes
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