Sozialministerium Niedersachsen: Beratungsstelle beRATen e.V. stellt Arbeit gegen salafistische Radikalisierung vor
Radikalisierung ist ein Phänomen, dem wir vielerorts begegnen, auch im religiösen Bereich. Besorgte Verwandte, Freund:innen und Kontaktpersonen, die befürchten, dass Jugendliche sich islamistisch radikalisieren, finden bei beRATen e.V. Rat und Hilfe. Die Beratungsstelle ist niedersachsenweit erreichbar.
Mitteilung von: Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Am: 09.06.2022
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Foto: Beratungstelle beRATen e.V. – Screenshot
Prävention, Hilfe und Unterstützung: Beratungsstelle beRATen e.V. gegen salafistische Radikalisierung
„Prävention ist eine Daueraufgabe, Deradikalisierung verläuft prozesshaft und ist langwierig. Deshalb ist eine solide und nachhaltige Unterstützung wichtig. beRATen e.V. ist eine Erfolgsgeschichte”, so bilanziert Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens die Arbeit der seit sieben Jahren bestehenden, landesweit tätigen Beratungsstelle zur Prävention salafistischer Radikalisierung.
- Information und Kontakt: https://beraten-niedersachsen.de
2015 gegründet zum Schutz junger Menschen vor Radikalisierung durch islamistische Einflüsse
Im April 2015 wurde beRATen e.V. unter Federführung des Sozialministeriums gestartet, um junge Menschen vor einer Radikalisierung durch islamistische Einflüsse zu bewahren, sie dabei zu unterstützen, sich von extremistischer Ideologie zu lösen und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Rat und Hilfe für Jugendliche, besorgte Angehörige und Freund:innen
Rat und Hilfe suchen dort Jugendliche, aber insbesondere besorgte Angehörige, Freundinnen und Freunde oder Fachkräfte aus den Bereichen Kita, Schule und Jugendämter.
Fast 380 Anfragen hat beRATen e.V. von April 2015 bis April 2022 verzeichnet. Hinter dieser Zahl verbergen sich zahllose weitere Aufgabenstränge und Herangehensweisen, um betroffenen jungen Menschen und deren sozialem Umfeld zur Seite zu stehen.
Herausforderungen verändern sich
Zunächst ging es vornehmlich darum, zu verhindern, dass junge Menschen in Gebiete des Islamischen Staates (IS) ausreisen. Inzwischen verschob sich der Fokus hin zu Rückkehrenden aus Syrien und dem Irak sowie Kindern aus radikalisierten Familienverbänden.
Thematisch hinzugekommen sind mittlerweile die Aufgabenfelder einer intensiven Zusammenarbeit mit Jugendämtern, um z.B. eine mögliche Kindeswohlgefährdung zu prüfen, Prävention im Kontext psychischer Auffälligkeiten, De-Radikalisierungsarbeit im schulischen und Kita-Bereich sowie die – durch die Corona-Pandemie beförderte – zunehmende Radikalisierung durch soziale Medien.
Abwägen zwischen Religionsfreiheit und gefährlichem Extremismus
“Wir [bewegen] uns in einem politisch als auch grundrechtlich hochsensiblen Bereich”, so Guta. Dabei gelte es, zwischen grundrechtlich gedeckter Religionsfreiheit und extremistischen Einstellungen abzuwägen.
Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird beRATen e.V. seit Anbeginn vom Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. Der führende Experte des IIT, der Islamwissenschaftler und Extremismusforscher Dr. Michael Kiefer, unterstreicht: „Eine gut aufgestellte Radikalisierungsprävention – wie beRATen e.V. sie leistet – muss einen breiten Fächer an Maßnahmen bereithalten.”
Deradikalisierung als langwierige Daueraufgabe
„Wir brauchen eine nicht nachlassende Aufmerksamkeit für das Thema”, hob Ministerin Daniela Behrens hervor, „denn nach Einschätzung von Fachleuten bedeuten die stagnierenden Fallzahlen keinesfalls, dass Entwarnung gegeben werden kann, was die Gefahr von Anschlägen hierzulande betrifft. … Deradikalisierung verläuft zudem prozesshaft und ist daher langwierig. Insofern ist eine solide und nachhaltige, auf Dauer angelegte Unterstützung der Präventionsarbeit wichtig!”
Hintergrundinformation: beRATen e.V.
Radikalisierungsprozesse und deren Hintergründe sind vielfältig. Jeder Fall gestaltet sich individuell. Biographien von jungen Menschen, die sich salafistisch radikalisiert haben, zeigen, dass sie aus unterschiedlichsten sozialen Milieus kommen und das Spektrum der Bildungsabschlüsse komplett abdecken. Salafistische Radikalisierung ist also kein rein religiöses, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen.
Um den Gefahren des Islamismus, insbesondere des Salafismus, entgegenzutreten, hat die Landesregierung unter Federführung des Niedersächsischen Sozialministeriums im Dezember 2014 den „Verein für jugend- und familienpädagogische Beratung Niedersachsen – beRATen e.V.” als Träger der ersten zivilgesellschaftlichen Beratungsstelle in Niedersachsen gegründet. Die Beratungsstelle hat im April 2015 ihre Arbeit aufgenommen.
beRATen e.V. mit Sitz in Hannover ist in ganz Niedersachsen für die Beratungsarbeit zuständig. Beratung und Begleitung erfolgen bedarfsgerecht vor Ort.
- Information und Kontakt: beraten-niedersachsen.de
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