Hannover-Hamburg: Viele Argumente für Bahnstrecken-Neubau entlang A7
Ausbau der Bahnstrecke Hannover-Hamburg/Bremen: Aktuell untersucht DB Netze ergebnisoffen vier Varianten. Diese werden Landkreisen und Gemeinden vorgestellt und diskutiert. Beim Termin im Landkreis Lüneburg am 15. November 2022 ging es um eine mögliche Westumfahrung von Lüneburg – die wird dort kritisch betrachtet.
Mitteilung von: Landkreis Lüneburg
Am: 18.11.2022
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Statt Alpha-E: Vieles spricht für den Neubau einer Bahnstrecke entlang der A7
Kommunen aus dem Landkreis Lüneburg am 15. November 2022 im Austausch mit DB Netz
Eine der wichtigsten Entscheidungen für den Bahnverkehr in Norddeutschland steht bevor: Im Sommer 2023 soll der Bundestag über die Bahnstrecke Hamburg-Hannover, also die Umsetzung von Alpha-E und Alternativen dazu, abstimmen.
Die Deutsche Bahn nimmt dafür planerisch vier Lösungswege genau unter die Lupe und vergleicht sie miteinander. Zwei dieser Trassen verlaufen mitten durch den Landkreis Lüneburg:
- Die bestehende Strecke von Hamburg über Lüneburg und Uelzen nach Hannover
- sowie eine Umfahrung, die bei Radbruch von der Hauptstrecke abzweigt, bei Reppenstedt und Melbeck verläuft und bei Suderburg im Landkreis Uelzen zurückgeführt wird.
Austausch von Landkreis und Kommunen mit DB Netz am 15. November 2022
Die Umfahrung war Thema der Kommunalen Werkstatt der DB Netz am 15. November 2022. Neben Landrat Jens Böther waren die Hansestadt Lüneburg sowie die Samtgemeinden Bardowick, Gellersen und Ilmenau für den Landkreis Lüneburg vertreten.
Während andernorts die Emotionen gegen eine Neubaustrecke entlang der Autobahn 7 hochkochen, legten die Kommunen aus dem Landkreis Lüneburg die Probleme entlang der Umfahrung sachlich dar. „Die Planung ist schon sehr detailreich“, sagt Landrat Jens Böther. „Es ging um aktualisierte Pläne der Kommunen, Brückenbauwerke, Schallschutz und die Einfädelung.“
Neubau: Wirtschaftlicher und tragfähiger
Sehr deutlich sei bereits jetzt, dass ein Neubau entlang der A7 wirtschaftlicher und auch für die Zukunft tragfähiger sei.
„Über diese Schienen muss der Bahnverkehr zwischen Hamburg und Hannover für die kommenden hundert Jahre rollen – das funktioniert weder auf der Bestandsstrecke mitten durch Lüneburg noch durch eine Umfahrung im dicht besiedelten Speckgürtel“, betont der Landrat.
Landkreis fordert Raumordnungsverfahren
Der Landkreis Lüneburg werde gleichwohl jede Streckenführung akzeptieren, die in einem faktenbasierten, fachlich fundierten Verfahren zustande kommt – auch wenn er selbst betroffen sei. „Dazu ist ein Raumordnungsverfahren unverzichtbar, wie es der Landkreis seit mehreren Jahren fordert“, so der Landrat.
„Die Planungen der Bahn dazu gehen in die richtige Richtung.“ Zwischen Hannover und Hamburg seien durchgängig vier Gleise notwendig – und die sind wohl nur mit einem Neubau zu realisieren.
Stellungnahmen der beteiligten Kommunen
Zum Termin mit der DB Netz nehmen die beteiligten Kommunen aus dem Landkreis Lüneburg Stellung.
OB Kalisch, Lüneburg: Ausbau der Bestandsstrecke würde erhebliche Eingriffe im Stadtgebiet bringen
Claudia Kalisch, Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg:
„Die DB hat uns ausschließlich die bestandsstreckennahe Variante im Detail dargestellt. Auch wenn noch Angaben fehlten, so zum Beispiel zu den Höhenplanungen, haben wir erhebliche Bedenken gegen die bestandsnahe Trassenvariante.
Das Stadtgebiet wäre deutlich betroffen, und wir sollten sehr gut abwägen, welche Vor- und welche Nachteile die vorgestellte Lösung gegenüber möglicherweise anderen Alternativen bringt.
Bezüglich des Ausbaus der Bestandsstrecke hat die DB auf die Erkenntnisse im Rahmen der Gläsernen Werkstatt verwiesen. Hieraus folgten erhebliche Eingriffe in Lüneburger Bausubstanz und die verkehrliche Perspektive ist aus Lüneburger Sicht fraglich.
Die DB hat angekündigt, in der ersten Jahreshälfte 2023 in das parlamentarische Verfahren dazu einzusteigen. Wir werden die Zeit nutzen, um alle bisher vorgelegten Informationen ausführlich zu bewerten und voraussichtlich im Januar 2023 eine aktuelle Positionierung des Rates der Stadt dazu herbeizuführen.“
Region: Westumfahrung wird kritisch gesehen
Arndt Conrad, Erster Samtgemeinderat, Samtgemeinde Bardowick: „Die vorgestellten Planungen der Deutschen Bahn sind erkennbar nicht realisierbar. Sie zerschneiden die Samtgemeinde Bardowick und beeinträchtigen die Menschen in Bardowick, Vögelsen und Radbruch massiv und werden abgelehnt.“
Steffen Gärtner, Bürgermeister der Samtgemeinde Gellersen:
„Die Deutsche Bahn baut im Auftrage des Bundesverkehrsministeriums weiter Luftschlösser, statt den Schienenausbau in der Region ernsthaft voranzutreiben. Eine neue Bahntrasse, die zwischen Lüneburg und Reppenstedt verläuft, ist auch durch das neue Baugebiet Schnellenberger Weg unsinnig. Dort werden bereits im kommenden Jahr viele Menschen in ihren eigenen vier Wänden leben. Auch der geplante Standort der kommunalen Kindertagesstätte wäre betroffen. Der Bundestag muss diesem unsäglichen und realitätsfremden Planungsprozedere endlich den Stecker ziehen.“
Peter Rowohlt, Bürgermeister der Samtgemeinde Ilmenau: „Der Termin zur kommunalen Planungswerkstatt hat aus meiner Sicht nur noch einmal unterstrichen, dass eine enge Westumfahrung Lüneburgs u.a. durch die Samtgemeinde Ilmenau inzwischen unmöglich geworden ist. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, hat diese Signale auch bei den Vertretern der DB vernehmen können.“
- DB Netze: Bahnprojekt Hamburg/Bremen-Hannover – Streckenabschnitt Ashausen-Uelzen Süd
Ziel der Planungen ist es, eine staufreie, pünktliche und zukunftsfähige Lösung zu finden, welche zudem umweltfachlich vorzugswürdig und raumordnerisch darstellbar ist. Aktuell untersucht und plant die DB ergebnisoffen verschiedene Varianten. Die Vorplanungen werden voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen sein. - Fahrgastverbände: Neubaustrecke für Bahnverbindung Hamburg-Hannover nötig (29.09.2022)
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