Fahrgastverbände: Neubaustrecke für Bahnverbindung Hannover-Hamburg nötig
Alpha-E: Ein unzureichender Kompromiss, der unwirtschaftlich ist, jahrzehntelang den Bahnverkehr behindert und der Verkehrswende schadet – so die Fahrgastverbände Deutscher Bahnkundenverband, PRO BAHN Niedersachsen und VCD Niedersachsen. Sie kritisieren eine straßenfixierte Verkehrspolitik in Niedersachsen, die sich stattdessen für den Neubau der A20 und A39 einsetzt.
Mitteilung von: VCD Landesverband Niedersachsen
Am: 28.09.2022
Online: https://niedersachsen.vcd.org
Fahrgastverbände: Bahnausbau Hamburg-Hannover braucht Neubaustrecke
In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Deutschem Bahnkundenverband, PRO BAHN Niedersachsen und VCD Niedersachsen fordern die Verbände, auch offen über Neubaustrecken zu diskutieren. Populismus gegen jeden Neubau schade dem Land und der Verkehrswende.
Ausbau der Bestandsstrecke (Alpha-E) unzureichend und unwirtschaftlich
Nur ein drittes Gleis zwischen Lüneburg und Uelzen, wie es jetzt im “Alpha-E-Konsens” vorgesehen ist, ist unzureichend. Es bringt keine Beschleunigung und nur wenig zusätzliche Kapazität, dafür müssen aber die bestehende Strecke und alle Bahnhöfe und Ortsdurchfahrten umgebaut werden, was länger dauert und teurer ist als ein Neubau.
DBV-Bundesvorstandsmitglied Frank Böhnke: “Die Verkehrswende braucht komplett neue Bahnstrecken. Unserer Meinung nach steht der Aufwand für den Bau eines dritten Gleises parallel zu den bereits vorhandenen beiden in keinem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen.
Zumal es auch bedeuten würde, dass über Jahre Ersatzverkehre und Unterbrechungen die Nerven der Fahrgäste entlang der Strecke arg strapazieren würden. Ganze Orte würden ihre Struktur und Gestalt verändern und fast komplett über Jahre zu einer Großbaustelle werden.“
Neubau: Schneller bei weniger betroffenen Anwohnenden
Verglichen mit den acht Jahren, die für den nur 27 km langen zweigleisigen Ausbau Verden-Rotenburg vorgesehen sind, würde ein Ausbau der Bestandsstrecke mindestens 25 Jahre dauern. In dieser Zeit gäbe es keine Verbesserungen, sondern nur Einschränkungen des Verkehrs.
Wegen des geringen Nutzens ist der Alpha-E-Ausbau auch unwirtschaftlich und darf nach der Bundeshaushaltsordnung nicht gebaut werden. Zudem seien von einem kürzeren Neubau entlang der A7 und/oder der B3 voraussichtlich weniger Menschen betroffen als bei einem Umweg durch Lüneburg und Uelzen.
Bei Alpha-E kein 30-Minuten-Takt im Nahverkehr möglich
Ein 30-Minuten-Takt im Nahverkehr ist nicht möglich, solange der sich zwischen Uelzen und Celle zwei Gleise mit dem ICE teilen muss. Dort ist im “Alpha-E” keinerlei Ausbau vorgesehen.
Martin Mützel, VCD-Landesvorsitzender: “Es ist mittlerweile fachlich eindeutig, dass ein reiner Bestandsstreckenausbau nicht reicht. Wer den immer noch verspricht, will entweder gar keinen Ausbau oder verspricht den Bürgern etwas gegen besseres Wissen.”
Region würde von Neubau profitieren
Die durchfahrene Region könne erheblich von einer Neubaustrecke profitieren. So sind an den Neubaustrecken Köln-Frankfurt, Nürnberg-Ingolstadt und Wendlingen-Ulm mehrere Zwischenhalte in kleineren Orten wie Kinding oder Merklingen eingerichtet worden.
“Wenn es vor Ort gewünscht wird, ist das auch für Egestorf, Bispingen, Soltau oder Bergen kein Problem“, so PRO BAHN-Landesvorsitzender Malte Diehl. Ähnliches gelte auch für Bad Nenndorf oder Bad Eilsen an der geplanten Schnellfahrstrecke Hannover – Bielefeld.
Bei Soltau könnten Regionalzüge von den alten auf die neue Strecke wechseln und weitere Orte auch im Heidekreis schnell und umsteigefrei mit Hannover und Hamburg verbinden. Attraktive Anschlüsse in Soltau erleichtern auch die Reaktivierung der Bahnstrecke von dort nach Lüneburg.
Planungsverfahren wurde von CDU/SPD-Regierung und Unions-Verkehrsminister beauftragt
Das Projekt ist nicht von “Der Bahn” beschlossen worden, sondern folgt den Vorgaben von Bundestag und Bundesverkehrsministerium. Das derzeitige Planungsverfahren wurde von der damaligen Großen Koalition unter einem Unions-Verkehrsminister beauftragt. Die Ampel führt es nach Prüfung unverändert fort.
Martin Mützel: “Wer im Wahlkampf versucht, sich auf Kosten der Bahn zu profilieren, kritisiert in Wirklichkeit seine eigenen Parteikollegen in Berlin!”.
„Straßenfixierte“ Verkehrspolitik in Niedersachsen
Die Verbände fordern die Politik auf, bei Neubauten für Schiene und Straße nicht mit zweierlei Maß zu messen. Eine neue Autobahn ist breiter und lauter als eine Eisenbahn gleicher Leistungsfähigkeit. Bis heute ist nicht absehbar, ob und wie Langstrecken-Lkw mit Ökostrom fahren können, auch dann ist der Energieverbrauch relativ zur Last höher.
Dennoch setzt sich z. B. Landesverkehrsminister Althusmann für den Neubau unter anderem der A20 und A39 ein. Er fordert auch einen Ausbau der A2 zwischen Hannover und Bielefeld, lehnt aber eine Eisenbahn-Neubaustrecke parallel zu dieser Autobahn ab.
Schaden für Verkehrswende: Störanfälligkeit der Bahn-Fernstrecken hat bundesweite Auswirkungen
Frank Böhnke: “Diese straßenfixierte Verkehrspolitik verhindert den Umstieg auf die und den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Damit schadet sie der Verkehrswende und ganz Deutschland, da die Störungsanfälligkeit auf hiesigen Fernstrecken bundesweite Auswirkungen hat.
Wenn der Landesverkehrsminister tatsächlich gegen ein Verkehrsprojekt protestieren will, sollte er das zuerst bei der Küstenautobahn tun!”
DBV
Wilmersdorfer Straße 113/114, 10627 Berlin
www.bahnkunden.de
PRO BAHN Niedersachsen
Leobschützer Str. 5, 26125 Oldenburg
www.pro-bahn.de/niedersachsen
VCD Landesverband Niedersachsen e. V.
Umweltzentrum Hannover, Hausmannstraße 9 – 10, 30159 Hannover
https://niedersachsen.vcd.org
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